Wie sieht die tägliche Arbeit in einem Seniorenzentrum aus? Was kommt auf unsere Gesellschaft zu? Und wie soll die Betreuung von Senioren in Zukunft sichergestellt werden? Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner besuchte das Manus Sozialzentrum in Zapfendorf – und bekam sehr direkte Rückmeldungen, wo die Politik Hebel ansetzen sollte.
Im Foyer des Manus Sozialzentrums empfingen Siegfried Graß und Reiner Hammer nicht nur Emmi Zeulner, sondern auch Bürgermeister Volker Dittrich, Landrat Johann Kalb, einige Marktgemeinderäte und Vertreter des VdK. Graß zeigt sich für das Pflegeheim verantwortlich, Hammer für die ambulante Pflege und Tagespflege. Somit war klar: Zeulner würde an diesem Tag viel Input aus den verschiedenen Bereichen der Altenpflege erhalten.
Graß informierte die Besucher zunächst über die Geschichte des Hauses. Eigentlich war hier einst ein Tagungshotel geplant, das Projekt wurde aber nie vollendet, so dass eine Bauruine stehen blieb. Ende der 1990er Jahre kaufte dann die Familie Berbig das Objekt, die erste Idee eines Ärztehauses mit Apotheke wurde aber nicht verwirklicht. Siegfried Graß und sein Bruder Jochen sowie Reiner Hammer waren zur gleichen Zeit auf der Suche nach einem Gebäude für ein Sozialzentrum – und so fanden die Interessen zusammen, so dass im Jahr 2000 Eröffnung gefeiert werden konnte. 2009 kam dann die Tagespflege hinzu, die mittlerweile 18 Plätze bietet. Insgesamt werden im Manus 67 Pflegeplätze angeboten, zwei davon sind für die Kurzzeitpflege reserviert.
Emmi Zeulner (Mitte) besuchte das Manus Sozialzentrum in Zapfendorf.
„Was brauche ich wo?“
Bei einem Rundgang durchs Gebäude ließ sich Zeulner die verschiedenen Bereiche zeigen. Danach fanden sich die Einrichtungsleiter sowie die politischen Vertreter und die Gäste zu einer Gesprächsrunde in den Räumen der Tagespflege ein. „Wir müssen unbedingt die Abwärtsspirale verlassen“, erklärte Zeulner. Die Politik habe erkannt, dass mehr Personal nötig werde, wenn die Betreuungszahlen in den kommenden Jahren weiter steigen. Daher sei ihr Anliegen, vermehrt die Kommunen mit ins Boot zu holen. „Der Bedarf in jeder Kommune muss genau erfasst werden – mit dem Ziel, dass die Menschen auch im Alter weiterhin im Wohnort oder zumindest nahe ihres Wohnorts leben können.“ Das lasse sich nicht einfach durch mehr Geld für die Pflegeversicherung lösen, es gelte, strukturelle Probleme anzugehen. Gelingen könne dies durch ein Case- und Care-Management, also durch individuelle Beratung und Begleitung sowie Strukturentwicklung und Vernetzung. Ihr Ziel sei daher unter anderem eine soziale Wohnraumplanung für ganz Bayern mit der Frage: „Was brauche ich wo?“
Von Siegried Graß und Reiner Hammer wurde insbesondere die Personalfrage angesprochen. Aktuell könne die Versorgung zwar sichergestellt werden, etliche Mitarbeiter seien aber Ende oder Anfang 60 und würden so mittelfristig ihren Beruf aufgeben. Demgegenüber sei er Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus dem Ausland nach wie vor oft schwierig und scheitere an Formalitäten. Es mangele aber nicht nur an Fachkräften, sondern mittlerweile selbst an Hilfskräften. Entscheidend sei für die Mitarbeiter auch, vor Ort bezahlbaren Wohnraum zu finden. Landrat Johann Kalb bezeichnete die Personalfrage als das große Thema der Zukunft: „In unserer Region mit geringer Arbeitslosigkeit kämpfen jetzt schon viele Arbeitgeber um die Menschen, und das wird sich noch verstärken.“ Der Landkreis Bamberg betreibt mit der GKG (Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft) selbst mehrere Seniorenzentren im Landkreis.
In der Diskussion wurden auch viele heikle Themen angesprochen.
Auch die Stellung des Pflegepersonals und ihr Gewicht wurde angesprochen. Hammer berichtete aus dem Alltag und erklärte, es wäre wichtig, dass die Pflege mitentscheiden dürfe, was für Patienten nötig sei. Er nannte ein konkretes Beispiel: Werde ein Patient aus dem Krankenhaus entlassen und in den Entlassungspapieren sei keine Information zu einem vorhandenen Dekubitus hinterlegt, dann dürfe der Pflegedienst den Verband nicht von sich aus wechseln, sondern müsse den Bereitschaftsarzt rufen.
Einig waren sich die Diskutanten, dass es keine einfache Lösung für die Probleme und Herausforderungen der Zukunft im Gesundheits- und Pflegebereich geben wird. Es gelte, an vielen Schrauben zu drehen und nicht nur einzelne große Punkte anzugehen. Nach über zwei Stunden verabschiedete sich Zeulner dann mit vielen Eindrücken aus Zapfendorf.