„Mit der Freigabe der Wirtschaftswege-Überführung Kemmern endet eine fast unendliche Geschichte.“ Bürgermeister Rüdiger Gerst war sichtlich erleichtert und erfreut, endlich zur offiziellen Eröffnung der neuen Brücke begrüßen zu können. Die hätte es eigentlich gar nicht geben sollen, die Gemeinde hat aber, bis nach Berlin, darum gekämpft, einen Ersatz für den weggefallenen Bahnübergang zu erhalten.
Bevor die Bahnbaustelle konkret wurde, gab es ein Planfeststellungsverfahren. Und davor, in den 1990er Jahren, auch schon eines. Dies ruhte gerade, als Rüdiger Gerst 2002 Bürgermeister von Kemmern wurde. Vorgesehen war, als Ersatz für den Bahnübergang, eine großzügig dimensionierte Unterführung zu errichten. Dann änderten sich die Rahmenbedingungen – die Muna Breitengüßbach wurde geschlossen, der Bund, der hier eigentlich seine Schwertransporter der Bundeswehr durchfahren lassen wollte, hatte an der Unterführung kein Interesse mehr.
In der Folge gab es viele Varianten: Eine Brücke an der südlichen Ausfahrt Kemmerns, Fußgänger- und Radfahrerunterführungen – und schließlich eine Lösung auf Breitengüßbacher Gemeindegebiet, die in den Breitengüßbacher Kreisel gemündet hätte, wie bis vor kurzem die Behelfsbrücke. Letztere Lösung aber kam in Kemmern nicht gut an – sie hätte den Verlust einer Eisenbahnquerung auf eigenem Gemeindegebiet bedeutet, obwohl Kemmern weiterhin mit einem Drittel der Kosten beteiligt gewesen wäre.
Bürgermeister Rüdiger Gerst vor der neuen Brücke.
Kleines Volksfest in der Brückenzufahrt
Also wandte sich die Gemeinde an die höheren politischen Ebenen – mit Erfolg. Dank der Vermittlung des Landtagsabgeordneten Heinrich Rudrof (CSU) wurde auch vom Staatsministerium des Innern in München eine Lösung auf Höhe des bisherigen Bahnübergangs als sinnvoll angesehen. Also wurde neu geplant. Und zuletzt gebaut – für 2,8 Millionen Euro. Die Kosten werden auch hier gedrittelt – zwischen Bahn, Bund und Gemeinde, die allerdings auf ihren Anteil hohe Fördergelder bekommt. Auch die Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner und Thomas Silberhorn (beide CSU) unterstützen Kemmern. „Die nun realisierte Brücke ist für Kemmern wichtig. Sie dient der heimischen Landwirtschaft ebenso wie denjenigen, die Erholung suchen. Schließlich befindet sich in unserer östlichen Gemarkung auch eine Kleingartenanlage. Der Standort vermeidet außerdem für Jogger, Radfahrer und Wanderer erhebliche Umwege“, erklärte Gerst am Tag der Eröffnung.
Nicht weit vom ehemaligen Bahnübergang entfernt entstand das neue Brückenbauwerk.
Die bestand übrigens nicht nur daraus, ein Band zu durchschneiden. Nein, sie hatte fast schon den Charakter eines kleinen Volksfestes. Die Brauerei Wagner aus Kemmern hatte 60 Liter Freibier spendiert, es gab Knackwürste und Brötchen von der Deutschen Bahn, ein Zelt war aufgestellt. Auch ein kirchlicher Segen wurde vorgenommen – von Monsignore Edgar Hagel und Pfarrer Andreas Schlechtweg. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von den Kemmärä Kuckuck.
Und direkt, nachdem die Brücke offiziell freigegeben war, machten sich die ersten Neugierigen auf den Weg auf die andere Seite. Die ersten waren sie aber wohl nicht. Schon in den vergangenen Tagen habe sich der Bedarf gezeigt, so Gerst. Viele Kemmerner waren schon vor dem Eröffnungstag über die Brücke gefahren oder gegangen …
Viele Fotos von der Öffnung der Brücke in Kemmern finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).