Mitte Dezember fand in Reckendorf einen Bürgerversammlung statt. Statistik, aktuelle Baustellen, geplante Projekte – vieles wurde angesprochen. Und es gab auch zahlreiche Fragen aus den Reihen der Besucherinnen und Besucher.
Mit ausführlichen Erläuterungen zur aktuellen Einwohnerstatistik (Stand 5.12.: 2.127) begann Bürgermeister Manfred Deinlein die diesjährige Bürgerversammlung. So dominieren in der Altersgruppe zwischen 19 und 65 die männlichen Bürger (678), denen 621 weibliche gegenüberstehen. In der Gruppe darüber – „66+“ – können hingegen 204 Frauen und 154 Männer gezählt werden. Allerdings wurde darauf aufmerksam, dass, falls die Zahl der Bewohner des „Schwarzen Adlers“ (Asylbewerber) weiter abnehme, auch die Grenze von 2.000 Einwohnern unterschritten werde, und somit bei der nächsten Wahl weniger Gemeinderäte im Gremium eine Aufnahme fänden.
Bei Aufstellung der Finanzen wurde der Verwaltungshaushalt mit 3,7 Millionen einem Vermögenshaushalt mit 2,6 Millionen Euro gegenübergestellt. Die Gemeinde finanziere sich hauptsächlich durch die Einkommenssteuer. Die Gewerbesteuer sei in den letzten Jahren – coronabedingt – rückläufig und liegt bei ca. 300.000 Euro. Aufgrund der neu ausgewiesenen Baugebiete ist die Grundsteuer B auf fast 155.000 Euro gestiegen. Diese Einnahmen werden großenteils als VG-Umlage abgeführt (ca. 475.000 Euro), für den Schulverband fielen etwas über 200.000 Euro an. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 774 Euro zum 31. Dezember, wobei ein stetiger Rückgang zu erkennen ist.
Wasserzweckverband wird aufgelöst
Für Ende 2022 war die Auflösung des Wasserzweckverbandes der Reckendorfer Gruppe geplant gewesen, der 1967 zusammen mit der Gemeinde Reckenneusig gegründet worden war. Dies bedeute jedoch nicht, so Deinlein, der zugleich der erste Vorsitzende des WZVs ist, dass etwas an der Wasserversorgung geändert werde. Nur die Verwaltung werde von der Gemeinde Reckendorf übernommen, um Kosten zu sparen. Derzeit gibt es Vorbereitungen dazu: Die Absichtserklärungen von Reckendorf und Baunach seien schon eingeholt, man warte jetzt noch auf die Prüfungsergebnisse der Rechtsaufsicht, was erschwert werde, weil seit 2010, nach Einführung der Doppik in der Buchführung, die Haushaltsführung nicht mehr nachzuvollziehen sei. Die Abrechnung erfolgt dann in Zukunft über VG-Angestellte, die über den gemeldeten Zählerstand auch gleich die Abwassergebühren berechnen können. Für die Wasserentnahme aus dem Brunnen werde Strom benötigt, dessen Tarif sich verzehnfacht habe. Aus diesem Grund müssten voraussichtlich auch die Wasserkosten angehoben werden.
Als Maßnahmen des Zweckverbandes wurden 2021 unter anderem die Hochbehälterreinigung, die Wartung und Instandhaltung der UV-Anlage und der Einbau eines neuen Schaltschranks im Wasserhaus aufgezählt, 2022 kam zudem eine neue Außentür an das Wasserhaus. Für 2023 ist die Erneuerung der Wasserleitung und der Schieber an der Hauptstraße vorgesehen, welche entweder in die Fahrbahnmitte oder im Gehsteig verlegt werden sollen. Es werde auch die Anschaffung einer Arsen-Filter-Anlage notwendig, da die erlaubten Werte – so eine „neue Hiobs-Botschaft der vergangenen Wochen“ (Deinlein) – die vorgeschriebene Schwelle erreicht hat.
Als weitere Nachrichten aus dem Gemeinderat erwähnte das Gemeindeoberhaupt die Gründung der REGe – Reckendorfer Energiegesellschaft, an der die Gemeinde 51 Prozent und die Firma Südwerk den anderen Teil innehat. Die für erneuerbare Energien vorgesehenen neun Flächen wurden in einem Bebauungsplan festgesetzt, der derzeit ausgelegt ist. Für das kommende Jahr sei hierfür ein Artenschutzgutachten nötig, so dass es möglich ist, dass eine Fläche herausfällt. Um auch Windenergie nutzen zu können, ziehen die Stadt Baunach sowie die Gemeinden Gerach und Reckendorf in Betracht, als gemeinschaftlicher Gesellschaft einen kleinen Windenergiepark am Lußberg zu betreiben.
Wie geht es mit dem Stolbinger-Areal weiter?
Das Gelände des „Stolbinger“ wurde vor drei Jahren erworben, wofür derzeit ein Nutzungskonzept erarbeitet wird. Das aktuelle Planungsstadium der Kernanlage sieht in der ehemaligen Pizzeria eine Tagespflege vor. In einem öffentlichen Bereich könnte eine Bücherei und ein Saal mit 150 Sitzplätzen entstehen, der die bisher zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten, ehemalige Synagoge und Pfarrheim, ergänzen würde. Ein weiterer Planungsbereich sieht Räume für eine Arztpraxis vor, zudem eine Fläche für ein Bistro oder Café. Auch Teile zur Vereinsnutzung, wie für die Blaskapelle, die Chöre oder das BRK, das in der Alten Schule ist, sollten vorgesehen werden. Auf dem Dach, an der Stelle, an der sich früher das Eisgerüst befand, könne eine „Loft“ ihren Platz finden, die das Lockmittel für einen Arzt darstellen könne, so schmunzelte Deinlein.
