„Unsere Tagesordnung ist heute gespickt mit Punkten rund um das Thema Klimaschutz“, erklärte Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder gleich zu Beginn der jüngsten Sitzung. Insbesondere ging es um die kommunale Wärmeplanung.
Während Deutschland beim Strom bereits stark auf die erneuerbaren Energien setzt – aktuell beträgt ihr Anteil hier knapp unter 50 Prozent, sieht es bei der Wärmeerzeugung noch anders aus. Zu über 80 Prozent werden hier fossile Energieträger genutzt. Für viele Schlagzeilen sorgt daher zurzeit die so genannte „kommunale Wärmeleitplanung“. Der Bund möchte, nach dem Vorbild Baden-Württembergs, wo eine solche bereits für größere Kommunen verpflichtend ist, ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen.
Prof. Dr. Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik (IfE) an der Hochschule Amberg-Weiden war daher in der Breitengüßbacher Gemeinderatssitzung zu Gast. Anlass war auch, dass in Breitengüßbach gerade größere Vorhaben existieren, für die eine kommunale Wärmeleitplanung bereits wichtig sein kann. Brautsch erläuterte zunächst die Voraussetzungen und notwendigen Schritte. Werde der Förderantrag noch in diesem Jahr gestellt, gelte eine hohe Förderquote von 90 Prozent – die Kommune müsste daher nur rund 7.000 Euro für das Konzept zahlen. Ab kommendem Jahr läge die Quote nur noch bei 60 Prozent, sollte die Planung gesetzlich vorgeschrieben werden, gebe es gar keine Förderung mehr.
Niemand müsse sich Sorgen machen, die Gemeinde können nicht etwa den Austausch von Heizungen anordnen. Aber: Auf die Bauleitplanung wirke sich eine kommunale Wärmeplanung definitiv aus. Würde die Gemeinde für ein neues Gebiet, wie etwa das geplante „Gewerbe- und Mischgebiet östlich der A73“ festlegen, dass die Wärmeerzeugung zentral stattfinde und nicht dezentral in den einzelnen Gebäuden, müssten sich die Bauherren auch danach richten. „Sie als Kommune werden nicht zu direkten Investitionen verpflichtet, sie müssen also nicht selbst ein Wärmenetz bauen. Vielmehr soll es sich um ein Strategiepapier handeln, das auch erfasst, wo mit welchem Energieträger Wärme erzeugt wird“, so Brautsch. Der Gemeinderat beauftragte einstimmig die Erstellung dieser kommunalen Wärmeleitplanung, vorbehaltlich eines positiven Förderbescheides.
Neues Gewerbe- und Mischgebiet könnte Musterbeispiel für regenerative Konzepte werden
Auch für zwei weitere Tagesordnungspunkte war Brautsch anwesend. Denn für das bereits genannte neue Gewerbe- und Mischgebiet soll direkt ein Quartierskonzept für Strom und Wärme vorbereitet werden. Brautsch erläuterte, wie das funktioniert und wie beispielsweise ein Wärmenetz hier aussehen könnte. „Es handelt sich um Festlegungen für Jahrzehnte“, so Brautsch. Fragen seien unter anderem, ob zentrale oder dezentrale Wärmeerzeugung sinnvoll sei, welche Optionen es gebe (Geothermie, Sonne, Abwärme, Biomasse etc.), ob gemeinsame Photovoltaikanlagen denkbar seien und natürlich auch, ob solche Lösungen wirtschaftlich Sinn machen. Die Potenzialanalyse dazu sowie die Wirtschaftlichkeitsberechnung gab der Gemeinderat ebenfalls einstimmig in Auftrag. Dafür fallen Kosten von 7.140 beziehungsweise 22.100 Euro (netto) an. Denkbar wäre auch, ein eventuelles Wärmenetz im neuen Gebiet auf angrenzende Gebiete auszudehnen. Diese Möglichkeit soll mitgeprüft werden.
Der Plan zeigt eine der Varianten, wie das Gewerbe- und Mischgebiet einmal aussehen könnte. Zum Vergrößern antippen oder anklicken. Quelle: planwerk
Um ein konkretes Projekt ging es dann bei der Wärmeversorgung für das Gebiet „Brückenweg“. Der Investor des Service-Wohnen plant, die neuen Gebäude mit Erdwärme zu versorgen. Dazu sollen im Umfeld insgesamt ca. 30 Erdwärmesonden entstehen. Da die Fixkosten für die aufwändigen Bohrungen meist für private Einzelbauvorhaben nicht wirtschaftlich umsetzbar sind, weil sehr hohe Kosten für die Baustelleneinrichtung des Bohrgerätes anfallen, könnten die fünf Baugrundstücke im „Brückenweg Süd“ sich den Bohrungen anschließen, da die Gerätschaften bereits vor Ort sind und die Kosten für die Baustelleneinrichtung nur anteilig anfallen würde. Somit würde sich eine Erdwärmepumpe deutlich schneller amortisieren. Das Sondenfeld fürs Service-Wohnen wird sich im Brückenweg Süd im Bereich des geplanten Mehrgenerationenspielplatzes befinden und nicht auf dem Grundstück der Anlage, um die Sonden bei eventuellen Problemen erreichen zu können. Die privaten Sonden würden dann auf den Baugrundstücken angeordnet.
Weiteres aus der Sitzung vom 28. März 2023
Einstimmig gab der Gemeinderat grünes Licht für eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Landkreis Bamberg über den Bau einer neuen Querungshilfe für Fußgänger und Radfahrer am Ortseingang von Zückshut. Die bisherige Querungshilfe ist zu schmal und bietet damit eine zu geringe Aufstellfläche. Aufgrund eines Hangrutsches muss der Landkreis ohnhein die Kreisstraße sanieren und wird in diesem Zuge die neue Querungshilfe errichten. Die Gemeinde bindet den Geh- und Radweg an und errichtet eine Straßenbeleuchtung. Für die Gemeinde kosten diese Maßnahmen rund 30.000 Euro, die Querungshilfe selbst übernimmt der Landkreis.
Vergeben wurden zudem der landschaftspflegerische Begleitplan und die artenschutzrechtliche Prüfung für den Bau des Geh- und Radwegs nach Hohengüßbach (17.200 Euro) sowie die Straßenbeleuchtung in der Grabenstraße Zückshut (17.400 Euro). Gemeinderätin Christine Raab (CSU) hatte einen Antrag auf Niederlegung ihres Mandats eingereicht, dem stimmte das Gremium ebenfalls einstimmig zu. Raab war seit der Kommunalwahl 2014 Gemeinderätin. Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder bedankte sich für ihr Engagement und kündigte an, dass die Gemeinde die Listennachfolgerin Anja Franz anschreiben werde.