Viel mehr als ‚nur‘ Literatur: Am 14. Mai läutet die Lesung von Thomas Glavinic und Selmar Klein eine Reihe fesselnder Veranstaltungen ein, die abwechslungsreicher nicht sein könnten. Bamberg liest nicht nur, sondern feiert Mörderballaden, atmosphärische Musikerlebnisse und kultige Science-Fiction. Nachrichten am Ort präsentiert das Programm von „Bamberg liest“ und sprach mit Organisator Martin Beyer und verrät, wie Sie im Rahmen der Literaturtage auch in einer Buchhandlung übernachten können.
Dass Bamberg jede Menge literarisches Potenzial zu bieten hat, beweist das mittlerweile dritte Tandembuch aus der Reihe Bamberg liest: Begleitet von dem Bestseller-Autor Thomas Glavinic hat der Student Selmar Klein die Novelle „Echofrei“ geschrieben, sie ist das Ergebnis einer rasanten Tandemfahrt und wird bei der Lesung am 14. Mai das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Regionales Talent und internationaler Flair verschmelzen bei den darauf folgenden Auftritten: Die britische Post-Rock Band I Like Trains zelebriert am 19. Mai zusammen mit dem Bamberger Kulturförderpreisträger und Schriftsteller Martin Beyer einen mörderischen Balladenabend im Morph Club. Komplettiert wird dieses elektrisierende Verbindung von Literatur und Musik durch die Fotografien der Künstlerin Nora Jacob. Am 22. Mai entführen dann der Schweizer Autor Manuel Bachmann und der australische Shakuhachi¬und Theremin¬Künstler Jim Franklin in die Welt der Science-Fiction. Im Anschluss ist der Kultfilm Moon (Regie: Duncan Jones) zu sehen. Zum Abschluss des Festivals hält der Weimarer Autor Stefan Petermann „Ausschau nach Tigern“ und liest in einer Kooperation mit dem Bamberger KONTAKT-Festival und dem Literaturfestival juLi im juni aus Weimar seine prämierten Short-Stories. Bamberg liest steht auch in diesem Jahr unter Schirmherrschaft des Bamberger Oberbürgermeisters Andreas Starke. Bamberg liest wird in Kooperation mit der Stadtbücherei Bamberg und dem Stadtmarketing Bamberg e. V. veranstaltet.
Der Bamberger Autor Martin Beyer ist einer der Organisatoren von „Bamberg liest“.
Junge Talente fördern, Außergewöhnliches bieten
Nachrichten am Ort: „Bamberg liest“ ist mittlerweile eine etablierte Veranstaltung im Kulturkalender der Stadt. Seit wann gibt es die Lesereihe und wie kam die Idee dazu?
Martin Beyer: Die Idee zu „Bamberg liest“ entstand, als der Bamberger Verleger Lukas Wehner und ich uns Gedanken darüber machten, wie man Texte aus meinem Seminar für Kreatives Schreiben an der Universität Bamberg veröffentlichen und einem interessierten Publikum vorstellen könnte. Es sollten nicht „irgendwelche“ Bücher und „irgendwelche“ Veranstaltungen werden, daher suchten wir nach einem außergewöhnlichen Konzept, das wir dann mit dem Tandemschreiben gefunden haben. Eine besondere Art der Talentförderung: immer ein junger, unerfahrener Nachwuchsautor und ein renommierter Autor vorzugsweise aus der Region arbeiten zusammen über ein halbes Jahr an einem Text, die Ergebnisse veröffentlichen wir in den Tandembüchern. Über sechzehn solcher Tandems sind bereits gefahren – in diesem Jahr nur eines: Der Student Selmar Klein hat unter Beratung von Thomas Glavinic eine Novelle geschrieben.
Im zweiten Schritt haben wir mit „Bamberg liest“ dann auch gleich eine Plattform geschaffen, um diese Autoren und Bücher zu präsentieren, in ungewohnten Formaten, etwa einer Open-Air-Lesung am Gabelmann in Bamberg. Im ersten Jahr 2011 diente „Bamberg liest“ erst einmal ausschließlich der Präsentation des Tandemkonzepts, aber schon 2012 und erst recht in diesem Jahr haben wir aus „Bamberg liest“ eine Bühne für verschiedene, kunstübergreifende Veranstaltungen gemacht, wobei das Tandembuch das Herzstück geblieben ist.
