Offener Brief: Mehrzweckhalle wird dringend gebraucht

Im Titelbild: Der offene Brief wurde vom OKR am Freitag, 3. November 2023, an Bürgermeister Tobias Roppelt übergeben.

Vertreterinnen und Vertreter von Baunacher Vereinen, die im Ortskulturring (OKR) organisiert sind, haben sich mit einem offenen Brief an die Stadt gewandt. Bürgermeister Tobias Roppelt reagiert gegenüber Nachrichten am Ort mit Verständnis – und unterstützt die Ziele der Vereine.

Offener Brief an die Bürgermeister und den Stadtrat von Baunach

Ein Teil der im Ortskulturring Baunach zusammengeschlossenen Vereine hat sich entschieden, diesen offenen Brief an die Bürgermeister und Stadträte zu verfassen, um die aus unserer Sicht absolut unbefriedigende Situation im Bezug auf die Verschiebung des Neubaus der Mehrzweckhalle in Baunach hinzuweisen.

Bereits seit über 30 Jahren gibt es immer wieder Bestrebungen, eine Mehrzweckhalle in Baunach zu errichten. So wurde im Stadtrat Ende der neunziger, Anfang der zweitausender Jahre ein Bebauungsplan auf dem derzeitigen Festplatz aufgestellt und auch rechtskräftig, an diesem Standort die dringend benötigte Halle zu bauen. Die Infrastruktur mit Bahnanschluss, Buswendeschleife und dem Altstadtparkplatz bietet dafür die besten Voraussetzungen.

Auf Grund der Prioritätensetzung in den letzten Jahren wurde die Mehrzweckhalle immer wieder nach hinten geschoben, um z.B. die Kläranlage, den Bauhof, diverse Dorfgemeinschafts- und Feuerwehrgerätehäuser in den Stadtteilen aber auch das Bürgerhaus in Baunach zu errichten.

Immer wieder wiesen die sport- und kulturtreibenden Vereine darauf hin, dass die Situation mit nur einer Halle für über 8.000 Einwohner, die Schulturnhalle befindet sich im Besitz der VG Baunach, nicht ausreichend ist. In Breitengüßbach gibt es zum Vergleich bei rund 4.500 Einwohnern vier Hallenhälften, in Rattelsdorf bei gleicher Einwohnerzahl drei. Alleine diese Zahlen verdeutlichen eindrucksvoll, dass hier in Baunach ein absoluter Mangel herrscht.

So haben gerade die sporttreibenden Vereine wie die DJK Priegendorf, der Tennisclub Baunach, der Baunacher Faschingsclub Narretei und auch der 1. FC Baunach keinerlei Möglichkeiten, ihre derzeitigen Kernsportarten vernünftig auszuüben, geschweige denn ihr Angebot dem vorhandenen Bedarf anzupassen. Seit Jahrzehnten werden die Sporttreibenden in unserer Stadt immer wieder vertröstet, der Bau der Halle von einer Wahlperiode auf die Nächste verschoben. Die vielen ehrenamtlichen Übungsleiterinnen und Übungsleiter aber auch die Vereinsvorstände wissen nicht mehr, wie sie diesen Missstand ihren Mitgliedern erklären sollen.

Auf Grund der hohen Auslastung der bestehenden Schulturnhalle durch den Unterrichtsbetrieb ist ein geregelter, zeitgemäßer Vereinssportbetrieb nicht ausreichend möglich. Die Vereine müssen sich In anderen Hallen einmieten, zu den Zeiten die dort übrigbleiben und zum Teil hohen Kosten, die die Vereine zusätzlich zu den Fahrtkosten belasten.

Aber auch kulturelle Veranstaltungen, wie die Konzerte des Musikvereins mit all seinen Orchestern, für die die Kapazitäten im Bürgerhaus zu gering sind, können in Baunach nicht oder nicht mehr stattfinden. Durch die bevorstehende Sanierung der Schule fällt die große Aula als Veranstaltungsort weg, es wird äußerst schwierig, einen Faschingsball künftig zu veranstalten.

Ein Abschluss vom Faschingszug in einer Mehrzweckhalle, wie es z.B. in Memmelsdorf, Strullendorf oder Stegaurach praktiziert wird, ist in Baunach gar nicht möglich. Die VHS zum Beispiel, muss ihre Präventivangebote auf vier verschiedene Standorte in Baunach verteilen, weil ein zentraler Ort mit ausreichend Kapazität schlichtweg nicht vorhanden ist.

Weitere Engpässe kommen in naher Zukunft auf uns zu. Durch das Recht auf Ganztagsbetreuung ab 2026 werden die Hallenkapazitäten für die Vereinsnutzung noch einmal eingeschränkt werden und was noch viel schwerer wiegt ist die Tatsache, dass am Ende der Schulsanierung auch die Turnhalle grundlegend saniert wird und durch die länger andauernde Schließung weder Schulsport noch Vereinssport oder Kulturveranstaltungen in Baunach ausgeübt werden können.

