Ob Ministrant, Priester oder Erzbischof. Bei hohen Temperaturen wie zurzeit, die auch vor dicken Kirchenmauern nicht Halt machen, sind die liturgischen Gewänder nicht gerade von Vorteil. Und so zitierte Erzbischof Ludwig Schick am Sonntag in Hohengüßbach aus dem Lied „Komm herab, o Heil’ger Geist“: „Das Lied Nummer 344 hätten wir zur Eröffnung singen müssen, denn dort heißt es: ‚Hauchst in Hitze Kühlung zu‘“.
Im Jahr 1715 errichteten die Jesuiten, damals in Leimershof beheimatet, im nebenan gelegenen Hohengüßbach eine Kirche. 300 Jahre bestimmt das Kirchengebäude nun den Ort, allein schon deshalb, weil es nahtlos in die Bebauung übergeht, nur geringe Abstände trennen die Kirche von den benachbarten Wohngebäuden. Sie liegt einfach mittendrin. Und so, das sagte auch Pfarrer Valentin Tempel, sind Hohengüßbach und seine Kirche ohneeinander nicht zu denken. Im Rahmen der Kirchweih vom 4. bis 6. Juli wurde das Jubiläum nun gebührend gefeiert.
Am Samstagabend eröffnete Breitengüßbachs Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder die Kirchweih mit dem Bieranstich. Trotz eines der heißtesten Tage des Jahres kamen viele Besucher nach Hohengüßbach – und ein erst kürzlich in den Medien zu lesender Trend wurde unserer Zeitung aus dem Ausschankwagen bestätigt: Alkoholfreies Bier ist in keinster Weise mehr ein Nischenprodukt, viele Kirchweihbesucher griffen auf das kühle, ab anti-alkoholische Getränk zurück. Trotz Hitze beliebt, wie Christine Martin aus dem Grillwagen vermeldete, waren wieder die hausgemachten Bratwürste, eine echte Kirchweih-Spezialität. Dennoch griff so mancher Besucher auch zu etwas „kühlem“, also zur Brotzeit. Aber: Der Grillwagen lief auch mit Steaks & Co. gut, ebenso am Sonntag.
Panoramaaufnahme: Der Gottesdienst wurde live nach draußen übertragen (zum Vergrößern anklicken).
Gottesdienst sogar mit Live-Übertragung
Der war vom Festgottesdienst bestimmt, zu dem auch Erzbischof Ludwig Schick nach Hohengüßbach gekommen war. Begrüßt wurde er, in Reimform, von zwei Ministranten. Wichtig war ihm in seiner Predigt, dass ein Jubiläum nicht etwas beschließe, sondern „aufschließe“. Eine Kirche falle nicht einfach vom Himmel, sie sei immer das Ergebnis des Engagements vieler Menschen, sie mache viel Arbeit, koste Geld. „Es ist ein Glück, dass Sie in Hohengüßbach eine Kirche haben. Wünschen Sie sich, dass sie auch den Folgegenerationen Segen schenkt.“ Schick schlug aber auch politischere Töne an. Gerade bei der aktuellen Asyldebatte, aber auch bei Themen wie Behinderung und Sterbehilfe, käme die Nächstenliebe zu kurz. Und die sei Aufgabe jedes Christen. In diesem Zusammenhang zitierte er Papst Franziskus: „Christen sollen frohe Menschen sein und nicht schauen, als hätten sie auf eine in Essig eingelegte Chilischote gebissen.“ Auch wenn die eigentliche Heimat der Himmel sei, wolle Gott doch, dass wir hier zufrieden und glücklich werden. Jeder Christ solle daher „eine gute Seele“ sein.
Die Kirche ist eng in den Ort eingebaut.
Schicks Predigt, wie auch der gesamte Gottesdienst, wurde live nach draußen übertragen, in der Kirche Mariä Heimsuchung hätten die vielen Besucher nicht alle Platz gefunden. Und so verteilte sich der Gottesdienst auf zwei Orte – die Kirche und den schattigen Hof gegenüber. Nach dem Festgottesdienst zog Schick, begleitet von einem großen Festzug, voraus die Pünzentaler Musikanten, ins Festzelt ein. Die Ehrengäste durften an festlich gedeckten Tischen Platz nehmen. Im Zelt gab es einige Grußworte – Albin Dippold aus Sassendorf, der Nachbarort gehört politisch zu Zapfendorf, kirchlich aber zur Kuratie Hohengüßbach, sprach für die Pfarreiengemeinschaft. Und Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder freute sich, dass in Hohengüßbach zum 300-jährigen Kirchenjubiläum ein ganzes Festjahr auf die Beine gestellt wurde, schon ein Gottesdienst an Neujahr habe den Anfang gemacht.
Am Montagabend fand die Hohengüßbacher Kirchweih dann mit Live-Musik ihren Ausklang.
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