Am 12. März wird in Rattelsdorf gewählt. Wir haben mit den Bürgermeisterkandidaten gesprochen. Jürgen Scheuring ist der Kandidat der SPD.
Vor sechs Jahren hatte Bruno Kellner keinen Gegenkandidaten bei der Bürgermeisterwahl. Nun sind es gleich zwei. Warum haben Sie sich entschlossen, zu kandidieren?
Seit Anfang des letzten Jahres wurde ich von einigen Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Ortsteilen und Gruppierungen angesprochen, ich sollte doch darüber nachdenken, als Bürgermeisterkandidat anzutreten, da ich Führungsqualität besitze, Menschen mitnehmen und begeistern kann und zusätzlich super organisieren kann. Mit dieser Idee habe ich mich in vielen Gesprächen auseinandergesetzt und mich für eine Kandidatur entschieden, damit ich bei den bevorstehenden Aufgaben und der Weiterentwicklung unserer Marktgemeinde, zusammen mit unseren Bürgerinnen und Bürgern, noch aktiver mitwirken und die Zukunft mitgestalten kann. Jeder, der mich persönlich kennt oder meine Informationsveranstaltungen besucht hat, weiß ich, dass wenn ich eine Verantwortung übernommen habe, die Aufgabe immer mit viel Herzblut, Dynamik und Leidenschaft ausführe. Zusätzlich ist mein großer Vorteil, dass ich die Aufgabe aufgrund meiner Historie völlig unvoreingenommen angehe.
Bruno Kellner ist seit 2005 Bürgermeister in Rattelsdorf. Wie sehen Sie seine Arbeit? Würde er die Amtsperiode voll ausnutzen, wären er an deren Ende 72 Jahre alt. Ein Problem?
Wie ich es bisher bei meiner Kandidatur immer getan habe, möchte ich über meine Fähigkeiten und Qualitäten für die Position als Bürgermeister sprechen. Darüber hinaus liegt es nicht in meiner Bewertung, über die Arbeitsweise oder wie lange jemanden arbeiten möchte, zu urteilen. Außerdem bin ich ein Mensch, der es sich wünscht, dass nicht übereinander, sondern miteinander gesprochen wird.
Bei der Bürgermeisterwahl 2017 standen Projekte wie der ICE-Ausbau, das Ärztehaus, das Torhaus und die Schule im Mittelpunkt. Unter vieles konnte bereits ein Strich gemacht werden. Wie steht Rattelsdorf Ihrer Meinung nach da?
Wir benötigen von einem Architekturbüro oder einer Unternehmensgruppe zusammen mit unseren Bürgerinnen und Bürgern ein ausgearbeitetes Entwicklungs- und Planungskonzept für unsere gesamte Marktgemeinde, welchen Weg wir in Zukunft bestreiten möchten. Unsere Marktgemeinde zählt zu den strukturschwachen Gemeinden und wir haben noch viel Entwicklungsmöglichkeit.
Im Gemeinderat wird des Öfteren Kritik an der Kommunikation des Bürgermeisters und der Transparenz geübt. Und auch zu seiner Nominierung lud Bruno Kellner beispielsweise die Presse nicht ein. Was würden Sie anders machen wollen?
Ein elementarer Faktor für mich wird sein, dass alle interessierten Bürgerinnen und Bürger alle Themen, Tätigkeiten und Informationen über unsere Marktgemeinde erhalten. Mein Ziel wird sein, dass alle öffentlichen Marktgemeinderatsitzungen im Livestream übertragen und mit der Tagesordnung auf der Homepage veröffentlicht und gespeichert werden. Somit können alle Bürgerinnen und Bürger sich die Marktgemeinderatsitzung jederzeit anschauen. Hierbei sind alle Entscheidungen in den öffentlichen Sitzungen transparent und jederzeit nachvollziehbar. Zusätzlich erhoffe ich mir durch diese Maßnahme, das Interesse an unserer Marktgemeinde und die Teilnahme der Bevölkerung an der Gemeindeentwicklung zu steigern.
Was sind die wichtigsten Aufgaben für die Zukunft?
Wir haben eine Vielzahl von offenen Projekten, die es gilt, zügig zu Ende zu bringen.
Selbstverständlich steht die Energiewende ganz oben auf der Liste, denn unser aller Ziel sollte sein, unseren Planeten für unsere Kinder und Enkelkinder bestmöglich zu schonen. Deshalb gilt es, die Energiewende zielstrebig weiterzuentwickeln und zu den bisherigen erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Wasserkraft, Biogasanlage, Photovoltaikanlage, weitere Möglichkeiten zu generieren. Mein Ziel wird es deshalb sein, zusätzlich zur Entscheidung der Bundesregierung, die die Investitionsbedingungen um 25 Prozent für die erneuerbaren Energien erhöht hat, weitere Möglichkeiten auszuschöpfen. Dazu benötigen wir weitere Fördermöglichkeiten für unsere Marktgemeinde beim Bau von Flächen- und Dachphotovoltaikanlagen. Des Weiteren sollten wir auch über ein Windrad mit Bürgerbeteiligung, wie zum Beispiel in Sassendorf, intensiv nachdenken, die Entscheidung sollte dann aber in einem Bürgerentscheid getroffen werden.