Der Stolbinger ist eine der markantesten Bauten in Reckendorf.
Neben Hinweisen auf die probeweise Durchführung einer Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung zwischen abends zehn bis früh um fünf Uhr, gab es Ausführungen zum Planungsstand der Hauptstraße. Nachdem die Querungshilfe als Anschluss zum Anger jetzt genehmigt ist, werde der Bedarf für Grundstücksankäufe kalkuliert. Mit dem Baubeginn wird ab September 2023 gerechnet. Die Ausführung der Kanalsanierung mit Inlinern sei dagegen schon für das Frühjahr geplant. Die offene Kanalsanierung soll mit der Verlegung der Wasserversorgungsleitung erfolgen.
Zahlreiche Fragen aus dem Plenum
Als das Plenum aufgefordert wurde, Fragen zu stellen, bezog sich Georg Schwengler auch gleich auf die bevorstehende Bautätigkeit der B 279. „Gibt es einen Plan ‚B‘, wenn der Termin nicht eingehalten werden könne, und die Zuschussmittel weg sind?“ Denn seiner Kenntnis nach habe es nicht am Straßenbauamt, sondern an der Gemeinde gelegen, die Vorarbeiten rechtzeitig durchzuführen. Dieser Äußerung widersprach Deinlein vehement.
Auch den Stand der weitergeleiteten Petition zum von ihm angeregten „Tempo 30“ an der Hauptstraße wollte Georg Schwengler wissen: „Warum sei dies in Thüringen möglich, jedoch nicht in Bayern. In Baunach habe es schon versuchsweise geklappt, warum nicht in Reckendorf?“ Bürgermeister Deinlein sicherte zu, bei der VG nachzuhaken.
Altbürgermeister Etterer erkundigte sich, ob im Zuge der Baumaßnahmen an der B 279 auch die Kanalerweiterung an der Ringstraße umgesetzt werde, eine schon bestehende Planung, da es im oberen Bereich früher Rückstaus gegeben habe. Eine solche sei nur auf der Höhe vom Friedhof angedacht, antwortete Deinlein. Für den Priegendorfer Weg ist die Anlage eines Regenrückhaltebeckens vorgesehen.
Der schlechte bauliche Zustand der Straße Manndorf-Reckendorf werde in Angriff genommen, so Deinleins Antwort auf die Frage, sobald dieser Abschnitt im Kernwegenetz Beachtung findet. Das liege derzeit bei der Regierung von Unterfranken zum Beschluss vor, da es über die Baunach-Allianz eingereicht wurde.
Zusätzlich stellte Etterer den Antrag auf Kostenübersicht über den Aufwand für das Projekt „Stolbinger“ inklusive Erwerb und Architektenleistungen sowie für das Archiv jährlich seit 2014 bis 2022.
Auf die Nachfrage, ob die Rasenbewässerung des ASV jetzt über die Gemeinde und nicht über den WZV laufe, antwortete der Bürgermeister, „Ja!“. Ursprünglich habe er der Gemeinde ein paar Euros sparen wollen, fügte er hinzu, doch sei dies nicht möglich gewesen, weil sich ein Reckendorfer Bürger darüber beschwert habe. Darauf ging jedoch Etterer nicht näher ein, sondern erklärte, dass der Vorsitzende des WZVs seine Satzung nicht kenne, denn die Zuständigkeit des Wasserzweckverbandes ende an der Grundstücksgrenze. Sonst könne ja jeder verlangen, dass für jeden Rohrbruch auf seinem Privatgrundstück der Verband zuständig sei.
Zu hohes Tempo?
Hilmar Hardt sprach die hohen Geschwindigkeiten auf der Kreisstraße nach Gerach neben der neuen Siedlung an. Er habe schon oft gefährliche Situationen beobachtet. Müsse denn erst etwas passieren? Hierzu entgegnete der Bürgermeister, dass es eine Verkehrsschau gegeben habe. Erst war eine Querungshilfe zugesagt, dann sei sie wieder abgesagt worden. Mit dem Hinweis man hätte mit dem 50er Blinker und „Freiwillig 30 km/h, der Kinder zuliebe“-Schilder das Möglichste getan.
Und noch einmal wurde von Georg Schwengler der „Stolbinger“ thematisiert: „Ist das statische Gutachten schon da und gibt es einen Finanzierungsplan, wie der Unterhalt von der Gemeinde getätigt werden könne?“ Ersteres verneinte Deinlein, das zweite Anliegen wurde folgendermaßen umschrieben: „Je mehr öffentlicher Bereich, desto mehr Zuschüsse gebe es. Wenn eine privatwirtschaftliche Nutzung vorgesehen sei, sei auch die Förderung geringer. Mit zwei Wohnungen, der Caritas als Träger der Seniorentagespflege und einer Arztpraxis sei auf langer Sicht ein Betrieb möglich. Die öffentliche Bücherei diene nicht nur zur Ausleihe, es soll dort auch ein Bereich geschaffen werden, da es nach Auflösung des Zweckverbands keine gemeindliche Anlaufstelle mehr vor Ort gebe, kündigte Bürgermeister Deinlein an.
Am Ende ging die Diskussion um die aktuellen Stromkosten für die Wasserversorgung, deren Ausgangs- und neuer Wert nicht exakt genannt werden konnte.