Sie ist Kreisrätin, Stadträtin und nun erneut Bürgermeisterkandidatin. Im zweiten Anlauf möchte Andrea Weigler (CSU) Bürgermeisterin werden – und legt für die Zukunft der Stadt besonderen Wert auf das Ehrenamt und will den Zusammenhalt stärken. Das und noch viel mehr verrät sie im Interview mit Nachrichten am Ort.
18 Jahre lang war Ekkehard Hojer von der CBB Bürgermeister der Stadt Baunach. Wenn Sie auf diese Zeit zurückblicken: War es eine erfolgreiche Zeit für Baunach?
Jeder Bürgermeister bewegt etwas für seine Gemeinde. Er wurde dreimal gewählt, natürlich hat er einiges richtig gemacht.
Was hat Sie bewogen, sich am 15. März zur Wahl zu stellen?
Der amtierende Bürgermeister scheidet aus dem Amt und es braucht eine berufs-, kommunalpolitisch und lebenserfahrene Person, bestenfalls mit Verwaltungswissen, die zukünftig an der Spitze der Verwaltung steht und den Stadtrat leitet. Zur erfolgreichen Ausübung braucht man Durchsetzungsvermögen, Hartnäckigkeit, Offenheit und Bürgernähe. Hilfreich sind ein breites Netzwerk und Ansprechpartner an den erforderlichen Stellen. Diese Voraussetzungen bringe ich mit und bewerbe mich daher um das Bürgermeisteramt.
Haben Sie schon Erfahrung auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?
Als Kreisrätin und Stadträtin konnte ich in den vergangenen sechs Jahren kommunalpolitische Erfahrungen sowohl auf Kreisebene, als auch auf Gemeindeebene sammeln, Verwaltungsstrukturen kennenlernen und bringe hier einiges an Wissen mit. Abrunden kann ich mein Verwaltungswissen durch meine Tätigkeit als ehrenamtliche Richterin beim Verwaltungsgericht in Bayreuth hinsichtlich des Verwaltungsrechts.
Des Weiteren bin ich ordentliches, ständiges Mitglied in einigen Ausschüssen. Auf Gemeindeebene im Bauausschuss und als Mitglied der Gemeinschaftsversammlung und auf Kreisebene im Sport- und Kulturausschuss, Jugendhilfeausschuss und Rechnungsprüfungsausschuss. Zudem war ich im Umweltausschuss als Vertreterin tätig.
Ohne Frage steht Baunach im Vergleich landkreisweit gut da. Was sind die Herausforderungen in nächster Zeit?
Mobilitätskonzept innerhalb unseres Stadtgebietes, Schaffung von bedarfsgerechtem und bezahlbarem Wohnraum, eine gute Infrastruktur – Mobilfunk, schnelles Internet, sichere Straßen und Gehwege und der Zusammenhalt der Bürger untereinander.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Stadt?
Bei uns sind Menschen, die sich ehrenamtlich einbringen und dadurch unser gesellschaftliches und religiöses Leben bereichern. Wir haben durch unsere Gewerbeeinnahmen Gestaltungsspielraum. Vor Ort sind ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten vorhanden. Wir sind eingebettet in eine herrliche Naturlandschaft und vieles mehr. Die Erreichbarkeit unseres Gewerbegebietes mit der Verkehrsführung durch die Stadt ist aber nicht optimal, eine Umgehungsstraße würde entlasten.
Andrea Weigler
Was wären, sollten Sie die Wahl gewinnen, Ihre „Herzensprojekte“?
Die Menschen müssen fühlen, dass sie dazugehören und mitentscheiden können, nur so kann es gelingen, nicht nur das Beste zu wollen, sondern auch zu schaffen. Transparenz und Bürgernähe stehen dabei ganz oben.
Infrastruktur und Mobilität vor Ort gehören zur Basis wirtschaftlichen und privaten Zusammenlebens und zur Daseinsvorsorge. Gut durchdachte und am Bedarf orientierte Entwicklungskonzepte für Mensch und Umwelt, zum Beispiel Rufbus/-taxi vor allem für die Stadtteile, schnelles Internet, gut funktionierendes Mobilfunknetz, sichere (Schul)wege.
