Stadtrat beerdigt HallStadtMuseum

„Der Besucher wird im zukünftigen Museum auf eine Reise geschickt, die von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart der Stadt Hallstadt führt. Nach letzten noch ausstehenden Gesprächen mit den Fachstellen und der Regierung von Oberfranken wird der Bau beginnen.“ Aktuell ist dieser Text noch auf der Internetseite der Stadt Hallstadt zu lesen. Fragt sich nur, wie lange noch. Denn mit den Stimmen von CSU und Bürgerblock / Freie Wähler wurde das Museum nun durch den Hallstadter Stadtrat beerdigt.

Schon einige Jahre lang beschäftigt sich der Stadtrat in Hallstadt immer wieder mit dem städtischen Anwesen Fischergasse 4 und 6. Letzter Stand war hier die Einrichtung des so genannten HallStadtMuseums, das seinen Fokus auf die Industriegeschichte legen sollte. 2010 begann eine Volkskundlerin, sich mit der Konzeption des Museums zu beschäftigen. Das war nun wohl erstmal „für umsonst“. Denn in der Sitzung vom 16. Dezember 2014 hieß es 13 zu 6 gegen das Museum. Hintergrund sind die hohen Gesamtkosten von über drei Millionen Euro. Rund 700.000 Euro davon sollte der Bayerische Kulturfonds übernehmen, der hat sich allerdings dagegen entschieden. Nun sieht es ganz danach aus, dass in der Fischergasse lediglich ein kleinerer An- und Umbau stattfinden wird.

Der Stadtrat besann sich damit auf die ursprünglichen Pläne, die den Anbau öffentlicher Toiletten sowie den Erhalt der aktuellen Parkplätze vorsehen. Ein größerer Anbau und eine Verknüpfung der beiden Gebäude sind damit vom Tisch. Diese ursprüngliche Planung soll das Architekturbüro RSP in einer der kommenden Sitzungen vorstellen.

Fischergasse Hallstadt 2014
Der Bereich rund um die Fischergasse gehört zu den schönsten Ecken in Hallstadt.

Selbstbewusstes Hallstadt? Oder: Kaum Besucher?

Für die SPD-Fraktion kritisierte Hans-Jürgen Wich die neue Entwicklung scharf. Es sei den Bürgern, die sich hier engagiert hätten, kaum zu vermitteln, dass das Museum nun Geschichte sein solle. Außerdem habe man jahrelang geplant und auch Personal beschäftigt. Ähnlich sah es Yasmin Birk (SPD): „Es macht mich traurig, dass wir in Hallstadt viele Projekte über Jahre diskutieren und dann alles anders machen. Hallstadt ist älter als Bamberg, und das sollten wir mit Selbstbewusstsein vertreten.“ Sie wies darauf hin, dass der Kulturfonds nicht der einzige Geldgeber gewesen sei – auch habe beispielsweise die Oberfrankenstiftung Fördergelder zugesagt.

Gegenteilige Meinungen kamen von CSU und Bürgerblock / Freie Wähler. „Wir schmeißen keine Fördergelder weg, sondern Steuergelder für ein Museum, das kaum Besucher anziehen wird“, meinte etwa Günter Hofmann (CSU). Auch Stadtrat Joachim Karl (CSU) war der Ansicht, dass schon das bisherige Heimatmuseum eine Besucherfrequenz von „gleich Null“ hatte. Ludwig Wolf (Freie Wähler / Bürgerblock) meinte: „Wie man es macht, macht man es verkehrt. Nach eingehender Beratung ist unsere Fraktion aber für die kleinere Lösung.“

Möglich ist mit dem aktuellen Beschluss, dass die Stadt bisher geflossene Fördergelder fürs Personal zurückzahlen muss. Die „kleine Lösung“ mit dem Anbau öffentlicher Toiletten wird mit 700.000 Euro veranschlagt. Stadtrat Harald Werner (SPD) war aber der Meinung, dass dieser Betrag, mit Blick auf fehlende Einrichtung für das aktuelle Museum, nicht ausreichen werde. Schließlich hätte die Planung für das HallStadtMuseum sämtliche Einrichtung bereits enthalten.

Bauhof bekommt große Lagerhalle

Eine weitere Grundsatzentscheidung traf der Stadtrat mit Blick auf den Bauhof. Nachdem die Lagermöglichkeiten sehr begrenzt sind und in Kürze weitere Unterstellmöglichkeiten wegfallen, soll 2015 eine Halle errichtet werden. Die Räte folgten der Empfehlung des Bauausschusses, diese mit einer Größe von 33 x 20 Metern zu planen. Die bisherige Kostenschätzung von 432.000 Euro sah eine kleinere Halle vor, nun könnten Mehrkosten von etwa 160.000 Euro hinzukommen. Die Verwaltung wird hierzu Angebote einholen.

Stadtrat Hallstadt Erweiterung Bauhof 2014
Im markierten Bereich soll die neue Halle entstehen. Rechts daneben der Bauhof.

Um das Defizit des Flugplatzes Bamberg auszugleichen, teilen sich die Stadt Bamberg und die Stadt Hallstadt künftig die Verluste jeweils zur Hälfte. Der Stadtrat begrenzte den Anteil Hallstadts aber auf 55.000 Euro jährlich. Der Flugplatz sei ein wichtiger Standortfaktor, so Bürgermeister Thomas Söder. Der Beschluss steht in Zusammenhang mit dem Brose-Neubau in Bamberg und der jüngst bekannt gewordenen Erweiterung des Standorts Hallstadt. Stadtrat Werner Pflaum (SPD) kritisierte den Beschlussvorschlag – bislang sei von einer Kostendrittelung zwischen Stadt Bamberg, Stadt Hallstadt und Landkreis Bamberg die Rede gewesen. Außerdem nutze Brose den Flugplatz auch privat und für die Basketballer – dies sei eine indirekte private Förderung. Mit 12 zu 7 Stimmen wurde der Beschlussvorschlag dennoch angenommen.

Kreisumlage steigt und steigt

Stadtkämmerer Markus Pflaum präsentierte in einem weiteren Tagesordnungspunkt den Haushaltsentwurf 2015, der nun in den Fraktionen beraten und Anfang Februar 2015 verabschiedet werden soll. Er hat ein Volumen von rund 36 Millionen Euro, wobei noch einige Anträge von Fraktionen und Vereinen eingearbeitet werden müssen. Aufgrund der positiven Entwicklung bei den Steuereinnahmen in den vergangenen Jahren steigt die Kreisumlage, also der Betrag, den die Stadt an den Landkreis Bamberg abführen muss, auf 7,7 Millionen Euro (2013: 5,5 Millionen Euro), weitere 2,4 Millionen Euro (2013: 3,7 Millionen Euro) fließen in die Gewerbesteuerumlage.

Es sei ein Haushalt, so Pflaum, der große Investitionen beinhalte, etwa die Marktscheune mit fünf Millionen Euro oder die Rathaussanierung mit einer Million Euro. Geplant ist eine Rücklagenentnahme von knapp neun Millionen Euro – aktuell hat die Stadt etwa 24 Millionen Euro auf der hohen Kante.

Luftbild: Google Maps
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