Sonne und die Bedienung: Widrigkeiten beim Fahrscheinkauf

Über ein Jahr lang hat Liselotte Berbig alles versucht. Mit Hotlines bei der Deutschen Bahn telefoniert. Briefe geschrieben. Auf echtes Verständnis ist sie nicht gestoßen. Und so musste eben eine privat organisierte kleine Schulung her, um älteren Menschen zu erklären, wie so ein Fahrscheinautomat eigentlich funktioniert. Neben der Bedienung gibt es aber weitere Hürden.

Es ist ein sonniger Nachmittag, als sich eine stattliche Anzahl Seniorinnen und Senioren am Zapfendorfer Bahnhofsplatz treffen. Dort steht, vor dem Wetter völlig ungeschützt, ein einziger Fahrscheinautomat der Bahn. Bedient wird er, wie alle aktuellen Modelle, nicht mehr mit Tasten, sondern über einen berührungsempfindlichen Bildschirm (Touchscreen). Damit zurecht zu kommen, die Menüführung zu verstehen, ist für viele ältere Menschen schon einmal eine Hürde. „Wir haben es hier mit einer Generation zu tun, die nicht technikfeindlich ist, aber ihr gegenüber einen gewissen Respekt verspürt“, erklärt Liselotte Berbig, die zusammen mit anderen Ehrenamtlichen monatlich den Seniorentreff „Spiel & Spaß“ im katholischen Pfarrheim, nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt, organisiert.

Daher sei die Idee entstanden, doch einfach mal eine kleine Schulung durchzuführen. Sämtliche Anfragen bei der Bahn sind aber ins Leere gelaufen, das Unternehmen erklärte sich nicht bereit, den Senioren weiterzuhelfen. „Dann sind wir auf Klaus Amann gekommen, der bei der Bahn arbeitet. Und er hat, wohlgemerkt in seiner Freizeit, diese Aufgabe übernommen.“ Denn nicht nur der Automat an sich ist erklärungsbedürftig, sondern auch die Auswahl der Tickets. Denn wer zu zweit fährt, für den lohnen sich Einzelfahrscheine nicht, sondern vielmehr ein Tagesticket Plus – bei dem außerdem noch Kinder kostenfrei mitfahren können. Ebenso ein Hund und ein Fahrrad. „Und dann ist auch gleich die Rückfahrt mit dabei“, so Amann.


Viele Seniorinnen und Senioren ließen sich den Automat genau erklären.

Ein kleines Dach wäre hilfreich

Enttäuscht zeigen sich die Senioren, wie schlecht der Bildschirm des Fahrscheinautomaten abzulesen ist. Zwar ist der abgewandt zur Sonne aufgestellt, wirklich gut lesen lassen sich die Texte aber nicht mehr. Ob hier vielleicht eine Überdachung helfen könnte? „Dieser Automatentyp kommt in ganz Deutschland zum Einsatz“, erklärt Amann. Dass die Bahn also extra für Zapfendorf einen Austausch vornehmen könnte, wäre unrealistisch. „Aber zumindest ein kleines Dach wäre doch super“, meinte Berbig. Die gleichen Probleme gibt es an vielen Haltepunkten entlang der Strecke, auch in Breitengüßbach oder Ebing ist das Automatendisplay bei Sonne genauso schlecht ablesbar.


Der in Zapfendorf und auch an vielen anderen Haltepunkten in der Region stehende Automat ist das aktuelle Standardmodell.

Immerhin: Die Menüführung des Automaten haben viele der teilnehmenden Senioren am Ende ausprobieren können. Trotz schlechter Lesbarkeit. Und dabei wurde wieder einmal klar: Es braucht manchmal einfach eine kleine Erklärung – und schon funktioniert es. Gerade deswegen, findet Berbig, war es wirklich schade, dass sich von der Bahn niemand bereiterklärt hatte, hier tätig zu werden.

Bild Fahrkartenautomat: BahnthalerDB-FahrkartenautomatCC BY 3.0
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