B279: Querungshilfe keine optimale Lösung?

Herbe Enttäuschung stand in den Gesichtern der Reckendorfer Gemeinderäte zu lesen, als die Planung zur Querungshilfe der B279 am südlichen Ortseingang in der jüngsten Sitzung erneut vorgestellt wurde. Ihre Hoffnung auf eine erhöhte verkehrssichere Übergangssituation für Radfahrer, welche aus Richtung Reckenneusig in den Ort einfahren, konnte nicht erfüllt werden. Thema im Gemeinderat war auch die Ausbringung von Klärschlamm auf die Felder.

Gemeinderat Bernhard Müller (SPD) stellte hingegen fest, dass ihn diese Lösung „nur 20-prozentig zufrieden stellt“. Dritter Bürgermeister Hubert Rottmann (WBFW) erinnerte daran, dass die Gefahr nicht in der Querung des Bergwegs liege, sondern in der Art und Weise, wie man als Radfahrer anschließend über die Hauptstraße auf die rechte Fahrbahnseite kommt.

Es handle sich aber nicht nur um zwei fehlende Meter in der Trassenbreite, mit denen die Vorstellungen der Räte hätten verwirklicht werden können, so beteuerten die Bauingenieure Horst Hofmann sowie Max Brust, auch Geschäftsführer der Bamberger Ingenieurgesellschaft mbH Weyrauther. Ihre bereits in der Juli-Sitzung vorgelegte Planung wurde bis ins Detail erläutert, um zu zeigen, dass es nach erneuter Rücksprache mit den Verantwortlichen des Staatlichen Straßenbauamtes keine Alternativen gibt.

Bereits der neben der Einmündung „Bergweg“ nötige Grunderwerb, um dort den Gehsteig von 1,5 auf 2,5 Meter zu verbreitern (Vorschrift für gemeinsamen Geh- und Radweg innerorts) und damit zusätzliche Aufstellflächen für Radfahrer zu schaffen, könne, so bestätigte Erster Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD), nicht getätigt werden. Die Staatliche Behörde stelle außerdem die Akzeptanz der Radfahrer für diese Lösung in Frage, so Bauingenieur Brust. Eine Verschwenkung der Bundesstraße B279, um den nötigen Platz zu schaffen, sei von Seiten des Amtes nicht möglich, denn man sah in der Maßnahme nur eine Oberflächenerneuerung. Die Entwässerungsrinne solle somit unangetastet bleiben, falls keine offensichtlichen Ausbesserungen anstünden. Allerdings werden vom Straßenbauamt die Kosten für die Planung, die Verkehrsinsel und die Straßenverbreiterung nach Osten übernommen. Als Ergebnis der Nachverhandlungen wurde eine Verlängerung der Querungshilfe auf insgesamt zwölf Meter vorgesehen. Der Gemeinde bietet sich damit die Gelegenheit, die beiden jeweils vier Meter langen Inselköpfe zu bepflanzen und den Ortseingang somit optisch aufzuwerten. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, an dieser innerörtlichen Stelle sowohl die Geschwindigkeit des ein- als auch des ausfahrenden Verkehrs – „der gibt hier nämlich Gas“, so Bürgermeister Deinlein – zu drosseln, was auf allgemeine Zustimmung und Beifall stieß.


Plan der Querungshilfe am südlichen Ortseingang von Reckendorf auf der B 279 von der Ingenieurgesellschaft Weyrauther, Bamberg (zum Vergrößern antippen oder anklicken)

Viele Räte nahmen erneut im Publikum Platz

Einig war sich das Gemeindegremium, dass man seine Aufgabe nicht nur im Bau des neuen Gehwegs mit einer Länge von 75 Metern sah; sondern dass, so Ludwig Blum (CSU), auch der schon bestehende westliche Gehsteig „gemacht werden soll“. Markus Sippel (WBFW) erinnerte daran, dort, wie schon einmal angeregt, die Verlegung von Glasfaser- und Stromkabel nicht aus den Augen zu verlieren, denn es seien in diesem Ortsbereich noch viele überirdische Stromleitungen zu sehen, und Gerhard Pförtsch (CSU) fügte an, auch die Versorgungsleitungen für Trink- und Abwasser auf den neuesten Stand zu bringen. Die Verlegung von Leerrohren, so schloss Bürgermeister Manfred Deinlein, sei in der Maßnahme vorgesehen. Eine diesbezügliche Zweckvereinbarung mit einem Ingenieurbüro wird allerdings erst erfolgen, wenn die Bohrkernauswertung vorliegt.

Als die Tagesordnung zum Punkt „Teilaufhebung des Bebauungsplanes ‚Reckendorf Ost‘“ mit all seinen Varianten kam, wiederholte sich das bereits vor einigen Wochen notwendige Szenario, dass alle persönlich Beteiligten, die drei Bürgermeister und Gemeinderäte vom Tisch abrücken und im Auditorium Platz nehmen mussten, um auf das Votum keinen Einfluss ausüben zu können. Der dadurch reduzierte Gemeinderat stimmte nach der Auswertung der öffentlichen Auslegung und Einbeziehung der beteiligten Behörden schließlich in seiner Mehrheit der Teilaufhebung zu.

