Seit Mai 2014 ist der Verein für Innovative Sozialarbeit (iSo) für die Jugendarbeit im Breitengüßbacher Ortsteil Zückshut zuständig. Im Hauptort selbst wird sie bislang von einem FSJler im Rahmen eines „Freiwilligen Sozialen Jahres“ organisiert. Der soll nun Unterstützung durch iSo erhalten. Ist das notwendig? Tut Breitengüßbach für die Jugend noch zu wenig? Der Gemeinderat war sich in diesen Fragen nicht sicher …
Michael Gerstner vom Bamberger Verein für Innovative Sozialarbeit (iSo) war bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Gast einer Gemeinderatsitzung in Breitengüßbach. Im April hatte der die Jugendarbeit in Zückshut vorgestellt, die damals genau ein Jahr lief. Klar ist: Es hat sich was getan in Zückshut – und nach Wunsch der Gemeindeverwaltung sollte iSo nun auch für die Gesamtgemeinde tätig werden. Dazu legte Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder dem Gemeinderat einen über drei Jahre laufenden Kooperationsvertrag vor, mit Gesamtkosten von jährlich rund 32.000 Euro. Das entsprach einer Halbtagsstelle, eine Förderung durch den Landkreis von 30 Prozent im ersten, 20 Prozent im zweiten und zehn Prozent im dritten Jahr war zugesagt.
Als wichtigsten Punkt hob Gerstner in seiner Konzeptvorstellung heraus, dass Breitengüßbach durch die Zusammenarbeit künftig einen festen Ansprechpartner habe, wenn es um die Jugendarbeit gehe. Bislang übernimmt diese ein jährlich wechselnder FSJler, was eine klare Schwäche des bisherigen Konzeptes sei. Dennoch solle weiterhin ein FSJler der Hauptakteur sein, der Verein iSo könne beraten, neue Ideen einbringen und Jugendliche erreichen, die bislang im offenen Treff oder bei Aktionen nicht mit dabei seien. Eine enge Kooperation mit Baunach, wo iSo ebenfalls aktiv ist, sei angedacht. Gerstner betonte auch, dass keines der Angebote von iSo ein „Angebot von der Stange“ sei, sondern alles auf die Bedürfnisse im Ort zugeschnitten werde. Dazu sei eine Vernetzung mit den Vereinen angedacht, außerdem zeige sich etwa in Baunach, dass sich die Jugendlichen ins Ortsleben einbringen können, etwa mit Aktionen wie einem Adventsfenster. „Nicht wir sagen, was es an Jugendarbeit braucht, sondern die Akteure in der Gemeinde“, so Gerstner, wobei er die Arbeit in der Schule als Schwerpunkt darlegte. Christoph von Plettenberg, der aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr in Breitengüßbach leistet, bezog ebenfalls Stellung. Durch die Zusammenarbeit mit iSo könnten endlich auch die Ortsteile Unteroberndorf und Hohengüßbach mit einbezogen werden, was bislang zeitlich nicht möglich sei.
2013 informierten sich viele Breitengüßbacher bei einem Tag der offenen Tür im offenen Jugendtreff.
Konkurrenz zur Jugendarbeit der Vereine?
Im Folgenden ergab sich eine langwierige Diskussion im Gemeinderat. Bürgermeisterin Reinfelder stellte heraus, dass der in Breitengüßbach etablierte Jugendsprecherrat und das Jugendforum explizit mit dem Ausbau der Jugendarbeit durch iSo einverstanden seien. Gemeinderat Rainer Klehr (UBB) meinte: „Ich finde es gut, dass wir in Breitengüßbach in diese Richtung denken. Professionelle Unterstützung ist wichtig.“ Alexander Porst (SPD) sah noch großes Potenzial für die Jugendarbeit in der Gemeinde. Es gab aber auch andere Meinungen. Stefan Schor (CSU) beklagte sich über fehlende verlässliche Zahlen, wie viele Jugendliche überhaupt derartige Angebote nutzen. „Wir konkurrieren hier mit der Jugendarbeit der Vereine, für die es ebenfalls schwierig ist, Kinder ab der 5. Klasse zu binden, wenn sie weiterführende Schulen besuchen.“ Und Christine Raab (CSU) bezweifelte, ob es iSo gelingen könne, diejenigen Jugendlichen zu erreichen, die der FSJler nicht erreiche.
Nach einer Pause und einer Besprechung in den Fraktionen, die kein neues Ergebnis brachte, wurde der Tagesordnungspunkt vertagt. Michael Gerstner von iSo hatte zuvor betont, dass dem Verein eine überzeugende Mehrheit im Gremium wichtig sei und dass eine Kampfabstimmung nicht gewünscht sei: „Wir würden uns in einem solchen Fall vorbehalten, nicht mitzumachen.“ Diese wurde mit der Vertagung vermieden – eine Analyse der Situation soll nun in den Fraktionen erfolgen. Gerstner bot an, für die Fraktionen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Bürgermeisterin Reinfelder stelle aber klar, dass der Punkt sich bereits auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung wiederfinden werde.
Weitere Beschlüsse der Sitzung vom 27. Oktober 2015
Einstimmig beschloss der Gemeinderat, dem Tourismusverein Obermain Jura mit Sitz in Lichtenfels beizutreten. Vorher war Breitengüßbach Mitglied im Tourismusvereins Oberes Maintal/Coburger Land, hier kam es aber zu Unstimmigkeiten, nachdem sich Coburg vermehrt in Richtung Thüringen orientiert hatte. Die Mitgliedschaft kostet die Gemeinde jährlich rund 500 Euro. An der Errichtung einer neuen Jugendverkehrsschule in Scheßlitz wird sich die Gemeinde Breitengüßbach ebenfalls beteiligen. Der Kostenanteil beträgt 23.500 Euro. Die Verkehrsschule kostet insgesamt 320.000 Euro, die Kosten werden auf die 18 teilnehmenden Gemeinden verteilt.