Im Stadtratsgremium eine Kultur des Diskutierens, Beratens und somit des Ringens nach besten Ergebnissen einzuführen – ohne „Lagerbildung“. Das Thema muss im Mittelpunkt stehen, nicht wer es vorschlägt.
Nachrichten am Ort war gerade etwa ein halbes Jahr alt, als wir einen Termin in Baunach wahrnahmen, bei dem es um die Umgehungsstraße für die B279 ging. Das Staatliche Bauamt stellte damals Pläne für eine Umgehung im Westen vor und sah diese als einzige Alternative. Das war übrigens im Jahr 2012. Nun, acht Jahre später: Ist das Thema aus Ihrer Sicht tot oder was muss passieren, damit die Bundesstraße doch noch nach draußen verlegt wird?
Wie bei allen Themen, die man durchsetzen möchte, ist ein stetiges Kümmern, Nachfragen bei den richtigen Stellen als Zeichen des andauernden Interesses erste Voraussetzung zur Zielerreichung. Eine Umsetzung im Westen wurde vom Stadtrat abgelehnt. Für eine Realisierung im Osten, in dem sich auch das Gewerbegebiet befindet, kann sich eine Möglichkeit finden lassen. Diese wird gerade abgeklärt. Wir sind mit unserer Bundestagsabgeordneten im regelmäßigen Austausch. Dennoch wird die Umsetzung, selbst wenn die Voraussetzungen zum Bau gegeben sind, nicht in sehr kurzer Zeit erfolgen können.
Zu den großen Diskussionen in Baunach gehörte auch die Umsiedlung des Pferdehofes. Kann die gefundene Lösung aus Ihrer Sicht überzeugen?
Dieses Thema ist ein Überbleibsel aus dem Stadtratsgremium 2008-2014. Wir haben es geerbt. Insgesamt empfinde ich diese Lösung sowohl für die Pferdepartner Franken e.V. als auch die Anwohner oder zukünftigen Anwohner – nach eventuell erfolgter Umsiedlung – als unbefriedigend. Meiner Meinung nach hätte man dieses Thema von Anfang an nicht eskalieren lassen dürfen; jetzt gibt es bedauerlicherweise verhärtete Seiten. Für den Frieden in einer Gemeinde hätte sich das Stadtoberhaupt offener und transparenter einbringen müssen.
Für die kommenden Jahre plant Baunach den Bau einer Mehrzweckhalle, die unter anderem die Schulturnhalle entlasten soll. Bürdet sich Baunach damit nicht für die Folgejahre hohe Mehrkosten auf – sowohl beim Bau als auch bei der Instandhaltung? Insbesondere, da schon das Bürgerhaus Lechner-Bräu vorhanden ist?
Gerade zur Entlastung der Schulturnhalle ist diese Halle gedacht und hierfür gibt es Förderungen. Zudem soll für Vereine aus der Stadt und den Stadtteilen eine gerechte Nutzung möglich sein. Sport ist nicht nur Fußball und Basketball; es können sich auch andere Sportarten etablieren, zum Beispiel Volleyball, Handball oder Kunstturnen. Die Halle soll hauptsächlich vielfältig für den Sport ausgelegt sein und keine Konkurrenz als Veranstaltungshalle zum Bürgerhaus sein.
In letzter Zeit wurden einige Neubaugebiete ausgewiesen. Die verbrauchen bisher brach liegende Flächen. Ist dies der richtige Weg für die Zukunft?
Leerstand und Nachverdichtung wären für mich eine zusätzliche sinnvolle Möglichkeit, Wohnraum zu schaffen. Um Grundstücks- und Hausbesitzer leerstehender Wohnungen überzeugen zu können, genügt es nicht, einen Brief zu schicken. Der direkte Kontakt ist notwendig, man muss erklären, beraten und eventuell Lösungen aufzeigen. Mit einmal Vorbeischauen wird es nicht getan sein. Es geht darum, Verständnis zu wecken, Lösungen anzubieten, auch Zuschüsse für Abbruch bei Wohnraumschaffung oder Modernisierung können in Betracht gezogen werden; das Zusammenspiel von Politik, Verwaltung, Eigentümern und Bauinteressierten muss gezielt forciert werden.
