Vereine sollen den Kulturboden entdecken

Der Kulturboden in der Marktscheune in Hallstadt soll auch für Vereine offenstehen. Sie erhalten daher Sonderkonditionen. Nun sattelt die Stadt noch einen drauf – und subventioniert die Preise prozentual. Über die Ausgestaltung gab es im Stadtrat eine längere Diskussion.

Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder war mit der Eröffnungswoche der Marktscheune sehr zufrieden – „die vergangenen Tage liefen beeindruckend“. Dennoch muss das Gebäude, insbesondere der Kulturboden, auch in Zukunft mit Leben erfüllt werden. „Wir haben den Kulturboden an einen privaten Betreiber übergeben, der auch überleben können muss“, so Söder. Daher seien für die Vereine bereits Sonderkonditionen erarbeitet worden – mit Rabatten von bis zu 40 Prozent auf die Nutzungspreise. Auch die Stadt wolle die Vereine unterstützen, weshalb es einmal im Jahr einen Zuschuss von 20 Prozent auf diese Preise geben solle.

Der Antrag der Stadtverwaltung ging einigen Stadträten in der Sitzung vom 23. September 2015 nicht weit genug. Ludwig Wolf (BBL/FW) meinte: „Unsere Fraktion möchte eine Chancengleichheit für alle Vereine.“ Daher solle die Stadt alle Kosten, die über einen Betrag von 250 Euro hinausgingen, übernehmen – nicht nur für den Kulturboden, sondern auch für andere Räumlichkeiten wie das katholische Pfarr- und Jugendheim. Die Förderhöhe wurde anschließend lange diskutiert, Bürgermeister Söder plädierte für eine prozentuale Förderung, da für den Kulturboden an Wochenenden andere Preise gültig seien als an Wochentagen. Es stellte sich auch die Frage, welche Vereine überhaupt für eine Nutzung in Frage kämen. „Vereine wie der SV Dörfleins haben eigene Räumlichkeiten, die sie auch unterhalten müssen. Daher werden wir beispielsweise den Kulturboden höchstens in Ausnahmefällen nutzen“, meinte etwa Heiko Nitsche (SPD). Veit Popp (CSU), Kassier des Turnvereins Hallstadt, wies darauf hin, dass auch der TVH seine Halle für Veranstaltungen vermiete, künftig könnten hier Einnahmen durch den Kulturboden wegfallen.

Tag der offenen Tür Kulturboden Hallstadt 2015 (15)
Im Kulturboden war am Eröffnungswochenende viel geboten. Künftig sollen verstärkt auch die Vereine den Raum entdecken können. Dafür gibt es Fördergeld.

Startschuss für „HallSTADT (er)LEBEN“

Abgestimmt wurde zunächst über den weitergehenden Vorschlag von Stadtrat Ludwig Wolf – er fand keine Mehrheit. 12 zu 5 endete dann die Abstimmung über die prozentuale Förderung, sie wird allerdings nicht 20, sondern 25 Prozent des Mietpreises betragen. Sie soll außerdem nicht nur einmal jährlich, sondern bei Bedarf mehrfach gewährt werden.

In den einzelnen Fraktionssitzungen hatte Martin Klement das Projekt „HallSTADT (er)LEBEN“ präsentiert, der Stadtrat stimmte diesem grundsätzlich zu. Es soll in die Teilprojekte „Identität schaffen“, „regionale Wirtschaftskreisläufe stärken“ und „Brauchtum sichern“ unterteilt sein. Im Projektplan liest sich der Anlass folgendermaßen: „Der Stadtkern von Hallstadt hat durch die jahrzehntelange einseitige Ausrichtung auf eine verkehrsmäßige Erschließung vor allem des jenseits der Autobahn A70 gelegenen Gewerbegebietes seine Funktion als zentraler Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger verloren. Als Beispiel für den Niedergang in der Innenstadt sind hier die Aufgabe eines Lebensmittelnahversorgers, einer Bäckerei, eines Eisenwareneinzelhandels und verschiedener Gastronomiebetriebe seit 2007 zu nennen. Gemeinsam mit dem eingerichteten Quartiersmanagement bemüht sich die Stadt Hallstadt seit 2011 um eine Wiederbelebung der Ortsmitte. Wichtige Meilensteine hierfür sind beispielsweise die Herabstufung der B4 zur Kreisstraße und die damit verbundenen Planungen für eine Verkehrsberuhigung und Schaffung von Aufenthaltsqualität. Weiterhin öffnet im September 2015 wieder ein Lebensmittelnahversorger seine Pforten in der neu errichteten Marktscheune. Diese positiven Entwicklungen der Stadtplanung sollen durch einen identitätsstiftenden Bürgerdialog, die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe am Beispiel der ortsansässigen Erzeuger von Gemüse und die Sicherung von Brauchtum, beispielsweise am Brauchtum des „Hutkrapfen Backens“ begleitet, unterstützt und verstärkt werden.“

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Kosten wird das Projekt runde 150.000 Euro, die Hälfte des Betrages kommt nach aktuellem Stand aus der LEADER-Förderung der Europäischen Union. Stadträtin Claudia Büttner (BBL/FW) meinte: „Es wird höchste Zeit, dass sich die Stadt an einem solchen Projekt beteiligt. Es ist kaum bekannt, was wir haben und was bei uns alles stattfindet.“ Der genaue Ablauf des Projekts steht noch nicht fest, er soll nun konkretisiert werden.

Weitere Themen der Sitzung vom 23. September 2015

Einstimmig wurde Detlev Breier als neuer Seniorenbeauftragter der Stadt Hallstadt eingeführt. Er folgt auf Annelies Stöcklein, die das Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt hatte. In Sachen Barrierefreiheit und farbige Markierungen für sehbehinderte Menschen in öffentlichen Gebäuden sicherte Bürgermeister Söder zu, die Anstrengungen zu intensivieren. Hintergrund war ein Antrag der SPD-Fraktion. Söder informierte außerdem über den Planfeststellungsbeschluss zum ICE-Ausbau. Hallstadt werde keine Klage einreichen, da im Verfahren vieles erreicht worden sei. Und in Sachen Lärmschutz an der Autobahn gibt es Neuigkeiten: 2019 oder 2020 soll der Lärmschutz deutlich verbessert werden. Das ergab ein Gespräch mit der Autobahndirektion Nordbayern.

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