Alt geworden – unglaublich jung geblieben

Joseph Schmitt, Jakob Gasseter, Johann Martin, Heinrich Bauer, Georg Volk, Fritz Richter und Johann Vinzenz Eichner. Diese Namen sagen Ihnen nichts? Nun, könnte gut möglich sein. Denn diese Herren bildeten das erste „Führungsteam“ des Turnvereins Hallstadt im Jahr 1890. Heuer, 125 Jahre später, darf der Verein Jubiläum feiern.

Heute ist der Turnverein Hallstadt ein fester Bestandteil des sportlichen und gesellschaftlichen Lebens in der Stadt. Aber das war nicht immer so. „Die Turner galten als unbequem, sie wurden schikaniert, wo man nur konnte“, ist in der Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum zu lesen. Die Schwierigkeiten begannen schon bei der Suche nach einer Bleibe, bis 1961 gab es keinen eigenen Turnraum. Vielmehr gastierten die Turner in verschiedenen Wirtschaften, vor dem Turnen mussten also erst immer die Biertische zur Seite geräumt werden. Alles andere als gute Voraussetzungen also.

Aber entmutigen ließen sie sich nicht. Und am Ende wurden sie im Jahr 1980, zum 90. Geburtstag, mit einer eigenen Sportstätte belohnt, die Bettelseehalle wurde feierlich eingeweiht. Sie ist auch mit ein Grund dafür, warum die Mitgliederzahlen immer weiter wuchsen, der Rekord aus 2009 liegt bei über knapp unter 1.400. Heute sind es rund 1.100 – und schuld am Mitgliederschwund ist, so können sich die Dinge wenden, die Bettelseehalle. Denn als vor einigen Jahren umfangreiche Sanierungen anstanden, kam der Vorstand nicht umhin, eine „Bauumlage“ zu verlangen und die Beiträge deutlich zu erhöhen. „Dies führte dazu, dass eine Mitgliedschaft im Turnverein zur Zeit 50 bis 100 Prozent teurer ist als in vergleichbaren Hallstadter Sportvereinen“, heißt es in der Chronik.

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So könnten Turner vor rund 125 Jahren ausgeschaut haben.

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Festabend in der Bettelseehalle

Dass dennoch die meisten Mitglieder dem Verein die Treue halten, kann also kein Zufall sein. Und das liegt auch daran, dass der Turnverein nicht nur Turnverein ist, sondern daneben noch weitere Abteilungen beheimatet – neben dem Turnen sind es Handball, Tennis, Tischtennis, Volleyball, Schach und der Musik- und Spielmannszug, der durch seine Auftritte auch weit über Hallstadt hinaus bekannt ist. Lediglich eine Abteilung, die es zwischenzeitlich gab, hat sich 2008 aufgelöst – es waren die Kegler.

Ein solch großes Jubiläum muss gefeiert werden, und so hatte der Verein zum Festkommers am 7. März 2015 seine Mitglieder sowie Ehrengäste in die Bettelseehalle eingeladen, zu einem kurzweiligen Abend, der sowohl auf die Geschichte des Vereins zurückblicken als auch zeigen sollte, warum es dem Verein gelungen ist, jung zu bleiben, denn etwa die Hälfte der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Und der Abend gelang. Keine endlosen Reden, sondern lebendig vorgetragene und aufgeführte Vereinsgeschichte unterhielten. Da waren die Crazy Floor Jumpers, ein Aushängeschild des Vereins oder die Gruppe Separated. Oder auch Rückblicke auf Trends der Vergangenheit, etwa den Turnsport vor 125 Jahren und die Aerobic-Welle in den 1980ern.

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Rainer Christa (Mitte) ist neuer Ehrenvorsitzender. Links: Walter Koch, rechts: Martin Krohn.

Nötig wäre eine neue Sporthalle

Walter Koch, der den Festausschuss zum Jubiläum geleitet hatte und auch den geschichtlichen Rückblick präsentierte und Martin Krohn, Vorsitzender des TV Hallstadt, hatten zwischendurch noch eine Auszeichnung zu vergeben. Rainer Christa, von 1999 bis 2009 Vorsitzender, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt und damit für seine Arbeit geehrt. Klassische Reden gab es natürlich auch, etwa von Bürgermeister Thomas Söder, der selbst seit vielen Jahren Mitglied ist und thematisierte, dass er den Wunsch des Vereins nach einer Dreifachturnhalle, der schon seit Jahren besteht, sehr ernst nehme. „Die politischen Verantwortungsträger sollten hierzu eine Lösung finden.“ Nötig hätte der Verein dies vor allem, da die Handballer aktuell in Hallstadt nicht mehr spielen können – die vorhandenen Hallen, auch die Schulturnhallen, sind nach Verbandsvorgaben zu klein.

Gast war auch Günther Lommer, Präsident des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV). „125-jährige Jubiläen sind eigentlich Sache der Vizepräsidenten, nach der netten Einladung bin ich aber gerne selbst nach Hallstadt gekommen“, sagte er in seiner Festrede. Er erzählte auch von seiner ersten Begegnung mit der Stadt in seiner Zeit als Lehrer, wo er mit einer Fußball-Schulmannschaft nach Hallstadt kam und diese, trotz guter Leistung und einiger Lattentreffer, das Spiel verlor. „Das habe ich bis heute noch nicht verdaut!“

 

In den historischen Rückblick wurden immer wieder kleine Einlagen eingestreut. Wir zeigen eine Auswahl im Video … (Tipp: Wollen Sie das Video in HD-Qualität sehen? Dann klicken Sie im unteren Bereich des Videos einfach auf das Einstellungsrädchen und wählen 720p HD aus…).

 

Viele Fotos vom Festabend in Hallstadt finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).

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Ein Kommentar

  1. Hallo, Herr Michel,

    vielen Dank für Ihre ansprechende und objektive Berichterstattung zum Festkommers des Turnvereins Hallstadt.

    Wir würden uns sehr freuen, wenn sie auch über die noch folgenden Jubiläumsveranstaltungen berichten würden.

    Freundliche Grüße

    Walter Koch

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