Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates in Kemmern war ein Härtetest für die vielen interessierten Zuhörer. Denn neben der Vereidigung der neu gewählten Gemeinderäte und der Wahl des zweiten Bürgermeisters durch das Gremium galt es auch, die Geschäftsordnung zu beschließen. Und das dauerte natürlich seine Zeit.
Bürgermeister Rüdiger Gerst begrüßte in der Runde des Gemeinderates besonders die neu gewählten Mitglieder der Zukunft für Kemmern (ZfK) und der SPD und gab der Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit Ausdruck. Bevor er in die anstehende Tagesordnung einstieg, informierte er kurz über Rechte und Pflichten eines Gemeinderates, welche die Gemeindeordnung vorsieht.
Hans-Dieter Ruß weiterhin zweiter Bürgermeister
Anschließend schritt Rüdiger Gerst zur Vereidigung der neu gewählten Gemeinderäte: Heike Bräuer, Jochen Förtsch, Dr. Oliver Dorsch, Alexander Dorsch (alle ZfK) sowie Wolfgang Graupe (SPD). Wie in den vergangenen Jahren üblich, einigte sich auch diesmal das Gremium darauf, lediglich einen zweiten Bürgermeister zu wählen, das sei der Größe der Gemeinde angemessen und habe sich bewährt. Vorgeschlagen waren der bisherige zweiter Bürgermeister Hans-Dieter Ruß (CSU) sowie Heike Bräuer, die im Wahlkampf als Bürgermeisterkandidatin der ZfK angetreten war. Die Mehrheit des Gremiums bestätigte in geheimer Wahl (10:4 bei einer ungültigen Stimme) Hans-Dieter Ruß für weitere sechs Jahre. Auch er wurde erneut durch Gerst vereidigt.
Bürgermeister Rüdiger Gerst vereidigt die neuen Gemeinderäte: Alexander Dorsch, Dr. Oliver Dorsch, Heike Bräuer, Wolfgang Graupe und Jochen Förtsch.
Auch der „neue-alte“ zweite Bürgermeisters Hans-Dieter Ruß musste erneut vereidigt werden.
Eineinhalb Stunden nahm der Tagesordnungspunkt 5 in Anspruch und war ein Härtetest für Gemeinderatsmitglieder und Zuhörer. Artikel für Artikel verlas Gerst den Entwurf der Geschäftsordnung, führte manche Punkte erklärend aus und gab Empfehlungen für Veränderungen an die Gegebenheiten in Kemmern. Die so modifizierte Geschäftsordnung wie auch die Satzung zur Regelung von Fragen zum örtlichen Gemeindeverfassungsrechtes wurde einstimmig erlassen. Auf Bildung von Ausschüssen wurde, wie es sich für Kemmern bewährt hat, ebenfalls einstimmig verzichtet. So habe jeder Gemeinderat den gleichen Kenntnisstand und könne seine Meinung einbringen, so die einhellige Meinung.
Weitere Vertreter der Gemeinde
Weiterhin wurden in der konstituierenden Sitzung als Vertreter der Gemeinde bestimmt: Volker Pflaum (UBB) als weiterer Vertreter der Bürgermeister. Kraft Amtes vertreten erster und zweiter Bürgermeister die Gemeinde in der Schulverbandsversammlung des Schulverbandes Breitengüßbach. Im Zweckverband Kommunale Selbsthilfe im Landkreis Bamberg wird Kemmern durch Bürgermeister Rüdiger Gerst und Gemeinderat Volker Pflaum vertreten.
Für das Amt des Jugendbeauftragten stand Silvia Jung (CSU) nach zwölf Jahren nicht mehr zur Verfügung. Sie gab an, durch persönliche Angriffe im Wahlkampf gäbe es für sie keine Motivation mehr, sich hier weiter zu engagieren. Sie schlug als Nachfolger ihren Vorgänger Hans-Dieter Ruß vor, der als zweiter Bürgermeister die Kirche, Vereine und die katholische Jugend gut vernetzen könne. Ein weiterer Vorschlag kam mit Jochen Förtsch aus den Reihen der Zukunft für Kemmern. Wie Alexander Dorsch ausführte sei dieser als Pädagoge näher an der Jugend dran. Das Gremium einigte sich darauf, dass ein Jugendbeauftragter ausreiche, und benannte mehrheitlich (10:5) Hans-Dieter Ruß zum Jugendbeauftragten der Gemeinde.
Der Gemeinderat Kemmern 2014-2020: hinten v. l.: 1. Bürgermeister Rüdiger Gerst, Günther Schwank, Volker Pflaum, Alexander Dorsch, Jochen Förtsch, Wolfgang Graupe, 2. Bürgermeister Hans-Dieter Ruß; Erste Reihe v. l.: Ursula Mainbauer, Rosi Schmitt, Dr. Oliver Dorsch, Heike Bräuer, Harald Dorsch, Silvia Jung, Werner Weinkauf und Ulrich Brehm
Den Punkt Sonstiges nutzten die neu gewählten Gemeinderäte der Zukunft Kemmern, um sich nach den aktuellen Sachständen zentraler Themen in Kemmern zu erkundigen und baten um Einblick in die bereits gefassten Beschlüsse, um sich auch einarbeiten zu können. Der Anschluss an die Kläranlage Bamberg, der Fortschritt in Sachen „Wohnen im Alter“ und auch der Hochwasserschutz wurden angesprochen. Auch wenn Gerst sich in stetigem Kontakt mit den verschiedenen Behördenvertreten befindet, besteht das Gremium auf Nachdruck der ZfK darauf, dass zumindest in Sachen Hochwasserschutz, der dieses Jahr nach Aussagen des Wasserwirtschaftsamtes angegangen werden solle, bald eine schriftliche Stellungnahme des Verantwortlichen über den derzeitigen Stand eingefordert werden soll.
Neues zum Ausbau der ICE-Trasse
Kaum Zeit zum Einarbeiten bleibt dem Gemeinderat in die Tektur-Pläne zum Ausbau der ICE-Trasse, welche die Gemeindeverwaltung erst vergangenen Woche bekommen hat. Bereits am 14. Mai werden diese in einer weiteren öffentlichen Gemeinderatssitzung besprochen werden, um eine Stellungnahme an die Bahn abgeben zu können. Wie Rüdiger Gerst bemängelte, seien 14 Tage eine sehr kurze Frist, gerade zu Beginn der Amtszeit der neuen Gemeinderäte.
Das man im neuen Gemeinderat in Kemmern für eine Vernunft geführte und nicht parteipolitisch orientierte Zusammenarbeit (wie es sich auch der Bürgermeister wünscht!) noch viel Potential nach oben hat, zeigte sich schon bei der Abstimmung (und nicht wie berichtet Einigung) über den neuen Jugendbeauftragten.
Ob es klug war, einen schon sehr vielfältigst in wichtigen ehrenamtlichen Funktionen engagierten Bürger (Amt des 2.Bürgermeisters, Vorstand Kemmerä Kuckuck, Schriftführer Feuerwehr, etc.) auch noch zum Jugendbeauftragten durchzuwählen, obwohl sich ein wesentlich jüngerer, aktiver Pädagoge bereit erkärt hatte dieses Amt gerne zu übernehmen, werden glücklicherweise die Jugendlichen selbst entscheiden können.
Es wäre jedoch ein erstes Zeichen und erste Chance gewesen, durch ein bisschen Verzicht den bitteren Beigeschmack dumpfer Parteipolitik verfliegen zu lassen, und sich auf das Wohl Kemmerns zu konzentrieren.