Kaum ist „Archaika“ in Breitengüßbach angekommen, wird sie automatisch dem Publikum „ausgesetzt“ sein – mit allen Folgen, die sich daraus ergeben. Kunsthistorikerin Dr. Barbara Kahle, Vorsitzende des Kunstvereins Bamberg, stellte die Skulptur, die im Rahmen des Projektes „Flussgesichter am Obermain“ entstanden war, in einen größeren Zusammenhang. Und sie lud dazu ein, sich mit dem Kunstwerk auseinanderzusetzen.
Fast wie zufällig steht die mehrere Tonnen schwere Sandsteinskulptur der Bamberger Künstlerin Rosa Brunner nun am Baggersee in Breitengüßbach, direkt neben dem Mainradweg. „Die Muschel passt sich perfekt ins Umfeld ein, es gibt immer neue Perspektiven zu entdecken“, sagte Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder bei der offiziellen Übergabe der Skulptur am Nachmittag des 13. November 2014. Der Bereich des an warmen Sommertagen ohnehin beliebten Baggersees werde so noch um einiges aufgewertet. Rüdiger Gerst, nicht als Bürgermeister der Nachbargemeinde Kemmern, sondern als stellvertretender Landrat gekommen, blickte nochmals auf das gesamte Projekt und das Künstlersymposium in Hallstadt zurück, das im Sommer stattgefunden hatte. Dank Sponsoren wie der Oberfrankenstiftung sowie EU-Fördergeldern konnten die zwölf Skulpturen, die nun fast alle aufgestellt wurden, überhaupt erst geschaffen werden.
Künstlerin Rosa Brunner und Dr. Anne Schmitt (Flussparadies Franken) im Gespräch.
Aus grauer Vorzeit – und zugleich futuristisch
„Die Bildhauerei war lange Zeit auf Mahn- und Denkmäler beschränkt, in unserer Region finden sich zudem viele Bildstöcke“, erklärte Dr. Barbara Kahle, die für den Theorieteil der Veranstaltung zuständig war. Die klare inhaltliche und räumliche Verflechtung werde in der heutigen Kunst aber aufgehoben, Kunstwerke stünden nun „für sich“. Rosa Brunner habe sich bewusst, trotz des Titels „Flussgesichter am Obermain“, gegen eine personifizierte Darstellung entschieden, aber mit der Muschel dennoch nichts Abstraktes geschaffen. Kahle erzählte auch einiges zur Geschichte der Muschel und ihrer Wirkung auf die Menschen, die schon immer Muscheln gesammelt und auch als Schmuck verwendet hätten.
Brunners Muschel bestehe zwar erkennbar aus zwei Teilen, habe aber dennoch etwas Geheimnisvolles an sich, da sie sich nicht öffnen lasse. Kahle lud die Teilnehmer der kleinen Übergabefeier ein, die Muschel einmal zu berühren und sie so bewusster zu erfahren. Auch lohne es sich, das Kunstwerk von allen Seiten zu betrachten, insbesondere zu verschiedenen Tageszeiten. Der Titel Archaika erinnere zudem an die Vorzeit, die Entstehung der Kontinente. Zugleich habe die Skulptur aber auch etwas Futuristisches an sich.
Die Künstlerin selbst, die in Bamberg und Berlin lebt, freute sich, ein solches Kunstwerk auch einmal in der Region platziert zu haben. Dies sei etwas ganz Besonderes. Abschließend lud die Gemeinde Breitengüßbach zu einem Umtrunk ein, wo auch für die Besucher Gelegenheit bestand, sich mit Rosa Brunner auszutauschen.
Fotos von der Übergabe der Skulptur „Archaika“ finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).
Das Geld für diese Trümmer (das Trumm bei Zapfendorf ist grottenhäßlich!) wäre als Spende für hungernde Kinder, egal wo auf der Welt, besser eingesetzt.
Grüße
Armin Dietz
Zapfendorf