Eine Sitzungsdauer von viereinhalb Stunden gibt es auch nicht alle Tage. Aufgrund zweier großer Themen mussten die Gemeinderäte in Rattelsdorf zuletzt aber lange „tagen“. Vorgestellt wurden die Ansiedlung einer Einrichtung für suchtkranke Menschen in der Gemeinde sowie das mögliche Seentherapiekonzept für den Ebinger Badesee.
Seit 1992 betreut das Dienstleistungsunternehmen „Sozialteam“ suchtkranke und psychisch kranke Erwachsene, Menschen mit Handicap und Senioren, aufgeteilt auf mehrere Geschäftszweige – aktuell an 16 Standorten in Bayern und Sachsen. Bald könnte ein 17. Standort hinzukommen, und zwar „Am Stock“ in Rattelsdorf. Dort plant das Sozialteam den Bau einer Einrichtung zur Betreuung suchtkranker Menschen. Sie könnten in vier Wohngruppen zu je zehn Bewohnern untergebracht werden, jeweils zwei Gruppen als „offen“ und „beschützt“. Das Konzept sowie eine erste Entwurfsplanung stellte Geschäftsführer Martin Weiß dem Gemeinderat am 21. Januar 2016 vor. Bereits vorausgegangen war ein Ortsbesuch mehrerer Räte am Hauptsitz Lappersdorf nahe Regensburg.
Die Zielsetzung des Aufenthalts in einer solchen Einrichtung sind die Stabilisierung des psychischen Allgemeinzustandes, die Vorbereitung auf die Wiedereingliederung in Beschäftigung und Arbeit, dauerhafte Abstinenz sowie das selbstständige Leben ohne oder mit weniger Betreuung. Der Aufenthalt ist daher zeitlich begrenzt, zwei Jahre seien, so war der Präsentation zu entnehmen, ein Richtwert. Für jeden Bewohner wird dazu ein individueller Hilfeplan erstellt, der die Defizite, aber auch die Stärken berücksichtigt. Die Betreuung selbst könnten am Standort Rattelsdorf rund 25 Mitarbeiter übernehmen, darunter Sozialpädagogen, Krankenpfleger, Ergotherapeuten, Heilerziehungspfleger sowie weitere Präsenzkräfte mit handwerklicher oder hauswirtschaftlicher Ausbildung. Dazu lege das Sozialteam, sagte Weiß, besonders Wert darauf, Mitarbeiter aus der Region zu finden und zu beschäftigen.
Um die Bürger mitzunehmen, so Bürgermeister Bruno Kellner, werde es am 29. Februar 2016 um 19.00 Uhr in der Schulturnhalle eine Informationsveranstaltung geben. Dort sollen auch weitere Details genannt sowie die ersten Pläne gezeigt werden.
So könnte das Gebäude des Sozialteams aussehen.
Seentherapie Ebing: Kosten unklar
Ein weiterer großer Tagesordnungspunkt war das Seentherapiekonzept für den Badesee Ebing. Beauftragt wurde dies bereits im Jahr 2012. Dr. Francis Foeckler (ÖKON GmbH) erläuterte damals im Gespräch mit Nachrichten am Ort die Problematik und die notwendigen Schritte in Ebing. „Das Hauptproblem ist die Blaualgenentwicklung aufgrund der hohen Nährstoffbelastung. So bildet sich Faulschlamm.“ Dieser werde im Rahmen der Seentherapie an verschiedenen Stellen analysiert, Folge wird voraussichtlich eine Entschlammung sein. „Langfristig stellt sich die Frage, wie der See sauber gehalten und die Blaualgenentwicklung verhindert werden kann.“ Für den Ebinger See liegen zahlreiche Statistiken vom Wasserwirtschaftsamt vor, diese Daten wollte die ÖKON GmbH in ihr Konzept mit einbeziehen.
Nun erfolgte im Gemeinderat die Vorstellung des Konzepts. Gelöst werden könne die Problematik, so Foeckler, durch eine Anbindung des Sees an den Main. Außerdem seien die Anlage großer Flachuferbereiche mit Wasserpflanzen sowie eine Erhöhung des Raubfischanteils erforderlich. Auch eine Vertiefung des Sees und damit die Entschlammung sei notwendig. Nicht in der Lage sah sich Foeckler aber, eine Schätzung der Gesamtkosten abzugeben. Vor dem Hintergrund kostenträchtiger Maßnahmen wie der Sanierung des Torhauses und dem Teilneubau der Schule fasste der Gemeinderat daher erst einmal keinen Beschluss. Auch ein Antrag der Fraktion Ebinger Liste, einen Badesteg zu errichten, wurde erst einmal nicht weiter beraten.
Der Badesee in Ebing ist auch jedes Jahr Schauplatz des weithin bekannten Sautrogrennens.
Unter „Bericht des Bürgermeisters“ informierte Bruno Kellner über die aktuelle Situation in Sachen Flüchtlings-Notunterkunft. Die Gemeinde Rattelsdorf hat dazu die Schule zur Verfügung gestellt, bislang erfolgten aber keine Einquartierungen. Und auch in das Thema Mehrgenerationenplatz kommt wieder Bewegung: Im Februar soll eine Info-Veranstaltung mit Bürgerbeteiligung stattfinden.
Da sieht man mal wie hier in Rattelsdorf geplant …..und der Ort zersiedelt wird.
Wir haben die „AWO“ Einrichtung für psychisch Kranke bei der Kirche ( bei der man den schönen Klostergarten verscherbelt hat) und jetzt kommt vom „Sozialteam“ eine Einrichtung für psychisch Kranke an der B4 im Stock?
Brauchen wir 2 solcher Einrichtungen?
Achja, was die Arbeitsplätze betrifft: Die hatte damals unser Bgm auch beim Hackschnitzelwerk schön geredet. Ich glaube so um die 60 waren damals angedacht. Weder das „Werk“ wurde gebaut noch die Arbeitsplätze geschaffen.