Vom Festplatz zurück in den Ort?

Im Titelbild: Die Kemmerner Kirche mit dem Kirchplatz.

Der Vergnügungspark an der Kemmerner Kirchweih ist schon seit langer Zeit am Festplatz untergebracht. Ließe sich das ändern? Im Gemeinderat wurde darüber lange diskutiert.

Am Kirchplatz in Kemmern waren noch nie Fahrgeschäfte untergebracht, sehr wohl gab es vor vielen Jahren aber einen Autoscooter oder ein Karussell im Bereich Mittelstraße. Heute allerdings sind solche Fahrgeschäfte viel größer, die Anforderungen an die Sicherheit andere. Lässt sich dennoch der Festbetrieb zurück in den Ort holen?

Schon des Öfteren wurde aus den Reihen der Bürgerschaft angeregt, darüber nachzudenken, auch in der Bürgerversammlung kam das Thema wieder auf, wie Bürgermeister Rüdiger Gerst in der Gemeinderatssitzung vom 5. Juli 2023 erklärte. Daraufhin wurde intensiv an diesem Thema gearbeitet, mit der Feuerwehr gesprochen, Ortstermine mit dem Schausteller Schramm fanden statt. Das Ergebnis: „Es ist alles andere als einfach“, so Gerst.

Denn: Der Gedanke war eigentlich, den Bereich der Mittelstraße intensiv zu nutzen, wo früher das Hofschoppenfest stattfand. Vermessungen haben aber gezeigt, dass dann keine ausreichenden Fluchtwege mehr zur Verfügung stehen. Nachdem auch Starkstromanschlüsse für diverse Fahrgeschäfte nötig sind, kommen nur der Kirchplatz, ein Teil der Breitengüßbacher Straße und der Kreuzungsbereich Mainstraße/Mittelstraße vor dem südlichen Ausgang der Kirche als Ersatz für den Festplatz in Frage. Auf dem Kirchplatz ist aber auch die Aufstellung des Kirchweihbaums sehr platzintensiv, bestimmte Bereiche müssen freigehalten werden.

Im Bereich des südlichen Ausgangs der Kirche (neben dem weißen Auto) könnte ebenfalls ein Fahrgeschäft untergebracht werden (Archivfoto).

Begeisterung abgeflacht

Zwingend, so Gerst, wäre als erster Schritt ein Schreiben an die Anwohnerinnen und Anwohner rund um den Kirchplatz. Denn natürlich wäre mit Lärm und gewissen Einschränkungen während der Kirchweih für sie zu rechnen. Einen Bestandsschutz gebe es nicht, da die Kirchweih an dieser Stelle noch nie stattgefunden habe. Wenn eine Verlegung in Betracht käme, dann würde sie schon dieses Jahr Sinn machen, da durch die Baustelle für den Hochwasserschutz das Festplatzumfeld aktuell noch in Mitleidenschaft gezogen sei. Gerst meinte aber auch: „Ich war optimistisch und bin auch für Belebung des Innenbereichs, wenn ich aber die Gesamtzusammenschau sehe, ist meine Begeisterung abgeflacht.“

Ähnlich äußerte sich zweiter Bürgermeister Volker Pflaum. „Ich will nicht der Spielverderber sein, habe im Bereich rund um den Kirchplatz aber Sicherheitsbedenken.“ Diverse Vorschläge wurden auch eingebracht: Einen kürzeren Kirchweihbaum verwenden (Gemeinderat Ulrich Brehm), die Fahrgeschäfte ein wenig mehr verteilen (Gemeinderat Dr. Oliver Dorsch), den Rathaushof bestuhlen und nicht den Bereich „Am Bächlein“ (Gemeinderätin Silvia Jung). Klar wurde: Neben der Anliegerbeteiligung muss der Platzbedarf der Fahrgeschäfte, insbesondere des großen „Scheibenwischers“, noch einmal genau ermittelt werden.

Beschlossen wurde am Ende mit sieben zu vier Stimmen, die Verlegung des Vergnügungsparks in den Ort weiterzuverfolgen und zunächst eine Anliegeranhörung durchzuführen. Somit ist noch nicht klar, wo sich in diesem Jahr die Fahrgeschäfte und Verkaufsbuden befinden werden. Die Kemmerner Kirchweih findet rund um das letzte Augustwochenende statt.