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Städtebauförderung – Bedarfsmeldung

Da in der Sitzung auch der Bedarf für das Städtebauförderprogramms 2020 ermittelt werden musste, wurde eine Summe in Höhe von 549.000 Euro angemeldet. Dabei handelt es sich um die Maßnahme der Neugestaltung am südlichen Ortseingangsbereich (Förderung: 220.000 Euro), die Gestaltung als Ergänzungsmaßnahme des Bereichs zwischen RV-Bank und Pfarrkirche (22.000 Euro), die Neugestaltung der Uferbereiche an der Baunach im Bereich der Sandsteinbrücke (130.000 Euro) sowie um den Grunderwerb des Anwesens Hauptstraße 55 (Fl.-Nr. 282) mit Zuschuss in Höhe von 177.000 Euro. Da der Förderbescheid für das letztgenannte Projekt „ehemaligen Brauerei Stolbinger“ mittlerweile eingetroffen ist, könne man hier mit dem Ankauf und weiteren Planungen fortfahren, so Bürgermeister Deinlein.

Als der Antrag von Gemeinderat Andreas Knab (parteilos) aufgerufen wurde, der den Höhenausgleich am Anwesen „Mühlgasse 19“ zur Straßendecke gefordert hatte, erklärte Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD), dass dies inzwischen geklärt wurde, die bauausführende Firma müsse den Ausgleich durchführen, weshalb der Antrag zurückgezogen wurde.

Einstellung der Klärschlammausbringung

Um eine Grundsatzentscheidung anzustoßen, brachte Gemeinderat Andreas Knab (parteilos) einen „Antrag auf Einstellung der umweltschädlichen Klärschlammausbringung auf landwirtschaftliche Flächen“ vor, womit „die Suche nach alternativen Methoden wie Verpressen und Verbrennung bzw. Rückgewinnung von Phosphor“ verbunden sei. Für ihn gelte dies als ethische Gewissensfrage: „Nehme ich die umweltschädlichen Auswirken auf die landwirtschaftlichen Produkte und das Grundwasser in Kauf, um Kosten zu sparen?“ Als Beleg für seine Argumentation zitierte Knab den Sachverhalt aus der Veröffentlichung des Umweltbundesamtes. Danach nannte er als Beispielgemeinden Theres und Hofheim, die eine Zentrallösung verfolgen würden, und bemerkte in diesem Zusammenhang, dass die Gemeinden in den Hassbergen immer einen Schritt voraus wären; vielleicht hätten Sie noch Kapazitäten frei?

In der nun folgenden leidenschaftliche Diskussion erwähnte zweiter Bürgermeister Erwin Wahl (CSU), dass man sich schon vor einiger Zeit im Landratsamt getroffen und von der Errichtung dreier Verwertungsanlagen im Landkreis Bamberg gesprochen hätte, um Kosten zu dezimieren: „Jedoch wurde dieser mögliche Weg bisher nicht weiterverfolgt“. Gemeinderat Falko Badura (SPD) bemängelte, dass die vorgelegte Kostenberechnung aus dem Jahr 2017 für weitere Überlegungen „zu alt“ sei. Auch sollte man die Thematik innerhalb der Bevölkerung zur Diskussion stellen, „denn diese muss es ja schließlich zahlen“. Bürgermeister Manfred Deinlein betonte, dass jedes Jahr neu entschieden werde, wie mit dem Klärschlamm umzugehen sei. Er sei Dünger für die Landwirte. Wenn dieser nicht mehr entstehe, würde Dünger-Phosphor künstlich hergestellt und auf die Felder ausgebracht. In Reckendorf hatte man in den Vergangenheit hohe Investitionskosten auf sich genommen, um die Werte des organischen Klärschlamms zu verbessern. Dies sei für ihn die kostengünstigste Lösung.

Dem stellte Gemeinderat Gerhard Pförtsch gegenüber, dass er sich bei MdL Holger Dremel erkundigt habe, der wiederum äußerte: „Klärschlammausbringung sei nicht mehr zeitgemäß!“ Pförtsch dankte Knab für seine Ausführungen, der zuvor auch auf den aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung verwiesen hatte. Gemeinderat Ludwig Blum (CSU) fasste zusammen: „Unser Klärschlamm hat gute Werte, aber er ist belastet, und daher sei es eine Gewissensfrage, wie es weiter geht, warum nicht Zusammensetzen und gemeinsam Verpressen?“

Und so waren sich die einzelnen Fraktionen einig, dass Bürgermeister Deinlein mit Hilfe der VG Baunach oder der Baunach Allianz aktuelle Kosten und Verwertungsarten im Landkreis und bei den benachbarten Gemeinden einholen und nach möglichen Kooperationen anfragen soll, um dann bald weitere Entscheidungen treffen zu können.

Auf Nachfrage von Thomas Stößel (WBFW) erklärte Bürgermeister Deinlein, dass die Arbeiten für die Brunnenbohrung am Sportplatz vergeben seien; bezüglich der Kanalbefahrung in der Bahnhofstraße müsse man noch die Auswertung abwarten, bis mit der Maßnahme begonnen werden könne.

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