Bei den Bürgermeisterwahlen in Breitengüßbach am 3. März 2013 tritt Bernhard Pfister für die SPD an. Der Gemeinderat sieht eine besondere Herausforderung in Sachen Verkehr und fordert daher die Aufstellung eines Konzeptes sowie die Zusammenführung schon vorhandener Daten. Ein wichtige Aufgabe für Breitengüßbach sei zudem das Finden eines Kompromisses zwischen Gewerbeansiedlungen und Wohnqualität.
Nachrichten am Ort: Was hat Sie bewogen, sich als Kandidat für das Amt des Breitengüßbacher Bürgermeisters zur Verfügung zu stellen?
Bernhard Pfister: Seit über 25 Jahren bin ich bei der Deutschen Post AG beschäftigt und möchte in meinem Leben noch einmal etwas anderes machen. Was anderes macht man aber nur dann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Breitengüßbach ist meine Heimatgemeinde und ich denke, ich bringe aufgrund meiner beruflichen Erfahrung als Führungskraft die Kompetenzen für dieses Amt mit. Somit sind für mich diese Rahmenbedingungen gegeben. Jetzt liegt es nur noch an den Wählern, mich auch zu wählen.
Haben Sie schon Erfahrungen auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?
Ich bin seit zwölf Jahren als Kirchenrat aktiv und habe dabei wesentlich am Bau des Pfarrheims in Breitengüßbach mitgewirkt und bin seit der letzten Wahlperiode Gemeinderat der SPD-Fraktion und konnte hier Erfahrungen auf kommunalpolitischer Ebene sammeln.
Auf welche aktuellen Themen werden Sie in Breitengüßbach zurzeit am meisten angesprochen und können Sie daraus entnehmen, wo den Bürgern „der Schuh drückt“?
Es gibt Leute, die fragen mich, ob es meine Intension ist, viel Geld zu verdienen. Aber es gibt auch andere. Viele sprechen mich auf die Verkehrsverhältnisse in Breitengüßbach an, auf den Bau der ICE-Strecke und auf die Haushaltssituation.
Bernhard Pfister ist seit der letzten Wahl auch Gemeinderat.
Wo sehen Sie die Herausforderungen für die Gemeinde Breitengüßbach in den kommenden Jahren?
Zum einen denke ich, dass Breitengüßbach als Ort ein Verkehrs- und Entwicklungskonzept braucht, das in ganz besonderer Weise den Ortskern und die Ortsteile stärkt. Man kann es gut an der aktuellen Verkehrssituation sehen, die wir vorfinden. Blickt man in die Vergangenheit zurück, lässt sich erkennen, dass ähnliche Verhältnisse in den Jahren um 1976 schon einmal da waren. Damals wurde eine Verkehrszählung in Breitengüßbach durchgeführt und am Hauptkreuzungspunkt wurden pro Tag 18.000 Fahrzeuge gezählt. Diese Situation spiegelt sich heute wieder. 2010 nahm ein Planungsbüro aus Nürnberg eine Untersuchung vor. Ergebnis: 18.500 Fahrzeuge passieren Breitengüßbach täglich. Das hat dazu geführt, dass sich eine Bürgerinitiative gegründet hat und die Menschen im Ortskern sich wieder wünschen, weniger stark durch das Verkehrsaufkommen und den Lärm belastet zu werden. Sie wünschen sich mehr Wohn- und Lebensqualität. Um das zu erreichen, ist erst einmal ein Verkehrs- und Entwicklungskonzept nötig, um auf dem Papier festzuhalten, was die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger sind, um diese dann langfristig und konkret umzusetzen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Gemeinde?
Die Gemeinde ist von ihrer geografischen Lage sehr begünstigt und aufgrund dessen sicherlich ein interessanter Ort für Gewerbetreibende und Unternehmen. Sie ist aber auch ein Ort für Bürger, die in einer Wohngemeinde leben möchten, die nicht abgeschnitten von Straßen- und Eisenbahnverkehr ist. Breitengüßbach hat auch ein funktionierendes Vereinsleben. Schwachpunkte liegen im Bereich der starken Verkehrsbelastung durch den innerörtlichen Verkehr, zeichnen sich aber auch durch den Neubau der ICE-Strecke ab. Diese wird, so wie sie aktuell geplant ist, Breitengüßbach mit zwei neuen Gleisen durchqueren. Das bedeutet für uns, dass sich nicht nur unsere Landschaft um die Eisenbahnstrecke herum wesentlich verändert, sondern dass wir auch eine höhere Belastung durch den Eisenbahnverkehr erfahren.
Gibt es Projekte, die Sie direkt nach Ihrer Wahl anpacken würden?
