Nicht immer ist die Welt in Ordnung …

Fast 250 Schülerinnen und Schüler werden im kommenden Schuljahr die Grund- und Mittelschule Breitengüßbach besuchen. „Man könnte denken, bei uns auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung – aber nicht immer ist das so“, erklärte Schulleiter Marc Güntsch den Gemeinderatsmitgliedern – und die brachten eine mögliche Unterstützung für die Lehrkräfte, aber auch für die Schüler/innen und Familien auf den Weg.

Zum Ende des vergangenen Schuljahrs wurde unter den Lehrkräften und den Leitungen der offenen Ganztagsschule eine Bedarfsabfrage durchgeführt. Braucht es mehr Unterstützung über den klassischen Unterricht hinaus? Wo liegen Probleme? Wie wird die Situation der Kinder und Jugendlichen in den Familien eingeschätzt? Einige Einblicke hatte Schulleiter Marc Güntsch zur Gemeinderatssitzung am 7. September 2021 mitgebracht.

Im Bereich „Unterricht“ ging es vor allem um Unterrichtsstörungen durch bestimmte Schülerinnen und Schüler, im Bereich „Familie“ fielen auch mangelnde Unterstützung durch die Familie oder fehlende Kooperationsbereitschaft auf. Mehrere Nennungen gab es unter dem Punkt Vernachlässigung. „Mit einer funktionierenden Jugendsozialarbeit könnten deutlich mehr Unterstützungsmaßnahmen angeboten werden, die spätere Folgen vielleicht vermindern könnten“, so Güntsch. Aus diesem Grund hatte die Schulleitung einen Antrag für die Einrichtung einer Stelle zur Leistung von Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) gestellt.

JaS ist ein als wirksam geltendes sekundärpräventives Jugendhilfeangebot und seit 2002 ein Schwerpunkt bayerischer Kinder- und Jugendpolitik. Der Freistaat Bayern unterstützt deshalb die Träger der öffentlichen Jugendhilfe mit Fördergeldern. Derzeit beträgt die Festbetragsförderung 16.360 Euro jährlich für eine vollzeitbeschäftigte JaS-Fachkraft. Der Landkreis beteiligt sich mindestens in gleicher Höhe an den anfallenden Kosten. Den Restaufwand leistet der zuständige Sachaufwandsträger der Schule, in Breitengüßbach also die Gemeinde. Laut Erfahrungen aus anderen Kommunen dürften diese Kosten bei rund 30.000 Euro pro Jahr liegen. Vor der Einrichtung der Stelle müssen auch der Jugendhilfeausschuss und der Kreisausschuss des Landkreises Bamberg der Antragstellung zustimmen.

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Prävention ist entscheidend

Güntsch betonte, dass sich die JaS nicht nur auf die Mittel-, sondern auch auf die Grundschule beziehen werde. Somit könnten Probleme früher erkannt werden, man müsse nicht vier Jahre zuschauen, bevor gehandelt werden könne. Die Angebote der Jugendsozialarbeit sollen sich dabei nicht auf Einzelfallberatungen beschränken, sondern die Sozialarbeiterin beziehungsweise der Sozialarbeiter soll auch Anlaufstelle für Lehrerinnen und Lehrer sowie die Eltern sein. „Der Erfolg wird auch stark von der Person abhängig sein. Ich wünsche mir auch Angebote wie Elternabende“, erklärte Güntsch.

Von den Gemeinderatsmitgliedern wurde der Antrag positiv aufgenommen. Dritte Bürgermeisterin Karin Schneiderbanger-Vogt (UBB) fragte nach der Ausstattung der Stelle. Güntsch meinte, er könne auch mit einer Halbtagesstelle leben, denkbar wäre aber auch eine Kooperation mit der Grundschule Kemmern, für die ein solches Angebot allein nicht in Frage käme. „Die Jugendsozialarbeit soll keine Strafaktion sein, zu der Schüler hingeschickt werden, sondern eine Anlaufstelle, zu der jemand auch direkt gehen kann.“ Zudem hätten die Sozialarbeiter beste Kontakte zu anderen Stellen und könnten vermitteln. Bewusst gehe alles über die bisherige Zusammenarbeit zwischen Schule und dem Projekt JAM (gemeindliche Jugendpflege und Jugendsozialarbeit) hinaus, wo man über freiwillige Angebote bestimmte Kinder und Jugendliche nicht erreiche.

Zweiter Bürgermeister Alexander Porst (SPD) sah die Prävention als den wichtigsten Schwerpunkt. Auch wenn die Kosten auf den ersten Blick hoch seien, rechne sich das auf lange Sicht. Auch Gemeinderat Alois Ludwig (CSU) meinte: „Alles, was auch finanziell leistbar ist, sollte in diesem Bereich getan werden.“ Gemeinderätin Dagmar Riegler (Grüne) sah insbesondere die Einbindung der Grundschule als sehr positiv an.

Der Beschluss zur Einrichtung von JaS fiel abschließend einstimmig. Nun müssen noch die Landkreisgremien zustimmen.

Weiteres aus der Sitzung vom 7. September

Einem Antrag der Kirchenstiftung St. Leonhard auf Bezuschussung für Investitionen für die Kindertagesstätte Haus für Kinder St. Michael stimmte der Gemeinderat zu. Hierbei geht es um den Ausbau der Küche, Dacharbeiten, Pflasterarbeiten und Neuanschaffungen. Die Gemeinde beteiligt sich mit knapp 7.000 Euro als gedeckelte Festbetragsförderung an den Kosten von rund 14.000 Euro.

Vorzeitig verlängert wurde ein Pachtvertrag über eine gemeindliche Fläche mit dem TSV Breitengüßbach. Diese wird für die Flutlichtanlage genutzt, die in Kürze auf LED umgerüstet werden soll, wobei es hohe Förderungen des Bayerischen Landessportverbandes gibt.

Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder lud noch zu zwei Terminen ein. Am Samstag, 18. September, wird der neue bewusst-SEIN-Parcours eröffnet, Treffpunkt ist um 10 Uhr am Parkplatz Zückshuter Straße an der Kreisstraße BA 16. Am 23. September wird ein Bürgerforum zum Rahmenplan „Grünes Gewerbe- und Mischgebiet“ stattfinden. Los geht es um 18.30 Uhr vor Ort (Westring Richtung Kemmerer Weg) oder bei schlechtem Wetter in der Hans-Jung-Halle.

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