Oktober 2011. Die Zapfendorfer Schule wird nach umfangreicher energetischer Sanierung wieder in ihrer Gesamtheit geöffnet und mit einem großen Fest eingeweiht. Im Rahmen der Sanierung wurde damals das alte Schulhaus aus dem Schulkomplex herausgelöst, es beheimatet nun die Gemeindebücherei sowie Räume für die Vereine. Heute könnte die Schule diese Räume wieder gut gebrauchen …
Sinkende Schülerzahlen, geringe Attraktivität der Haupt- und späteren Mittelschule, hohe Übertrittsquoten aufs Gymnasium. Mit solchen Problemen mussten sich die Schulleitungen und auch die Aufwandsträger, also die Städte und Gemeinden, bis vor Kurzem herumschlagen. In manchem Ort, etwa in Rattelsdorf, wurde die Mittelschule sogar ganz aufgelöst. Nun scheint sich der Trend zumindest teilweise umzukehren: Die Prognosen weisen wieder auf mehr Kinder hin, aktuell bekommen das die Kinderkrippen und Kindergärten zu spüren, und müssen für viel Geld erweitert werden. Nicht mehr lange, und die Welle wird auch auf die Schulen überschwappen. Und: Durch die Zusammenlegung von Mittelschulen steigen die Schülerzahlen an den verbliebenen Standorten deutlich. So kommen zum Beispiel die Mittelschüler aus Rattelsdorf, die die Regelschule besuchen, sämtlich nach Zapfendorf, dafür bezahlt Rattelsdorf an den Markt Zapfendorf eine Entschädigung.
Konrektorin Martina Gunzelmann und Beratungsrektor Stephan Zwosta informierten in der Marktgemeinderatssitzung am 22. Juni 2017, wie sich diese Änderungen auswirken werden. Denn ein entscheidender Faktor kommt noch hinzu: Durch den so genannten LehrplanPLUS, der mehr Wert auf kompetenzorientierten Unterricht und Berufsorientierung legt, steigt der Raumbedarf – etwa durch Projektarbeit und Lernen in der Gruppe. Außerdem erfordert er eine bessere IT-Ausstattung mit aktuellen Computern, CAD-Grafiktablets oder 3D-Druckern.
Offene Ganztagsschule braucht ebenfalls eigene Räume
Gunzelmann erläuterte den aktuellen Schülerstand. Momentan besuchen 157 Grund- und 97 Mittelschüler die Zapfendorfer Schule. Diese Zahlen führen zu einer zweizügigen Grund- und einer einzügigen Mittelschule. Die Geburtenzahlen legen nahe, dass etwa ab dem Schuljahr 2021/22 bis zu 60 Schüler die erste Klasse besuchen werden, damit wäre die Grundschule nach langer Zeit wieder einmal dreizügig. Dass erzeugt ein massives Raumproblem. „Bereits ohne die Umsetzung des pädagogischen Konzepts des neuen Lehrplans fehlen uns jetzt schon drei bis vier Räume“, so Gunzelmann. Denn auch die offene Ganztagsschule, die immer weiter an Beliebtheit gewinnt, braucht Platz: Drei Gruppen teilen sich momentan dreieinhalb Räume, eigentlich würden pro Gruppe zwei Räume benötigt – einen für die Hausaufgabenbetreuung, einen als Freizeitraum.
Wie könnte Zapfendorf mit der sich verändernden Situation umgehen? Baumaßnahmen seien auf lange Sicht unausweichlich, so Gunzelmann. Eine Möglichkeit wäre die Sanierung beziehungsweise der Neubau des B-Baus, also des Gebäudes entlang des Pausenhofs, mit einem Stockwerk mehr als aktuell. Dort könnte dann der gesamte Bereich für die offene Ganztagsschule untergebracht werden, inklusive einer zeitgemäßen Küche mit Mensa. Stephan Zwosta betonte: „Unsere Schule steht gut da, ist auch gut ausgestattet. Wir möchten, dass das so bleibt, sie nicht veraltet und wir für die Zukunft gut aufgestellt sind.“
B-Bau in schlechtem Zustand
Einige Gemeinderäte zeigten sich von der aktuellen Entwicklung überrascht. Andreas Schonath (Wählergemeinschaft Oberleiterbach) meinte: „Vor einigen Jahren wollten wir den B-Bau noch abreißen.“ Und Georg Ries (CSU) ergänzte: „Bei der Generalsanierung wurden noch Räume aus dem Schulhaus herausgelöst. Dass nun in so kurzer Zeit der Raumbedarf wieder steigt, damit tun wir uns schon schwer.“ Der B-Bau, das bestätigte auch Gunzelmann, befindet sich in baulich schlechtem Zustand: Das Gebäude sei nicht gedämmt, der Energieverbrauch hoch, die Temperaturen im Sommer lägen teilweise bei über 30 Grad in den dort befindlichen Klassenzimmern. Bürgermeister Volker Dittrich erteilte daraufhin dem im Publikum sitzenden Altbürgermeister Josef Martin das Wort. Der schlug vor, bei der Regierung – wie auch schon vor einigen Jahren – ein Raumbedarfsgutachten zu fordern. Sollte dieses zeigen, dass der Bedarf wirklich gestiegen sei, könne dieses die Grundlage für Baumaßnahmen sein, eventuell mit hohen Fördergeldern.
Denn klar ist: Eine große Baustelle kann sich Zapfendorf finanziell eigentlich nicht leisten, insbesondere nicht als alleiniger Aufwandsträger. Die Haushaltssitzung am 1. Juni 2017 zeigte, dass die Gemeinde durch die hohen finanziellen Belastungen in Sachen ICE-Ausbau und Städtebau kaum Spielraum hat. „Ein Neubau des B-Baus kommt in den kommenden Jahren kaum infrage“, meinte etwa Gemeinderat Thomas Miske (Aktive Bürgerliste Unterleiterbach). Vielmehr müssten Investitionen über Jahre gestreckt werden. Beschlüsse fielen in der Sitzung noch keine. Die Gemeindeverwaltung will sich nun um ein Raumbedarfsgutachten bei der Regierung von Oberfranken kümmern.
Oberoberndorf muss neuen Ortssprecher wählen
Durch den Rücktritt von Ortssprecher Georg Gehringer aus Oberoberndorf wird in dem Zapfendorfer Gemeindeteil die Neuwahl eines Ortssprechers in einer Bürgerversammlung nötig. Ortssprecher vertreten nach der Bayerischen Gemeindeordnung Ortschaften, die am 18. Januar 1952 noch eine selbstständige Gemeinde waren und die im Gemeinderat nicht mit einem gewählten Vertreter vertreten sind. Sie haben nur eine beratende Funktion, aber kein Stimmrecht.
Außerdem brachte der Marktgemeinderat die Planungen für einen weiteren Bauabschnitt der Dorferneuerung Oberleiterbach auf den Weg. Bei diesem wird es insbesondere um den Hochwasserschutz gehen. Ein mögliches Konzept soll in einer der nächsten Sitzungen vom Amt für ländliche Entwicklung vorgestellt werden.