Stromlieferungen: Wasser predigen und Wein trinken?

Aus Kostengründen hätte die Verwaltung des Marktes Rattelsdorf, allen voran Kämmerer Alfred Heider, wohl anders entschieden. Zwar waren sich auch die Gemeinderäte schnell einig, an der Bündelausschreibung des Bayerischen Gemeindetags teilzunehmen, um möglicherweise von günstigen Strompreisen zu profitieren. Diskutiert wurde allerdings über die Option, vollständig auf Ökostrom zu setzen. Und für diesen fiel am Ende die Entscheidung.

160.000 Euro Stromkosten fallen momentan pro Jahr für die Gemeinde Rattelsdorf an – und zum 31. Dezember 2013 läuft der Liefervertrag mit Eon aus. „Wir waren eigentlich mit Eon immer sehr zufrieden und würden uns freuen, wenn sich der Lieferant nicht ändern würde“, sagte Bürgermeister Bruno Kellner (Vereintes Umland, VU) in der Marktgemeinderatssitzung vom 13. Dezember 2012. Dennoch sprach er sich dafür aus, an der Ausschreibung teilzunehmen (mehr Informationen zum Prozedere finden Sie auch in unserem Artikel Wäre das nicht eine Aufgabe der Regionalwerke?).

Schon gleich nach Aufruf des Tagesordnungspunktes zeigte sich, dass die Teilnahme an der Bündelausschreibung Konsens war. Offen blieb aber die Frage, ob die Gemeinde sich für Normal- oder für Ökostrom entscheiden sollte. Gemeinderat Michael Hümmer wehrte sich gegen die Vorstellung, künftig „Atomstrom aus Temelin“ zu beziehen. Bei der europaweiten Ausschreibung könnten auch Stromanbieter aus dem Ausland das beste Gebot abgeben. Da die Gemeinde auch selbst eine Photovoltaikanlage betreibe, sollte sie mit gutem Beispiel vorangehen. „Wir können nicht Wasser predigen und Wein trinken.“ Ähnlich äußerten sich weitere Gemeinderäte. Es gab aber auch andere Meinungen. Andreas Schmittwolf (Christliche-Wähler-Union, CWU) machte sich für Normalstrom stark: „Wir zahlen ohnehin schon für die erneuerbaren Energien, durch die Ökostromumlage. Daher sollten wir nicht zusätzliche Kosten in Kauf nehmen.“

Mit nur einer Stimme Mehrheit setzte sich nach Abschluss der Diskussion der Ökostrom durch. Damit zahlt die Gemeinde in den Jahren 2014 bis 2016 geschätzte 25.000 Euro mehr als bei einer Normalstrom-Lieferung. Die genauen Preise stehen allerdings noch nicht fest, das Ergebnis der Ausschreibung ist erst im Frühjahr 2013 zu erwarten.

Hebesätze, Vereinsförderung, Jahresrückblick

In weiteren Tagesordnungspunkten wurden die Hebesätze für Grundsteuer A, Grundsteuer B und Gewerbesteuer festgelegt. Sie bleiben unverändert bei 300 v.H., 300 v.H. und 320 v.H. Der Beschluss fiel einstimmig. Außerdem verteilte der Marktgemeinderat wieder Fördergelder an die Vereine, die besondere Leistungen erbringen, vornehmlich in der Jugendarbeit. „Viele Vereine haben die Jugendförderung allerdings noch nicht beantragt, wir werden das auch noch einmal über das Mitteilungsblatt bekannt machen“, sagte Bürgermeister Kellner. Mit einem kurzen Jahresrückblick beschloss er die Sitzung und damit auch das Sitzungsjahr 2012.

Johannes Michel. Titelfoto: © Hans-Christian Hein  / PIXELIO

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