Können Baulücken und Leerstand genutzt werden, müssen keine Bebauungspläne aufgestellt und Ausgleichsflächen gefunden werden. Das spart Zeit und Geld – zudem sorgt es für ein schönes Stadtbild. Neue Ausweisungen von Bauland mit Bedacht und Augenmaß und die Nachverdichtung nicht aus den Augen verlieren, weil sie arbeitsintensiv ist, darauf setze ich. Einige Stadtteile werden ohne neues Bauland keine Möglichkeiten zur Entwicklung haben.
Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Ganz konkret: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?
Ich bringe aufgrund meiner beruflichen, kommunalpolitischen Erfahrungen und meiner Schlüsselqualifikationen beste Voraussetzungen für das Bürgermeisteramt mit. Ich stehe für eine offene, faire und wertschätzende Politik, die es erlaubt, dass Stadtrat, Verwaltung und Bürgerschaft zielorientiert miteinander arbeiten und gemeinsam zu besten Lösungen kommen können. Für mich ist es nicht wichtig, wer eine gute Idee einbringt. Im Mittelpunkt stehen das Thema und die Bürger. Hierfür sind wirkliche Bürgernähe und Transparenz unabdingbar und diese werde ich garantieren.
Mir gefällt es zu gestalten, etwas zu bewegen und umzusetzen ich bin gerne bereit, Verantwortung zu übernehmen. Ich möchte das Beste für Baunach und seine Stadtteile erreichen und dabei die Bürgerschaft mit einbeziehen. Ich möchte aktiv unser Stadtbild gestalten und wichtige Zukunftsthemen umsetzen und mehr Miteinander. Es ist mein Herzenswunsch, die Bürger eine neue Art der Rathausführung erleben zu lassen.
Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Baunach besonders? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Das Schöne an Baunach ist, dass wir auch sehr schöne Stadtteile mit eigenen Besonderheiten haben. In Priegendorf ist der Dorfplatz mein Lieblingsplatz mit Sicht auf Kirche und natürlich den See – ein idyllische Unikat im Stadtgebiet. In Dorgendorf ist es weniger ein Platz, als die wunderbare Sicht auf die Herz-Jesu-Kirche, bevor man zu Dorgendorf einfährt. Ganz besonders, wenn die Sonne dahinter leuchtet. Ein Bild, bei dem sich das Herz öffnet. In Daschendorf fühle ich mich auf dem wunderbar lauschigen Dorfplatz am Fuße des Schlosses mit Blick auf die Kapelle nicht nur zur Kerwa wohl. In Godeldorf gefällt mit der „Dom“ in der Dorfmitte – ein liebevoll hergerichtetes Kleinod inmitten herrlicher Natur – am besten. In Reckenneusig sitze ich sehr gerne vor dem Backofen, den die Dorfgemeinschaft regelmäßig und nicht nur zweijährlich zum Backofenfest nutzt.
In Baunach ist mein Highlight unser Marktplatz. Er ist umrahmt von historischen Gebäuden, umgeben von einer lebendigen Wirtshauskultur und verschönert mit unserem Überkumbrunnen. Eine Besonderheit, denn nur in sehr wenigen Gemeinden liegt der Markplatz geschützt fernab der Hauptstraße. Noch schöner wird er, wenn der Brunnen und das Pflaster repariert sind und mehr Bäume gepflanzt sind.
Andrea Weigler, 49 Jahre, ist ledig und hat einen 23-jährigen Sohn. Sie ist in Baunach aufgewachsen, hat ein Haus gebaut, ihren Sohn großgezogen und ist in Baunach verwurzelt. Von Beruf ist sie zertifizierte Projektmanagerin, selbstständig, Industriekauffrau, absolvierte ein BWL-Studium und diverse Weiterbildungen. Ehrenamtlich ist Weigler sehr engagiert, unter anderem als erste Vorsitzende des VdK OV-Baunach und des Freundschaftsbundes Baunach. Sie bringt sich als aktive Sängerin in den Gesangverein Baunach ein und ist seit knapp sechs Jahren Stadt- und Kreisrätin. Bei der Kommunalwahl bewirbt sie sich erneut für den Kreistag des Landkreises Bamberg.