Mehr Freiheit für die Fische in der Baunach

Mitte September entfernte der WWF Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Kronach das „Leucherhof“-Wehr an der Baunach.

Trotz ihres teilweise unberührten Verlaufs leidet die Baunach unter Sedimenteinträgen aus den umliegenden Feldern und der Zerschneidung durch Querbauwerke. Das „Leucherhof“-Wehr wurde früher zur Be- und Entwässerung von Wiesen genutzt. Eigentlich hätte der ursprüngliche Besitzer, eine Wiesenbewässerungsgenossenschaft, das Wehr abbauen müssen, nachdem es nicht mehr benötigt wurde. Aber die Genossenschaft war schon lange nicht mehr aktiv und konnte daher kein Geld investieren, um der Natur ein Stück Freiheit zurückzugeben.

Mitte September begannen daher die vom Wasserwirtschaftsamt in Auftrag gegebenen und vom WWF Deutschland finanzierten Baggerarbeiten im Fluss. Walter Haderlein vom WWA Kronach erklärte hierzu: „Das Wehr hatte keinen Nutzen mehr und so konnten wir es in Zusammenarbeit mit dem WWF entfernen.“ Stein für Stein wurde abgetragen, bis die Barriere verschwunden war, und das Wasser nach fast 150 Jahren wieder frei fließen konnte. Was für ein Gefühl der Freiheit! Freiheit für den Fluss, der sich frei entfalten kann. Freiheit für die Fische, die nun wieder ungehindert wandern können. Und auch die Menschen, die jetzt am Ufer des Flusses sitzen und die natürlichen Veränderungen des Lebensraumes und seine Wechselwirkung mit der Aue beobachten können profitieren von der Maßnahme. „Es ist sehr wichtig einmal die Themen „Gewässer- und Fischökologie“ in die Öffentlichkeit zu bringen“, erklärte Dr. Thomas Speierl von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken, welcher ebenfalls die Maßnahme ausdrücklich beführwortete.

Das Wehr vor …

… und nach dem Rückbau.

Sechs Kilometer „freie Fahrt“

Man darf gespannt sein, wie sich die Strecke künftig entwickelt: Welche Fischarten profitieren? Welche Libellen stellen sich ein? Und wird der Eisvogel bald seine Bruthöhlen am steilen Flussufer anlegen?

Nach dem Rückbau ist eine freie Fließstrecke von mehr als sechs Kilometern entstanden. „Wir freuen uns sehr über diese gelungene Maßnahme. So können wir unsere schöne Natur in und um Baunach weiterhin nachhaltig schützen. Außerdem sind frei fließende Flüsse immer auch ein natürlicher Hochwasserschutz“, bekräftigte auch Bürgermeister Tobias Roppelt das Projekt.

Mit der Entfernung des „Leucherhof“ Wehrs ist erst der Anfang gemacht, weitere Rückbauten sollen folgen – in Bayern und andernorts.

An den bayerischen Flüssen gibt es fast 6600 Wehre, von denen über 900 baufällig sind. Vermutlich werden viele dieser baufälligen Barrieren nicht mehr genutzt. „Sie könnten die ersten sein, die entfernt werden“, meint Sigrun Lange vom WWF Deutschland. „Ein staatlicher Rückbaufonds wäre dringend notwendig, um Barrieren Dritter beseitigen zu können, für die niemand belangt werden kann oder deren Rückbau nachweislich eine zu hohe Belastung für die jeweiligen Eigentümer darstellen würde.“ So bleibt nur zu hoffen, dass das Baunach-Projekt ein Startschuss für Rückbaumaßnahmen in ganz Bayern bzw. Deutschland wird.

Für frei fließende Flüsse ein Gewinn für Natur und Mensch!

Stadt Baunach, WWF Deutschland, WWA Kronach. Bilder: vorher: Raphaela Titus, WWA Kronach, nachher: Sigrun Lange, WWF Deutschland

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Ein Kommentar

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    auch dies war ein Schnellschuss für den nicht jedermann Verständnis haben kann. Dieses Wehr stammte aus der alten „Hutz- und Hörlachen- Wiesenkulurgenossenschaft“ welche am 05. April 1990 im Rathaussaal der Stadt Baunach aufgelöst wurde. Dass die viel bedeutendere „Wiesekultur-genossenschaft Bauach-Daschendorf-Ebing-Rattelsdorf“ (teils denkmalgeschützt und die einst größte Wiesenbewässerungsgenossenschaft Bayerns) der Auflösungsgrund war sei nur nebenbei erwähnt.
    Das LRA Bamberg (Untere Denkmalschutzbehörde und auch das Denkmalamt in Memmelsdorf) befinden sich bis heute noch im Tiefschlaf, denn bereits vor über 30 Jahren hätte man wesentliche Teile – und dieses jetzt vernichtete Wehr war wesentlich für die Wiesen rechts der B 279 – zumindest ebenfalls unter Denkmalschutz stellen müssen wie das Wehr bei Daschendorf.
    Dass ein sehr junger und neuer 1. BGM keinen historischen Bezug zu diesen alten Werken hat muss man nicht unbedingt verstehen.
    Durch Ankauf und Tieferlegung (große Fischtreppe) hätte man mit einfachen und wohl auch kostengünstigen Mitteln diese Wehr auch erhalten können, zumal es ím Sichtbereich der „hoch denkmalgeschützten Leuechrhofbrücke “ liegt welche der eigentliche Staugrund für die Hochwässer im Bereich Reckendorf ist.
    Für nähere Auskünfte stehe ich gerne unter helmut.burkard@t-online. de zur Verfügung.
    Mit freundlichen Grüßen
    Helmut Burkard

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