24 Jahre stand Jürgen Gahn an der Spitze der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Fränkische Volksmusik im Bezirk Oberfranken. In Kemmern trafen sich nun die Mitglieder, um einen Nachfolger zu wählen. Dabei gab es auch viele Informationen über die Arbeit der ARGE – und darüber, warum Brauchtumspflege in unserer Heimat wichtig für die Zukunft ist.
„Wer seine Herkunft nicht kennt, kann seinen eigenen Standort nicht bestimmen und wird sich bei den Herausforderungen der Zukunft schwer tun“, sagte Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, der zur Jahresversammlung der ARGE Fränkische Volksmusik, Bezirk Oberfranken, nach Kemmern gekommen war. Die Bezirke seien nicht nur für Soziales zuständig, sondern auch für die Brauchtums- und Heimatpflege, und dabei sei die Volksmusik ein sehr wichtiger Baustein. Sie habe nicht, wie viele vermuten, etwas mit verstaubten Texten zu tun, heute kämen auch immer wieder neue, oftmals zeitkritische Lieder, dazu.
In Kemmern leistet dazu insbesondere die Trachtengruppe mit den Kemmärä Kuckuck einen wichtigen Beitrag, wie Bürgermeister Rüdiger Gerst betonte. „Kemmern ist eine moderne Gemeinde, wir sind aber gerade deshalb für die Brauchtumspflege sehr aufgeschlossen.“ Mit Hans-Dieter Ruß kommt der 2. Vorsitzende der ARGE aus Kemmern, wodurch die Gemeinde einen wichtigen Platz innerhalb der ARGE einnimmt und schon oft Gastgeber vielfältiger Veranstaltungen war.
Bertram Popp und sein Vorgänger Jürgen Gahn mit Ehefrau Edeltraud.
Jürgen Gahn erhielt von Bürgermeister Rüdiger Gerst (rechts im Bild: Hans-Dieter Ruß) ein kleines Präsent.
Erleben, erhalten, erneuern, ergänzen
Zur Eröffnung spielten die Hofer Volksmusikanten, für den scheidenden Vorstand Jürgen Gahn eine echte Überraschung. Denn mit ihnen arbeitet er schon seit 30 Jahren eng zusammen – wie die meisten Anwesenden war er davon ausgegangen, die Lokalmatadore „Kemmärä Kuckuck“ zu hören. In Auszügen gab Gahn einen Rechenschaftsbericht über seine 24 Jahre als 1. Vorsitzender. Alles begann mit einem Anruf eines damals stellvertretenden Vorstands: Da Kassier und der 1. Vorsitzende aufhören, habe er einen Brief an die Mitglieder verfasst und Gahn als Wahlvorschlag präsentiert. „Widerstand war also zwecklos“, so Gahn. Dann kamen die großen Herausforderungen, etwa der Wegfall der Grenzlandförderung, die für die ARGE eine wichtige Finanzquelle war. Neue Ideen mussten also her. „Manchmal standen die Ampeln auf Gelb, sie wechselten aber immer wieder auf Grün“, fasste Gahn zusammen.
Er betonte auch die wichtige Zusammenarbeit mit dem Studio Franken des Bayerischen Rundfunks, unter anderem mit gemeinsamen Veranstaltungen. Die nächste werden Auftritte bei der Landesgartenschau in Bayreuth im April sein. Steckenpferd der ARGE seien aber die Mitgliedsvereine und Gruppierungen. „Unsere Liste weist aktuell 150 Gruppen auf, 50 Veranstaltungen bezuschussen wir pro Jahr.“ Für jede Veranstaltung gebe es somit die passende Gruppe, die von der ARGE vermittelt werden könne. Die besonderen Momente seien für ihn aber die Gottesdienste mit Volksmusik und Mundart gewesen, die zu Begegnungen in der Region, aber auch darüber hinaus bis nach Salzburg geführt hätten. Unter den Gästen weilte auch Gahns langjähriger Wegbegleiter, der Bamberger Dekan Hans-Martin Lechner.
Gahn erklärte auch, dass die ARGE nicht nur die Volksmusikgruppen verwalte, sondern vielmehr für den Brauchtumserhalt eintrete. Daher sei sie für Museen und Forschungsstellen ein wichtiger Ansprechpartner, etwa bei der Vermittlung von Notennachlässen. Und das solle auch weiterhin so bleiben. Das Kürzel „ARGE“ definierte Gahn daher als „Allgemeinheit“, „Region“, „Gemeinschaft“ und „Erleben, erhalten erneuern, ergänzen“.
Bertram Popp (rechts) führt ab sofort die ARGE.
Zum Abschluss gab’s ein Tänzchen.
Gahn bleibt im Vorstand aktiv
Als Gahns Nachfolger wurde einstimmig der bisherige Beisitzer Bertram Popp aus Schwarzenbach gewählt. Seinen Posten als Beisitzer übernimmt nun Jürgen Gahn selbst. Und der wurde gleich auch noch zum Ehrenmitglied ernannt. „Wenn ich gewusst hätte, dass die Verabschiedung so schön wird, wäre ich schon längst gegangen“, sagte Gahn zum Abschluss. Und dann durfte er mit seiner Frau Edeltraud noch ein Tänzchen zu Musik der Hofer Volksmusikanten wagen.