Wasserwacht am Baggersee: 350.000 Euro investieren – oder nicht?

Die vertagte Entscheidung über die Ausbaubeiträge der Bürger für Mehrzweckstreifen stand in der Breitengüßbacher Gemeinderatssitzung vom 23. Oktober 2012 auf der Tagesordnung. Außerdem ging es um den möglichen Neubau eines Wasserwachthauses am Baggersee mit angegliederter Raststation für Fahrradfahrer. Das bestehende Gebäude der Wasserwacht wurde vergangenes Jahr durch einen Brand beschädigt.

Unklarheiten waren in der Sitzung vom 9. Oktober über die fälligen Beiträge für den Bau von Mehrzweckstreifen aufgetaucht. Sollen diese wie ein Gehweg oder wie eine Fahrbahn behandelt werden? Letzteres wäre für die Bürger günstiger. Angelika Fichtner, Sachgebietsleiterin Bauamt, erläuterte dazu nach Rücksprache mit dem Bayerischen Gemeindetag und dem Landratsamt drei Möglichkeiten. Erstens könnte die Gemeinde sich an der Mustersatzung des Bayerischen Gemeindetags orientieren, was Beiträge von 60 Prozent bedeute. Zweitens wäre ein verringerter Beitragssatz von 55 Prozent möglich. Drittens könne ein Mischbeitrag von 50 Prozent gebildet werden (60 Prozent Gehweg, 40 Prozent Fahrbahn). Eine reine Behandlung des Mehrzweckstreifens als Fahrbahn sei nicht möglich.

Bürgermeister Reiner Hoffmann (Unabhängiger Bürgerblock, UBB) sprach sich für die erste Lösung aus. Konkret gehe es momentan um die Kapellenstraße – und „die Bürger haben dort bereits einen Zuschuss von 50.000 Euro von der Gemeinde bekommen“. Bernhard Milsch (Freie Wählergemeinschaft Zückshut, FWZ) meinte dazu: „Es geht generell um eine Satzung und nicht vornehmlich um die Kapellenstraße.“ Zudem sprach er sich für eine Abrechnung des Mehrzweckstreifens als Fahrbahn aus, was Angelika Fichtner allerdings als unmöglich dargestellt hatte. Mit zehn zu fünf Stimmen entschied sich der Gemeinderat in der Abstimmung für die erste Lösung, so dass Mehrzweckstreifen künftig wie Gehwege behandelt werden.

Eine Nummer zu groß?

2011 wurde das Gebäude der Wasserwacht am Baggersee durch einen Brand stark in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem es ohnehin nicht hochwassergeschützt ist und regelmäßig überflutet wird, denkt die Gemeinde über einen Neubau nach. Architekt Christian Eichler zeigte einen ersten Entwurf. Angedacht ist demnach ein Neubau wenige Meter nördlich des bestehenden Gebäudes. Eingerichtet werden soll auch eine Raststation für Fahrradfahrer mit Toiletten und Duschen.  „Von Coburg kommende Radfahrer fahren dann direkt darauf zu, das Umfeld ist gut einsehbar und hinter dem alten Wasserwachtgebäude könnten wir mehr Parkplätze für die Badegäste schaffen“, sagte Eichler.


Standort: Links das neue, rechts das alte Seehaus
(zum Vergrößern anklicken).


Außenansicht: Holzfassade und Sockel für den Hochwasserschutz.

Der Raum für die Wasserwacht könnte nach Eichlers erstem Entwurf auch als Multifunktionsraum für Gruppen genutzt werden und bietet Aussicht auf den gesamten See. Große überdachte Freiflächen ermöglichen den Aufenthalt im Freien. Als Material schlägt Eichler Holz vor. Aufgrund des Hochwasserschutzes wäre ein Sockel notwendig. In Sachen Kosten geht er von knapp 350.000 Euro aus, wobei eine Förderung von 50 Prozent durch das europäische LEADER-Projekt in Aussicht gestellt wurde. „150.000 Euro haben wir im Haushalt bereits eingestellt“, erklärte Verwaltungsleiter Stefan Neubauer.

Einige Gemeinderäte lobten den Entwurf, hatten aber auch Kritikpunkte. Gerhard Fleischmann (Freie Wählergemeinschaft Unteroberndorf, FWU) sah die hohen Unterhaltskosten der Holzfassade und fragte nach Alternativen. Auch Manfred Herl (SPD) äußerte Bedenken in Sachen Vandalismusanfälligkeit. Alois Ludwig und Hubert Dorsch (beide CSU) betrachteten die nötige Kleinkläranlage als Knackpunkt. Reicht die Kapazität? Ist sie überhaupt noch genehmigungsfähig? Eine Alternative wäre die Anbindung an die gemeindliche Kläranlage, was aber eine Leitung unter dem Main hindurch notwendig machen würde. Peter Pfister (UBB) meinte: „Wir sollen uns auf die bestehenden Baustellen in der Gemeinde konzentrieren und nicht eine neue beginnen.“ Auch weitere Gemeinderäte sprachen sich gegen einen Neubau und die Instandsetzung des bisherigen Gebäudes aus – 30.000 Euro erhält die Gemeinde hier von der Brandversicherung. Die Raststation für Fahrradfahrer könnte auch an das alte Gebäude angegliedert werden, etwa 50.000 Euro wären hierfür einzuplanen.

Eine Entscheidung wurde erst einmal nicht getroffen. Architekt und Verwaltung sollen erst abklären, wie es mit einer Genehmigung für die Kleinkläranlage aussieht und was ein Anschluss an die „große“ Kläranlage kosten würde. Das Thema wird somit in einer der nächsten Sitzungen erneut auf der Tagesordnung stehen.


Innen: Links die Wasserwacht, rechts die Raststation für Radler
(zum Vergrößern anklicken).

Johannes Michel. Bilder: Gemeinde Breitengüßbach, Architekt Eichler

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