Worauf liegt der inhaltliche Schwerpunkt der verschiedenen Veranstaltungen?
Talentförderung, internationaler Flair und das Zusammenwirken der Künste sind für uns die Eckpfeiler der Veranstaltungen in diesem Jahr. Wir holen mit der englischen Band I Like Trains und dem australischen Shakuhachi- und Theremin-Musiker Jim Franklin einzigartige Musiker nach Bamberg, die jeweils mit Literaturprojekten zusammenkommen – das wird eine elektrisierende Verbindung geben, davon sind wir überzeugt. Hinzu kommt das Medium der Fotographie und der Film als Visualisierungsformen. Des Weiteren starten wir mit „Buchträume“ eine ganzjährige Aktion, die es fortan erlauben wird, in der Buchhandlung Collibri in Bamberg zu übernachten, in einem Traumbett mit Frühstück und allem drum und dran.
Welches Publikum möchte „Bamberg liest“ ansprechen?
Wir möchten junge Talente aus der Region fördern und vor allem zeigen, dass das literarisch Gute in Oberfranken sehr nahe liegt und man nicht immer in die Ferne schweifen muss – wir strecken unsere Fühler aber hin und wieder nach ganz Deutschland und in diesem Jahr auch nach Europa und sogar Australien aus. Als Publikum möchten wir alle erreichen, die das geschriebene und das gesprochene Wort lieben und sich durch außergewöhnliche Veranstaltungen verzaubern und auch einmal in ihrer Weltsicht irritieren lassen möchten.
Bisher finden Veranstaltungen in Bamberg, nicht aber im Landkreis statt. Könnten Sie sich vorstellen, im kommenden Jahr auch „nach draußen“ zu gehen?
Das ist so nicht ganz richtig. Die Veranstaltungen im Frühjahr haben ihren Schwerpunkt in Bamberg, im Herbst starten wir aber immer unsere Herbstlesetour und erobern die Region. Im ersten Jahr gab es Veranstaltungen in Forchheim und Bayreuth, vergangenes Jahr auf Schloss Reichmannsdorf. Dass wir also, vielleicht schon in diesem Herbst, auch in Baunach und Zapfendorf gastieren, ist gut möglich. Aber solche Kooperationen brauchen natürlich auch Zeit. „Bamberg liest“ ist ein ehrenamtliches Projekt und wir können nicht von Anfang an überall sein, das würde über unsere Kräfte gehen. Aber nach und nach werden wir unser Literaturnetz hoffentlich über den Landkreis und eines Tages über ganz Oberfranken ausgeworfen haben.
Der Student Selmar Klein hat eine Novelle geschrieben.
Das Programm 2013 in der Übersicht
Dienstag, 14. Mai 2013, 20.00 Uhr/ An der Universität 2, Hörsaal 025 Tandemfahren mit Selmar Klein und Thomas Glavinic: Lesung und Gespräch in der Reihe Literatur in der Universität, Eintritt frei
Sonntag, 19. Mai 2013, 20.00 Uhr/ Morph Club, Obere Königstraße 39 Mörderballaden mit Martin Beyer und I Like Trains: Lesung, Konzert und Fotografien, Tickets über bvd Kartenservice, 0951¬980 82 20
Mittwoch, 22. Mai 2013, 20.00 Uhr/ Lichtspielkino, Untere Königstraße 34 Mondfahrten mit Manuel Bachmann und Jim Franklin: Lesung, Musik und Film, Tickets über bvd Kartenservice, 0951¬980 82 20
Samstag, 25. Mai 2013, 18.00 Uhr/KONTAKT-Festival, am Margaretendamm, Bamberg Ausschau halten nach Tigern mit Stefan Petermann: Lesung
Yvonne Dauer (Pressearbeit „Bamberg liest“), Johannes Michel