Abwassergebühr wird deutlich steigen

Die eigene Kläranlage hat die Gemeinde Kemmern aufgegeben, stattdessen fließt das Abwasser seit dem vergangenen Jahr durch eine Druckleitung zur Kläranlage in Bamberg. Daher müssen die Abwassergebühren neu kalkuliert werden. Was kommt auf die Kemmerner zu?

In diesem Gebäude startet die Druckleitung Richtung Bamberg.

Gegen Beitragsbescheide in vier- bis fünfstelliger Höhe, die auf einmal fällig würden, stattdessen für eine Finanzierung über Gebühren. So hat sich der Gemeinderat in Kemmern entschieden, als es um die Optionen ging, wie es mit dem Kemmerner Abwasser weitergeht. Eine neue Kläranlage war sehr bald ausgeschlossen worden, stattdessen wurde der Anschluss an die Kläranlage in Bamberg auf den Weg gebracht.

Nun wird klarer, wie die Abwassergebühr in Kemmern in Zukunft aussehen wird. Momentan bezahlen die Bürgerinnen und Bürger 1,80 Euro Abwassergebühr pro Kubikmeter Frischwasser, künftig könnten es 4,70 Euro sein. Geschäftsleiter Markus Diller zeigte dazu in der Gemeinderatssitzung die Berechnungsgrundlage. In die Kalkulation fließen jährliche Kosten von 610.000 Euro ein. Darin enthalten sind die Investitionen, die von der Stadt Bamberg getätigt wurden, die Betriebskosten sowie die eigenen Kosten der Gemeinde, etwa für Strom, Abschreibungen, Verzinsungen und Bauhofpersonal. Der Umlageaufwand, abgezogen sind die Straßenentwässerungskosten von zirka 50.000 Euro pro Jahr, beläuft sich somit auf 560.000 Euro. Daraus ergebe sich eine Einleitungsgebühr von 5,64 Euro. Diller präsentierte den Vorschlag, eine Abwassergrundgebühr pro Zähler einzuführen, gestaffelt nach der Durchflussmenge Punkt die meisten Kemmerner Haushalte würden damit eine Grundgebühr von 120 Euro pro Jahr zahlen, was die Abwassergebühr auf 4,70 Euro senken würde.

Technik wieder aktuell

Die mögliche Grundgebühr sorgte für einige Diskussionen im Gremium. Gemeinderat Günther Schwank sprach sich zunächst gegen eine Grundgebühr aus, da sie ein Missverhältnis und Ungleichbehandlung erzeuge. Gemeinderat Tobias Wagner hingegen meinte, sie sei nötig, um Leerstände zu bestrafen.

Bürgermeister Gerst wies daraufhin, dass Kemmern mit der neuen Gebühr nicht die Speerspitze im Landkreis darstelle und zudem aktuell eine der niedrigsten Abwassergebühren habe. Dafür sei die Technik nun auf einem aktuellen Stand. Beschlossen wurde zunächst die Kenntnisnahme zu Dillers Ausführungen, eine konkrete Festlegung der neuen Abwassergebühr soll in einer Folgesitzung getroffen werden.  

Sonstiges aus der Sitzung vom 6. Juli 2023

Einem Antrag der Freiwilligen Feuerwehr Kemmern auf Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen im laufenden Jahr in Höhe von 11.700 Euro wurde stattgegeben. Auch ein neues Notstromaggregat für das Mittlere Löschfahrzeug darf sie für 12.000 Euro kaufen, nachdem das bisherige (Baujahr 1990) Ausfallerscheinungen zeigt.

Ebenso auf der Tagesordnung standen vier weitere „Feststellungsbeschlüsse“ zum Thema „Nachrücken in den Gemeinderat“. Nach dem Rückzug der Gemeinderäte von „Zukunft für Kemmern“ sind im Gemeinderat nach wie vor vier Plätze nicht besetzt. Die möglichen Nachrückerinnen und Nachrücker Irma Eichhorn, Thomas Zimmermann, Erika Ullmann und Carmen Rettinger lehnten das Mandat aber ab beziehungsweise meldeten sich nicht zurück.

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