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Das ist ein Umstand, den wir unseren Bürgerinnen und Bürgern aber ganz besonders den Kindern unmöglich antun können. Die Bewegungsdefizite, die sich in den letzten Jahren gebildet haben, würden jetzt noch einmal verstärkt werden. Der Hallensport käme gänzlich zum Erliegen, die Mitglieder werden die Vereine ohne ausreichende Sportmöglichkeiten verlassen und sich anderswo betätigen – unsere Bürgerinnen und Bürger verstehen nicht, weshalb wir das Ergebnis aus dem ISEK weiterhin ignorieren und den an erster Stelle gesetzten Hallenbau weiter verzögern. Einzelne Kritiker wird es immer geben, egal welche Entscheidung getroffen wird. Der Mut des Stadtrates in der Vergangenheit große Projekte umzusetzen, hat sich immer positiv für unsere Stadt ausgewirkt.

Uns ist klar, dass das Projekt Mehrzweckhalle mit erheblichen Kosten für die Stadt Baunach verbunden ist. Viele Maßnahmen erhielten in den letzten Jahrzehnten den Vorzug, aber jetzt ist es endlich an der Zeit, die Halle zu bauen. Fast alle im Stadtrat vertretenen politischen Gruppierungen hatten es in ihren Flyern zur letzten Kommunalwahl abgedruckt, jetzt müssen den Worten endlich Taten folgen und dieses für sehr viele Bürgerinnen und Bürger und ganz besonders für die Kinder unserer Stadt immens wichtige Projekt in Angriff genommen werden.

Gerne stehen der Ortskulturring und die ihm angeschlossenen Vereine für Gespräche bereit, um die oben gemachten Aussagen nochmals zu untermauern.

Caroline Reich, Ortskulturring Baunach

Volker Dumsky, 1. FC Baunach 1911 e.V.

Juliane DeVita, Baunacher Faschingsclub Narretei e.V.

Christian Albrecht, Musikverein Stadtkapelle Baunach e.V.

Jonathan Meixner, Anglerverein Baunach e.V.

Günther Häfner, DJK Priegendorf

Marco Dreßel, TC Baunach e.V.

Tipp zum Weiterlesen: Mit der geplanten Mehrzweckhalle haben wir uns hier bei Nachrichten am Ort bereits ausführlich beschäftigt. Schauen Sie daher gerne mal in unsere Artikelsammlung zum Thema „Mehrzweckhalle Baunach“.


Die Antwort des Bürgermeisters

Baunachs Bürgermeister Tobias Roppelt reagierte schnell auf die Anfrage unserer Redaktion, sich zum offenen Brief zu äußern. Folgende Antwort haben wir von ihm erhalten:

Ich teile die Ansichten und Argumente in dem offenen Brief. Den Bau der Mehrzweckhalle anzuschieben war einer meiner ersten Amtshandlungen 2020. Leider wurden wir durch Corona sowie die Ukraine-/Energiekrise und die damit verbundene ungewisse Lage zurückgeworfen.

Der Stadtrat hat die Mehrzweckhalle wiederholt mit großer Mehrheit beschlossen! Es war richtig, mit dem Bau vorerst abzuwarten. Die Baupreise sinken aktuell. Dies ist bei Ausschreibungen klar erkennbar. Zur Finanzierung wurden bereits letztes Jahr Bausparverträge zur Zinssicherung abgeschlossen. Die Halle wird in der Haushaltsplanung im nächsten Jahr vorhanden sein und ich hoffe sehr, dass wir Ende 2024, Anfang 2025 einen Spatenstich haben werden.

Das Projekt ist dringend erforderlich. Die Hallen- und Raumkapazitäten in Baunach sind seit vielen Jahren ein Riesenproblem. In erster Linie für unsere Vereine und die Jugendarbeit, aber auch für die Schule und weitere kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen.

Wir können uns glücklich schätzen, so viele engagierte ehrenamtliche in unseren Vereinen und Organisationen zu haben. Egal ob im Sportverein, Musikverein, Tanzen oder Ortskulturring. Damit das aber so bleibt und wir weiterhin attraktive Angebote für unsere Bürgerinnen und Bürger, sowie Kinder und Jugendliche anbieten können, muss die Stadt endlich die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Dazu gehört die Mehrzweckhalle. Noch nie war der Bedarf so hoch und die Problematik so groß.

Das sich auch Vereine in nicht unerheblichem Maße an der Finanzierung beteiligen, unterstreicht ebenfalls wie dringend hier Handlungsbedarf besteht.

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