Eine Unterschrift regelt Details zur Finanzierung, der wasserrechtliche Genehmigungsbescheid liegt vor. Was auf den ersten Blick wenig spannend klingt, ist für die Gemeinde und ihre Einwohner doch ein Meilenstein. Denn der nächste wichtige Schritt eines Millionenprojekts ist damit getan – und auch formal steht fest, dass Kemmern in den kommenden Jahren einen deutlich verbesserten Schutz vor Hochwasser bekommen wird.
In zahlreichen Gemeinderatssitzungen und Bürgerversammlungen war der Hochwasserschutz in den vergangenen Jahren Thema. Dabei ist der Auslöser für die Diskussion um eine Verbesserung der Situation schon ziemlich genau 17 Jahre alt: Vom 3. auf den 4. Januar kommt das Wasser gerade noch rechtzeitig zum Stehen, die Dämme halten dem Hochwasser stand. In der Hochwasserstatistik des Bayerischen Landesamts für Umwelt ist ein Wasserstand von 704 Zentimetern notiert. Anschließend wurde unter anderem die Standsicherheit der Dämme überprüft, Untersuchungen wurden eingeleitet. Und es zeigt sich: Die Anlage ist nicht marode, es besteht aber Verbesserungsbedarf, insbesondere, wenn ein hundertjähriges Hochwasser zugrunde gelegt wird. Dies könnte durch eine Erhöhung der Deichkrone mit Dammverbreiterung sowie den Bau von Dammverteidigungswegen geschehen.
Die Hochwasserdämme grenzen in Kemmern direkt an die Bebauung.
Aber: Kemmern stand in der Prioritätenliste der Behörden nicht ganz vorne, gab es doch einen Schutz. Einige Jahre vergingen – und 2013/14 kam es endlich zur europaweiten Ausschreibung des Projekts. „In mehreren Bürgerversammlungen wurde intensiv mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert – und nachdem der Damm Kemmern sichelartig umschließt, haben wir auch auf den städtebaulichen Aspekt wert gelegt“, erklärte Bürgermeister Rüdiger Gerst beim Termin mit Landrat Johann Kalb und Behördenvertretern vom Wasserwirtschaftsamt Kronach. Nur eine Bürgereinwendung habe es gegeben – und die sei schließlich zurückgenommen worden. Mit den Verbesserungen wird Kemmern nicht nur vor einem hundertjährigen Hochwasser besser geschützt sein, auch ein Aufschlag von 15 Prozent (Klimazuschlag) ist berücksichtigt. Im Zuge des Projektes sollen die bestehenden Deiche auf ca. 2,6 Kilometern Länge abschnittsweise bis zu einem Meter erhöht sowie die Deichkerne durch Innendichtung verstärkt werden. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustands des Leigrabens sowie die Ertüchtigung des Schöpferwerkes und der Binnenentwässerung entlang der Deiche.
Kemmern zahlt rund zwei Millionen Euro
Mit den Unterschriften von Bürgermeister Rüdiger Gerst und Günther Prem vom Wasserwirtschaftsamtes Kronach ist die Kostenaufteilung nun klar geregelt. Die Gemeinde Kemmern beteiligt sich mit 35 Prozent an den anteiligen Kosten des Vorhabens in Höhe von rund 5,8 Millionen Euro. Dies entspricht rund zwei Millionen Euro. Die übrigen Kosten übernimmt der Freistaat Bayern. Die Kosten für den Bau werden insgesamt mit rund 7,2 Millionen Euro kalkuliert. Dadurch, dass sich die Gemeinde Kemmern bereit erklärt hat, Leistungen wie Unterhaltung und Instandhaltung der Deiche und Mauern sowie des Schöpfwerkes zu übernehmen, wird der Beteiligtenbeitrag durch die Leistungen kompensiert.
Landrat Johann Kalb, Bürgermeister Rüdiger Gerst und Günther Prem vom Wasserwirtschaftsamt (vordere Reihe) bei der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung.
Sämtliche Pläne und Dokumente füllen mittlerweile einige Ordner …
Landrat Johann Kalb sah die Verbesserungen ebenfalls als notwendig an. „Die Hochwasserereignisse sind heute anders, die Überschwemmungen treten in kürzester Zeit auf.“ Und Günther Prem meinte: „Sie kriegen hier etwas Anständiges für Ihr Geld.“
Und wie geht es weiter? Die nächsten Schritte sind die konkrete Ausführungsplanung für die Umsetzung der Deichsanierung und parallel die Grundstücksverhandlungen mit den betroffenen Eigentümern.