Schaden bei HQ100: 423 Gebäude

Im Mai 2019 präsentierte Martin Löffler von Gaul Ingenieure im Lauterer Gemeinderat erstmals das Konzept zum Sturzflut-Risikomanagement. Sowohl Hochwasser als auch Starkregen-Ereignisse werden berechnet, um mögliche Gegenmaßnahmen planen zu können. Viele Ideen waren nun in der Februarsitzung 2021 zu hören. Und auch um den Spielplatz in Appendorf ging es.

Der 17. Juli 2016 ist in Lauter noch in guter respektive schlechter Erinnerung. Ein Starkregen führte zu zahlreichen Überflutungen. Das „Integrale Konzept zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement“, das seit dem Jahr 2019 ausgearbeitet wird, zeigt nun: Es gäbe Lösungen. Für die vorgeschlagenen Baumaßnahmen wurden, so Löffler, zahlreiche Ereignisse dokumentiert, topografische Analysen durchgeführt und die Gefahren bei verschiedenen Hochwasser- oder Starkregen-Ereignissen ermittelt. Für die Verwirklichung von Schutzmaßnahmen im Bereich der Lauter wäre die Gemeinde selbst verantwortlich, da die Lauter ein so genanntes Gewässer dritter Ordnung ist. Erst ab der Einmündung des Katzenbachs östlich von Appendorf wird die Lauter zum Gewässer zweiter Ordnung und geht damit in den Zuständigkeitsbereich des Wasserwirtschaftsamts Kronach über.

Im Talbereich der Lauter wäre ein Schutz gegen ein hundertjähriges Hochwasser inklusive 15 Prozent Zuschlag (HQ100 +15%) möglich. Auch bei Starkregen hätten die damit verbundenen Baumaßnahmen einen positiven Effekt. Allerdings lägen die Kosten, trug Löffler vor, bei netto etwa vier Millionen Euro. Demgegenüber stünden hohe Schäden bei einem solchen Hochwasser ohne weitere Schutzmaßnahmen: 423 Gebäude wären betroffen. Die vier Millionen Euro müsste Lauter nicht alleine aufbringen – es sei mit einer Förderung von etwa 75 Prozent zu rechnen. Als Nadelöhr erweise sich aber Appendorf. Hier betrage der maximale Durchfluss pro Sekunde ca. zwei Kubikmeter – erwartbar wären 17 Kubikmeter. Somit müsse hier auf Objektschutz gesetzt werden, also wassersichere (Keller-)Fenster und andere Schutzmaßnahmen an den Häusern. Insgesamt sei die Eigenvorsorge der Hausbesitzer ein wichtiger Baustein, so Löffler.

Ein Auszug aus der Präsentation von Martin Löffler zeigt, dass es in Appendorf bei zu viel Wasser schnell eng wird … Quelle: Gaul Ingenieure

Mit einem Damm könnte das Wasser schon vor Deusdorf „aufgefangen“ werden. Quelle: Gaul Ingenieure

Spielplatz muss günstiger werden

Eine zentrale Schutzmaßnahme wäre der Bau eines Damms westlich von Deusdorf, der das Wasser zurückhalten könnte. Lediglich gedrosselt würde das unschädliche Wasser dann im Fall der Fälle die Orte passieren. Aber: Damit müssten die Grundstückseigentümer einverstanden sein – aufgrund des Dammbaus und der Überflutungen von Ackerflächen, für die die Gemeinde dann auch Entschädigungen an die Landwirte zahlen müsste.

Das Gesamtkonzept liegt nun vor und kann, etwa bei der Sanierung von Straßen, jederzeit aktiviert werden, um beispielsweise neue Kanäle einzubauen oder auch ansonsten Einzelmaßnahmen zu verwirklichen. Bürgermeister Ronny Beck erklärte, die Finanzlage der Gemeinde werde in nächster Zeit angespannt sein, unter anderem mit Blick auf die Kläranlage. Dennoch wolle man langfristig etwas erreichen.

Schon länger wird über eine Erneuerung des Spielplatzes in Appendorf diskutiert. Eine Elterninitiative ist hier nun aktiv geworden und hat zusammen mit Vertretern von Spielgeräteherstellern eine erste Auswahl getroffen. Auch über 10.000 Euro an Spenden stehen bereits zu Buche. Dass sich die Gesamtkosten für den neu gestalteten Spielplatz aber auf rund 70.000 Euro belaufen könnten, stieß im Gemeinderat am 25. Februar 2021 auf Ablehnung. Dritter Bürgermeister Christian Albrecht (CSU) meinte, es könne nicht sein, dass die Gemeinde für Appendorf hier deutlich mehr Geld zur Verfügung stelle als für andere Ortsteile. Somit müsse etwas abgespeckt werden. Bürgermeister Beck schlug vor, beim Amt für ländliche Entwicklung (ALE) dennoch die Maximalförderung zu beantragen, ausgeben müsse man den Maximalbetrag dann nicht. Dies wurde einstimmig beschlossen. An die Elterninitiative gab der Gemeinderat weiter, dass die Gemeinde voraussichtlich nicht viel mehr als 5.000 Euro selbst investieren werde. Mit den Spenden und einer 50-prozentigen Förderung durch das ALE dürfte der Spielplatz somit maximal etwas mehr als 30.000 Euro kosten.

Beitritt zum Archivpflegeverein

Neu erlassen wurden die Satzung für die öffentliche Entwässerungsanlage der Gemeinde Lauter, die Beitrags- und Gebührensatzung zur Entwässerungssatzung der Gemeinde Lauter und die Beitragssatzung für die Verbesserung und Erneuerung der Entwässerungseinrichtung der Gemeinde Lauter – jeweils einstimmig. Hintergrund sind neue Mustersatzungen des Bayerischen Gemeindetags, die unter anderem Ergänzungen und Definitionen enthalten. Auch die Beiträge pro Quadratmeter Grundstücks- und Geschossfläche wurden angepasst.

In seinem Kurzbericht erwähnte Beck, dass auf der Staatsstraße zwischen Godelhof und Baunach bald Tempo 70 angeordnet werde – aufgrund des schlechten Zustands. Momentan sei keine Sanierung angedacht, sondern ein Generalausbau, wenn, so das Staatliche Bauamt, wieder Finanzmittel zur Verfügung stünden. Einstimmig beschloss das Gremium zudem, dem Archivpflegeverein des Landkreises Bamberg beizutreten. Das Gemeindearchiv befindet sich im Feuerwehrhaus und wurde in den zurückliegenden Jahren bereits katalogisiert. Der Beitritt sollte nur wirksam werden, wenn auch alle anderen Kommunen der VG zustimmen. Baunach und Reckendorf hatten das bereits getan, Gerach folgte am gleichen Abend. Somit treten alle VG-Gemeinden bei.

Und: Nachdem es wiederholt Probleme mit einer pünktlichen Zustellung des Mitteilungsblattes gab, fanden Gespräche mit dem Verlag Linus Wittich statt. Der sei, so Beck, auf die Deutsche Post zugegangen. Sollte es erneut zu Verzögerungen bei der Zustellung kommen und das Mitteilungsblatt nicht bis Freitag im Briefkasten sein, bitte er um Infos.

Titelbild: Gaul Ingenieure

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