Blüten aus Papiertüten – Breitengüßbach wird nachhaltig bunt

„Wir wollen nicht nur die Bienen retten, wir wollen Artenvielfalt und vor allem, dass Breitengüßbach lebenswert für seine Bürger ist!“ Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder, zweiter Bürgermeister und Bauhofleiter Hubert Dorsch und Bauhofmitarbeiter Michael Schubert ließen Taten folgen. Nach intensiver Beratung durch die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege des Landkreises Bamberg, Claudia Kühnel, wurden gezielt Flächen ausgesucht, die im Besitz der Gemeinde sind und sich für artenreiche Blühflächen eignen.

Dabei geht es nicht allein um das Ausbringen von besonderem Saatgut, sondern vor allem um die richtige Pflege, sprich Mahd im Nachhinein. Gemeinsam mit der Kreisfachberaterin suchte die Gemeinde öffentliche Grünflächen, die sich als Startschuss für die Umstellung der Pflege eignen. Damit es mit der Blütenfülle etwas schneller geht, wurden die Pilotflächen am südlichen Ortseingang und die Wiesen an der Ecke Zückshuter Straße/ Am Birkenteich ausgewählt. Sie wurden mit besonders zertifiziertem Saatgut aus ausschließlich heimischen Kräutern und Gräsern, „geimpft“. Die frisch eingesäten Streifen sollen, wenn sie im nächsten Jahr blühen und absamen, den Rest der Wiese mit neuen blühenden Arten bereichern. Wie soll das gehen? Indem Insekten die Samen in die übrige Wiese schleppen. Das machen beispielsweise Ameisen gerne. Sie lieben Kräutersamen mit Ölgehalt, die sie forttragen und damit verbreiten. Ein Beweis dafür, dass jedes Krabbeltier ökologisch gesehen seinen Nutzen hat.


Michael Schubert, Hubert Dorsch und Sigrid Reinfelder

Für die Entstehung und den Erhalt einer artenreich zusammengesetzten Blühfläche ist zunächst der Zeitpunkt der Mahd am wichtigsten. Eine bunte Blütenfülle bleibt nur dann, wenn die „Heu“-Blumen samenreif werden dürfen und anschließend das Mähgut von der Wiese entfernt wird. Ein Abmulchen und Liegenlassen des Grasschnitts, ähnlich wie beim Rasenmähen ohne Fangkorb, erstickt die kostbaren Kräuter, die die überlebenswichtigen Blüten für die Insekten bringen. „Am besten lässt man das gemähte Langgras erst auf der Wiese trocknen und recht es danach herunter – ähnlich, wie wenn Landwirte Heu machen“, so die Kreisfachberaterin. Genau das wird der Breitengüßbacher Bauhof jetzt beherzigen. Künftig sollen alle Bereiche, die nicht intensiv genutzt werden, in insektenfreundliches Begleitgrün umgewandelt werden. Das geschieht hauptsächlich durch andere Mäh-Rhythmen, die das Blühen der vorhandenen Kräuter ermöglichen. Klar, dass damit das öffentliche Erscheinungsbild der Grünflächen verändert wird. „Daran werden wir uns vielleicht erst gewöhnen müssen.


Hubert Dorsch und Claudia Kühnel

Nur da, wo die Nutzung oder das Verkehrsgeschehen es erfordern, wird noch intensiv gemäht oder gemulcht. Dass es mehr Aufwand aber auch ein Mehrwert sein wird, ist uns klar“, meint Bauhofleiter Dorsch. „Aber das ist uns ja bewusst“, fügt Bürgermeisterin Reinfelder an und ergänzt: „Die Umstellung der Grünpflege ist ein Mosaikstein in unserem großen Masterplan Grün.“ Hier will die Gemeinde die bereits erarbeiteten Anregungen des Arbeitskreises Grün, bestehend aus interessierten Bürgern, dem Obst- und Gartenbauverein, Bauhof und Gemeindevertretern, Wirklichkeit werden lassen. Fachlich unterstützt werden die Akteure durch Planer und Kreisfachberatung. „Die Ideen sind da, jetzt schauen wir, wie wir es schrittweise in die Tat umsetzen können. Der Anfang ist gemacht!“ strahlt die Bürgermeisterin. Auch die Kreisfachberaterin zeigt sich zufrieden: „Wenn alle an einem Strang ziehen, kann jede Gemeinde naturnahe Gestaltung zum Wohl ihrer Bürger entstehen lassen. Die Kreisfachberater stehen dafür zur Verfügung.“ Sie könnte sich solche Projekte auch in andere Gemeinden des Landkreises vorstellen. Artenreiche, attraktive Blühflächen im Siedlungsbereich verbessern das Lebensumfeld aller – nicht nur der Insekten.

Weitere Partner zum Thema artenreiche Blühflächen sind neben der Kreisfachberatung die Untere Naturschutzbehörde und der Landschaftspflegeverband des Landkreises Bamberg.

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