In Sachen Verkehrs- und Entwicklungskonzept gibt es in unserer Gemeinde schon vielfältige Unterlagen, die aber in Teilbereichen noch löchrig sind und deshalb zusammengeführt werden müssen. Ich würde zuerst versuchen, gemeinsam mit den Bürgern anhand der vorhandenen Unterlagen ein solches Konzept für alle Ortsteile aufzuziehen und alle kurzfristig verifizierbaren Maßnahmen zu fixieren, um diese dann mit relativ wenig Geld umsetzen zu können. Ich will aber auch weiter in die Zukunft zu schauen – mindestens eine Generation, um anhand des Konzeptes Planungen für den Ort zu erstellen, die auch von den Nachfolgegenerationen genutzt werden können.
Auf drei Bevölkerungsgruppen richtete sich zurzeit verstärkt der Blick: Kinder, Familien und Senioren. Wie sehen Sie Breitengüßbach in diesen Bereichen aufgestellt? Was gibt es noch zu tun und welche Ideen bringen Sie hier mit?
Im Bereich der Seniorenbetreuung ist Breitengüßbach mit einem Seniorenheim und betreutem Wohnen gut aufgestellt. Die Konzepte, die in diesen Bereichen angewandt werden, müssen aber langfristig überdacht werden und es ist zu überlegen, ob sie noch den Anforderungen unserer Zeit entsprechen. Bei den Kindern und Kindergärten sind wir mit dem katholischen und dem Gemeindekindergarten gut aufgestellt. Auch für Babys gibt es ausreichend Plätze. Zudem steht eine Betreuung von Schulkindern am Nachmittag zur Verfügung. In den Vereinen wird die Arbeit im Jugendbereich groß geschrieben. Dies gilt sowohl für den ganzen Bereich der Sportvereine als auch für Feuerwehren, Musikverein und alle anderen Vereine.
Breitengüßbach ist in Sachen Gewerbe durchaus begünstigt, liegt an Autobahn, Bundesstraße und Bahnlinie. Müsste eine solche Gemeinde nicht kontinuierlich schwarze Zahlen schreiben?
Wir haben den Anspruch, ein Platz für Gewerbetreibende zu sein, aber auch als Wohngemeinde entsprechend zu dienen. Und dieser Anspruch ist manchmal auch kontraproduktiv. Auf der einen Seite muss die Gemeinde für attraktive Wohngebiete für ihre Bürger sorgen, auf der anderen Seite aber auch ihren Gewerbetreibenden und Unternehmern eine vernünftige Infrastruktur anbietet. Wir haben hier in den letzten Jahren eine gute Entwicklung zu verzeichnen, aber den richtig großen Gewerbebetrieb, der zu uns passt und uns gute Einnahmen in die Kassen spült, haben wir noch nicht gefunden – die Zeit läuft.
Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung als Führungskraft und meiner Kompetenzen, die ich im Bereich des Ehrenamtes immer wieder zeigen durfte, sehe ich mich besonders für dieses Amt geeignet. In meinem Berufsleben habe die Entwicklung des heute weltweit agierenden Konzerns Deutsche Post AG von einer Behörde zu einem großen Logistikunternehmen mit gestalten und begleiten dürfen. Und mit diesen Erfahrungen, die ich hier sammeln durfte, glaube ich, dass ich die Gemeinde auf einen guten Weg in die Zukunft führen kann.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Breitengüßbach? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Breitengüßbach ist der Ort, in dem ich aufgewachsen bin und der mich einen großen Teil meines Lebens begleitet hat. Es gibt viele Erinnerungen an meine Jugendzeit, die ich nicht missen möchte und es gibt auch viele Verbindungen über Breitengüßbach hinaus, die in diesem Ort entstanden sind und die ich bis heute pflege. Mir gefällt es gut, dass man in Breitengüßbach überall hingehen kann, sich überall engagieren und integrieren kann. Mir gefällt es aber auch, dass man auch mal in sich ruhen kann und so seinen Weg neu suchen und neu finden kann. Der Kontakt zu Menschen und Freunden in dieser Ortschaft ist mir wichtig und ich möchte ihn in Zukunft wieder intensiver pflegen, was mein Amt als gewählter Bürgermeister dieses Orts auch mehr zulassen würde.
Bernhard Pfister, 54 Jahre alt, ist gebürtiger Breitengüßbacher und arbeitet als Diplom-Ingenieur (FH) Maschinenbau bei der Deutschen Post AG. In seiner Freizeit fährt er gerne Fahrrad und begeistert sich für Lesen und Musik. Er hat drei Töchter und drei Enkelkinder. Ehrenamtlich engagiert er sich im Gemeinde- und im Kirchenrat.
Johannes Michel.
Das Interview spiegelt die Aussagen des Interviewten wieder – und muss nicht deckungsgleich mit der Meinung der Redaktion von Nachrichten am Ort sein.
Wahlversammlungstermine von Bernhard Pfister, SPD:
Dienstag, 19.02.2013, 20.00 Uhr, Hohengüßbach, „Alte Schule“
Mittwoch, 20.02.2013, 20.00 Uhr, Zückshut, „Sportgaststätte“
Mittwoch, 27.02.2013, 20.00 Uhr, Unteroberndorf, „Gaststätte SCU“
Donnerstag, 28.02.2013, 20.00 Uhr, Breitengüßbach, „Gemeindeturnhalle Zentrum“