Es war schon eine ganz besondere Situation für Gilberte Denis aus dem französischen Flers in der Normandie. Einst kam ihr Vater Eduard Havas als Kriegsgefangener nach Zapfendorf, lebte dort fast fünf Jahre lang und arbeitete bei der Familie Hofmann in Landwirtschaft und Brauerei. Obwohl er sich vornahm, Zapfendorf noch einmal in seinem Leben wieder sehen zu wollen – die Jahre verstrichen, und 2001 starb Havas. Nun besuchten seine Tochter und ihr Mann Claude den Ort.
Die Partnerschaft der Gemeinde Zapfendorf mit dem französischen Ort Kilstett im Elsass hat schon spannende Dinge hervorgebracht. Natürlich gehören zu einer solchen Partnerschaft auch der Austausch der Vereine, der gegenseitige Besuch von Veranstaltungen und ein positives Miteinander. Diesmal hatte der Besuch aus Kilstett aber zwei besondere Anlässe – die Kilstetter, darunter zahlreiche, die noch nie in Zapfendorf dabei gewesen waren, wollten sich nicht nur die Gemeinde und ihre Ortsteile anschauen.
Am Samstagabend legte Kilstetts Bürgermeister Gabriel Muller zusammen mit seinem Zapfendorfer Amtskollegen Matthias Schneiderbanger einen Kranz am Gedenkstein für die gefallenen Soldaten aus Zapfendorf nieder. Hintergrund war der Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Schneiderbanger sprach über die Sinnlosigkeit vieler Konflikte weltweit, auch über die einst propagierte Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich. Begleitet wurde die Kranzniederlegung vom Gesangverein Cäcilia sowie Pfarrer Kurian Chackupurackal und zahlreichen Gemeinderäten und Bürgern aus Zapfendorf.
Die Kranzniederlegung am Denkmal neben Rathaus und Kirche.
Von 1940 bis 1945 in Zapfendorf
Einen besonderen Besuch hatte Gabriel Muller aber zusätzlich im „Gepäck“: Gilberte Denis und ihren Ehemann Claude. Sie ist die Tochter eines Kriegsgefangenen namens Eduard Havas, geboren 1918, der von 1940 bis 1945 bei der Familie Hofmann arbeitete. „Abends wurden die Kriegsgefangenen in ein Sammellager an der Hauptstraße gebracht, tagsüber waren sie in den Familien“, erinnert sich Josef Hofmann, der damals als Jugendlicher alles hautnah miterlebte. Im Mai 1945 wurde Havas von einem französischen Offizier und amerikanischen Soldaten abgeholt und zurück in seine Heimat gebracht, wo er in seinem erlernten Beruf als Landwirt weiterarbeiten konnte.
Zapfendorf sah Havas nie wieder, obwohl dieser sich fest vorgenommen hatte, den Ort seiner Gefangenschaft noch einmal zu besuchen. „Er hat aus dieser Zeit immer nur Gutes erzählt“, berichtet seine Tochter Gilberte Denis. Und Josef Hofmann erzählt die ein oder andere Anekdote, von der Brauerei, dem Schnapsbrennen und einem Abend, wo sein Vater und Eduard im Nachbarort Rattelsdorf versandet waren, erst mitten in der Nacht zurückkamen und es natürlich Ärger mit den Aufsehern der Sammelunterkunft gab, in der Havas die Nacht hätte verbringen müssen. Nach seiner Rückkehr in seine Heimat in der Normandie heiratete Havas eine Witwe, deren Mann in der Schlacht in der Normandie ums Leben gekommen war. Bis zum seinem Tod 2001 lebte er in Flers.
Bürgermeister Matthias Schneiderbanger mit Hans Hertel, Gunda Schaller, Gilberte Denis, Josef Hofmann und Gabriel Müller.
Lassen sich noch weitere Kriegsgefangene finden?
Das heute seine Tochter mit ihrem Mann den Ort besuchen kann, in der ihr Vater einst als Kriegsgefangener arbeitete, ist Gabriel Muller zu verdanken. Lange recherchierte er, nachdem ihm Josef Hofmann von Havas erzählt hatte. Über eine Quelle bei der Armee und den Historischen Dienst des Landes kam er schließlich weiter und stieß auf Gilberte Denis. Eduard Havas ist aber nicht der einzige Kriegsgefangene, der mehrere Jahre in Zapfendorf verbrachte. Noch weitere Franzosen, aber auch Russen und Ukrainer kamen damals in die Region.
Einen konkreten Rechercheauftrag erhielt Muller von Gunda Schaller, die als Jugendliche ebenfalls die Kriegszeit und die Zerstörung von Zapfendorf miterlebte. Auch von dem Kriegsgefangenen, der damals in ihrer Familie arbeitete und nach der Zerstörung flüchtete, hörte die Familie nie wieder. Und vielleicht kommt es dank Gabriel Muller auch hier zu einer Zusammenführung der nächsten Generation, einer Generation, die heute glücklicherweise in Frieden in Europa zusammenlebt.
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Ich suche noch immer meinen im zweiten Weltkrieg vermissten Vater Er war zuletzt Im Einsatz bei Witeps Rußland Seid 1944 haben wir jedoch keine Nachricht erhalten