Über drei Stunden tagte am 28. Februar 2013 der Zapfendorfer Marktgemeinderat. Hauptthema der Sitzung: Die Bahnübergangs-Ersatzlösung Zapfendorf Nord sowie die Westtangente. Erstmals wurden dem Gremium detaillierte Pläne präsentiert, deren Umsetzung viel Arbeit erforderte und weiter erfordern wird. Während die Räte Einigkeit zeigten, gab es im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit aber Widersprüche.
„Schon im Jahr 1997 haben wir ein Gutachten zur möglichen Lage der Westtangente zwischen den damaligen Holzwerken und dem Main anfertigen lassen“, sagte Bürgermeister Josef Martin. „Wir als Markt Zapfendorf mussten uns verpflichten, die Planung für die Westtangente voranzutreiben, denn eine Bahnunterführung im Süden von Zapfendorf kann nur gebaut werden, wenn auch die Westtangente kommt. Von der Bahn wurden wir gebeten, für den Norden die von uns favorisierte Lösung mit einem Kreisverkehr planungs- und baurechtlich zu übernehmen. Bereits Ende März könnte somit das Bebauungsplan-Verfahren abgeschlossen werden, so dass als nächstes die Kreuzungsvereinbarung anstünde.“
Es muss schnell gehen. Noch in diesem Jahr möchte die Deutsche Bahn die Planfeststellung für den Ausbau der ICE-Strecke zwischen Hallstadt und Ebensfeld auf den Weg bringen. Ende 2015 soll die Zapfendorfer Überführung im Norden in Betrieb gehen, gleichzeitig würden die beiden innerörtlichen Bahnübergänge geschlossen. Und Ende 2017 sollen die Züge viergleisig rollen. Die Gemeinde Zapfendorf rechnet mit Kosten von 8,8 Millionen Euro für Zapfendorf Nord, wobei die Bahn zur Gegenrechnung die von ihr angestrebte Lösung ohne Kreisverkehr annimmt (mehr dazu im Artikel Sind Weiden wertvoller als Menschen? aus dem Jahr 2011), die 6,1 Millionen Euro kosten würde. Die Differenz würde die Bahn gerne der Gemeinde aufbürden. „Wir in der Verwaltung sehen das aber ganz anders“, so Martin. „Eine Kreuzungsvereinbarung würde unter diesen Bedingungen den Gemeinderat nicht passieren. Außerdem fehlt auch die Fußgänger- und Radfahrer-Ersatzlösung in diesem Bereich.“
Die Ersatzlösung Zapfendorf Nord: Mittig der Sportplatz, rechts der entstehende Kreisverkehr, der auf die Straße nach Unterleiterbach anbindet. Die bisher im linken Bereich des Plans liegenden Unternehmen (zum Beispiel Bettfedern Schneider) müssen umgesiedelt werden.
Straße wird höher gelegt – Betriebe werden umgesiedelt
Vom 14. Januar bis 15. Februar lagen die Pläne für die Ersatzmaßnahme Nord sowie für die Westtangente zur Einsicht im Rathaus aus. Neben den üblichen Stellungnahmen von Regierung, Landratsamt, Eon und Telekom gingen auch Schreiben von Privatpersonen und Unternehmen ein. Da im Rahmen des Baus einer Überführung im Norden von Zapfendorf die bisherige Mainstraße (entlang der Bahnlinie) höher gelegt werden muss, müssen im Laufe der Bauphase Behelfseinfahrten zu den dort ansässigen Unternehmen entstehen, bevor diese anschließend umgesiedelt werden. Die Höherlegung der Straße, die einmal als nördlicher Punkt der Westtangente dienen soll, ist aufgrund der Hochwassergefährdung in diesem Bereich unumgänglich. Einwendungen der Unternehmen beschäftigten sich vor allem mit dieser Höherlegung. Auch die dort wohnende Familie Birk erhob Einspruch aufgrund der Höhenlage der Straße sowie einer möglichen Wertminderung des Gebäudes.
Ausführlich schriftlich geäußert hatte sich, vertreten durch einen Anwalt, Stefan Kabitz, ehemaliger Marktgemeinderat aus Zapfendorf. Er sah die Planung als entbehrlich an, da die Bahn im Zuge der ICE-Ausbaustrecke diese durchführen müsste. Außerdem liege keine schriftliche Zusage vor, dass die Westtangente auch einmal Staatsstraße werde. Kabitz klagte zudem über die fehlende Planung für einen Radweg und eine Grundwasserbelastung in diesem Bereich. Alle Einwendungen wurden vom Gemeinderat per Beschluss kommentiert – so werde die Planung auf Wunsch der Bahn selbst durchgeführt, die Gemeinde habe die volle Unterstützung der Regierung von Oberfranken in Sachen Aufwertung der Westtangente zur Staatsstraße, Radwege seien weiterhin durch die Ortschaft angedacht und eine Grundwasserbelastung nicht bekannt.
So soll die Westtangente einmal aussehen. Mittig das Gewerbegebiet mit der Bioenergie Zapfendorf (Basis Gewerbepark). Der Kreis im Norden ist die Kläranlage der Bayerischen Milchwerke (BMI), direkt auf der anderen Straßenseite die Kläranlage der Gemeinde Zapfendorf.
„„Unser Bürgermeister sollte noch eine Amtsperiode dranhängen“
Bürgermeister Martin kritisierte in diesem Zusammenhang die Einwendungen von Kabitz scharf und verwies auch auf einen Zeitungsbericht im Obermain-Tagblatt vom 23. Februar 2013, in der Kabitz die Gemeinde Zapfendorf sinngemäß als unkooperativ bezeichnet hatte. Kabitz, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerinitiative „Das bessere Bahnkonzept“, schade mit seiner Vorgehensweise der Gemeinde. Vonseiten des Gemeinderats kamen ähnliche Stimmen. Thomas Porzner (CSU) lobte die Gemeindeverwaltung für die akribische Arbeit in Sachen Planung. „Unser Bürgermeister sollte noch eine Amtsperiode dranhängen oder der Gemeinde zumindest als Berater erhalten bleiben. Ein neuer Bürgermeister wird es schwer haben, und bisher haben wir einen wahren Experten in Sachen Kreuzungsvereinbarungen und Bahnstrecke im Rathaus sitzen“, so Porzner mit Blick auf das Ende der Amtsperiode von Martin, der bei den Kommunalwahlen 2014 nicht wieder antreten möchte.
Dorferneuerung Oberleiterbach: Erste Bauphase in 2013
Ebenfalls in der Sitzung vom 28. Februar 2013 wurde eine Durchführungsvereinbarung für die Dorferneuerung Oberleiterbach zwischen der Gemeinde sowie der Teilnehmergemeinschaft und der Energiegenossenschaft Oberleiterbach geschlossen. Der erste Bauabschnitt soll in 2013 durchgeführt werden, die Arbeiten am Nahwärmenetz bereits bis Ende August abgeschlossen sein. Unter „Verschiedenes“ lud Martin die Gemeinderäte zum Festakt zur Einweihung des Mahnmals am Bahnhof ein. Er wird am 1. April 2013 mit vielen geladenen Gästen stattfinden.
Johannes Michel
Pläne Zapfendorf Nord und Westtangente: Ingenieurbüro Weyrauther, Bamberg, im Auftrag der Markgemeinde Zapfendorf