Viele Jahrhunderte lang unterstand die Gemeinde Kemmern direkt dem Bamberger Bischof. Und auch heute noch arbeiten politische und kirchliche Gemeinde in Kemmern eng zusammen. Somit war es selbstverständlich, dass das große Festwochenende zum 1000-Jährigen der Gemeinde mit einem Festgottesdienst startete.
Eine große Kirchenparade holte die Festgäste am Ortseingang ab, angeführt vom Musikverein Kemmern. Am Pfarrhaus stießen dann die Geistlichen hinzu, gekommen war auch Erzbischof Ludwig Schick. Diesen begrüßte Bürgermeister Rüdiger Gerst zu Beginn des Festgottesdienstes – und betonte dabei die enge Verbindung zwischen Kirche und Politik in Kemmern. Allein schon aus der Geschichte ergebe sich, dass die Kirche nicht umsonst baulicher Mittelpunkt des Ortes sei. Ebenso entscheidend seien aber auch die Pfarrer, die sich in Kemmern oftmals über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus engagiert hätten. Das gelte auch für Pfarrer Valentin Tempel, der übrigens vergangene Woche sein 25-jähriges und damit silbernes Priesterjubiläum feierte.
Erzbischof Ludwig Schick stellte in seiner Predigt das eigentlich Zentrale für eine Kommune heraus – die Menschen. „Bedeutend sind meistens die Kleinen“, so Schick. Exemplarisch nannte Schick Kindergärtnerinnen, Ehrenamtliche, die vielen in Vereinen aktiven Bürger – etwa im Musikverein, dessen Teilnahme an einer Kirchenparade wie am heutigen Tag nicht selbstverständlich sei. Er hob auch die Rolle der Familie für die 1000-jährige Geschichte des Ortes hervor. Ohne die Familien und ihren Zusammenhalt könne keine Kommune bestehen. Mit Familie meinte Schick ausdrücklich das klassische Bild aus Mutter und Vater. „Das bedeutet nicht, dass wir andere Lebensweisen abwerten wollen, dennoch leben wir aus diesen Familien“, erläuterte Schick.
Goldenes Buch bekam viele neue Einträge
Nach dem Festgottesdienst zogen, erneut voraus der Musikverein Kemmern, die Ehrengäste und auch die zahlreichen Gottesdienstbesucher, ins Festzelt auf dem Festplatz am Main, wo die Feierlichkeiten mit dem großen Festabend weitergingen. Nach und nach füllte sich das 2000 Personen fassende Zelt bis auf wenige Plätze
Bürgermeister Gerst begrüßte die Ehrengäste des Abends und auch den Musikverein Zapfendorf unter Leitung von Daniel Dippold, der sich für die musikalische Unterhaltung verantwortlich zeigte. Erzbischof Schick durfte sich zum zweiten Mal in das Goldene Buch der Gemeinde Kemmern eintragen. Währenddessen traf auch der Schirmherr, Bayerns Finanz- und Heimatminister Dr. Markus Söder, ein. „Es ist auch in Bayern etwas ganz Besonderes, wenn eine Gemeinde ihr 1000-Jähriges feiert. Daher hat unser Heimatminister sich auch bereiterklärt, die Schirmherrschaft zu übernehmen“, sagte Gerst und bat Söder für seine Festrede direkt auf die Bühne, nachdem die Kapelle den Bayerischen Defiliermarsch gespielt hatte
„Sie haben einen Fehler begangen, denn der Bayerische Defiliermarsch ist eigentlich dem Ministerpräsidenten vorbehalten“, erklärte Söder gleich zu Beginn. „Damit habe ich aber kein Problem“, ergänzte er unter Gelächter des Publikums. Er lobte zunächst die Heimat, denn das Beste an Berlin sei immer der Rückweg nach Bayern. Wenn man dann aber von München nach Franken komme, wisse man die eigene Heimat noch einmal umso mehr zu schätzen. „Ich betrachte es als eine meiner Hauptaufgaben, dass Nordbayern und Franken die gleiche finanzielle Aufmerksamkeit bekommen wie der Süden.“ Kleine Gemeinden und der ländliche Raum seien genauso wichtig wie die Städte.
Mäc Härder und der große Zapfenstreich
Söder erwähnte auch die guten Kontakte zu vielen der Anwesenden, etwa Rüdiger Gerst. Ganz besondere Grüße richtete er an den Landtagsabgeordneten Heinrich Rudrof, der aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte. Bayern sei vor allem deshalb erfolgreich, weil Engagement in den Gemeinden und Vereinen stimmten. „In den meisten anderen Bundesländern gibt es so etwa nicht. Die 1000 Jahre hier in Kemmern sind kein reines Geschichtsdatum, sondern Beweis für die Vitalität Ihrer Gemeinde.“
Ein bisschen Politik musste natürlich auch sein. Jeder dürfe bei uns leben, müsse sich aber unseren Sitten und Gebräuchen anpassen, erklärte Söder. Dann habe Bayern eine große Zukunft, auch wenn sich die Welt um uns herum verändere. Das gehe auch an Kemmern nicht vorbei. Aber Europa sei nur so stark, weil Deutschland stark sei. Und bei Deutschland denke in Sachen Stabilität kaum jemand an Berlin, sondern eher an Bayern – und damit an die großen Städte München und Nürnberg, aber auch an kleine Gemeinden wie Kemmern. Zum Abschluss wünschte er Kemmern alles Gute und verfasste ebenfalls einen Eintrag ins Goldene Buch von Kemmern, genauso wie viele der anwesenden Ehrengäste.
Moderiert wurde der Abend von Andi Ebert vom Bayerischen Rundfunk. Für die Unterhaltung war außerdem Kabarettist Mäc Härder zuständig. Sein Thema war vor allem Franken, denn: Am Tag nach dem Festabend =(2. Juli) war schließlich „Tag der Franken“.
Um 22 Uhr stand dann das Böllerschießen auf dem Programm, ein alter Brauch für Jubilare – in diesem Fall natürlich die Gemeinde Kemmern. Eine Stunde später gab es den großen Zapfenstreich mit einer Abendserenade. Mit dabei war auch der Reservisten-Ehrenzug Oberfranken unter Leitung von Stabsfeldwebel der Reserve Michael Ries. Denn in diesem Jahr feiert nicht nur Kemmern ein großes Jubiläum, sondern auch die Soldaten- und Reservistenkameradschaft Kemmern: Sie besteht seit 125 Jahren.
Viele Fotos vom Festgottesdienst und vom Festabend in Kemmern finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).