Der Ausbau und die Weiterentwicklung unserer Marktgemeinde mit sanftem Tourismus. Wir sind die nördlichste Gemeinde in unserem Landkreis und haben kurze Entfernungen nach Bamberg, Coburg, Ebern und Lichtenfels und somit beste Voraussetzungen. Hierzu müssen wir unsere Geh- und Radwege weiter ausbauen und unser Straßennetz nach einer Priorisierungsliste sanieren.
Außerdem müssen wir aktiv die Digitalisierung weiter nach vorne bringen und die Einnahmen durch sanften Gewerbe erhöhen. Sanftes Gewerbe bedeutet für mich, Labor, Büro und Handwerksunternehmen, kurz gesprochen, allgemein verträgliche Betriebe, die die Umgebung nicht mit Lärm oder gesundheitsschädlichen Abgasen oder Abfall belasten.
Mein persönliches Anliegen ist es, unsere Marktgemeinde für alle Altersgruppen noch attraktiver, lebens- und liebenswerter zu gestalten.
Wo sehen Sie die Herausforderungen für den Markt Rattelsdorf in den kommenden Jahren, wo liegen Stärken und vielleicht auch Schwächen?
Die Herausforderung ist, zusammen mit unseren Bürgerinnen und Bürgern, das vorhandene Potential, aufgrund unserer geographischen Lage und Größe mit unseren 13 Ortsteilen, bestmöglich einzusetzen. Somit können wir zusammen unsere Marktgemeinde noch fortschrittlicher machen, die Nachhaltigkeit in den Fokus stellen und die Lebensqualität für alle Generationen optimieren.
Ganz konkret – in einem Satz: Warum sollten die Bürgerinnen und Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Weil ich außer meiner Transparenz und Ehrlichkeit, wie bisher im Berufsleben und Ehrenamt auch, immer meiner Persönlichkeit und meinen Werten treu geblieben bin.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Rattelsdorf und seinem Umland besonders? Haben Sie einen „Lieblingsplatz“?
Wir haben eine wundervolle Natur und leben in unseren Feuerwehren und Vereinen noch Tradition und Brauchtum. Mein persönlicher Lieblingsplatz ist an der Marienstatue am historischen Marktplatz in Rattelsdorf.
Kurzbiografie Jürgen Scheuring:
Am 19. April 1965 erblickte ich in Bamberg das Licht der Welt und lebe seit 1996 in unserer Marktgemeinde. Ich bin verheiratet und wir schätzen uns glücklich, unsere Kinder und Enkelkinder zu haben. Beruflich bin ich seit fast 37 Jahren, erst für die Robert Bosch GmbH und nach der Zusammenführung der Bosch und Siemens Verkaufsstellen, in verschiedenen Positionen, nun für die Fa. B/S/H als Verkaufsstellenleiter in Bamberg tätig.
Mit dem Ehrenamt habe ich mit 17 Jahren begonnen und eine Jugendmannschaft in meiner Elterngemeinde trainiert. Seitdem war ich weit über 30 Jahre ehrenamtlich im Jugendbereich, in verschiedenen Sportarten, tätig. Bereits mit 25 Jahren wurde ich zweiter Vorsitzender und war eine kurze Zeit als erster Vorsitzender in der Verantwortung. Bereits damals hätte ich mich in die Politik einbringen sollen, allerdings bin ich damals meinem Herzen gefolgt und habe mich für den Sport entschieden. Dies war für meine Persönlichkeitsentwicklung die richtige Entscheidung, denn bei meinen erfolgreichen Tätigkeiten als Trainer konnte ich meine Menschenführung und Menschenkenntnis weiter ausbauen. Dies half mir dann bei meiner beruflichen Karriere, denn als stellvertretender Regionalleiter waren meine Qualitäten gefragt. Für den Posten als Regionalleiter hätte ich mein Umfeld verlassen müssen, deswegen entschied ich mich dagegen.
Mein persönlicher Wandel beziehungsweise die Verschiebung meiner Aufgaben erfolgte dann, als in Rattelsdorf ein Ortskulturringvorsitzender gesucht wurde und ich die Verantwortung übernommen habe. Mittlerweile habe ich noch mehr Verantwortung als Marktgemeinderat in unserer Gemeinde übernommen und möchte nun den nächsten Schritt machen.