Zum Jubiläum: Landesbischof predigte in Zapfendorf

Mit einem festlichen Jubiläumsgottesdienst wurde in der evangelischen Kirchengemeinde Zapfendorf ein stolzer Geburtstag gefeiert. Vor 50 Jahren hatten der Zapfendorfer Pfarrer Robert Spieß und sein Staffelsteiner Mitbruder Fritz zusammen mit Kreisdekan Flurschütz das Gotteshaus seiner Bestimmung übergeben. Die Kirche war gegründet worden, weil nach dem Krieg viele evangelische Christen in der katholisch geprägten Region eine neue Heimat gefunden hatten, erläuterte Dekan Johannes Grünwald bei seiner Begrüßung der Festgemeinde. Mit besonderer Freude hieß er Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm aus München als Festprediger willkommen.

Ihre Verbundenheit mit der Kirchengemeinde bezeugten die ehemaligen Zapfendorfer Pfarrer Hartmut Böhme, Dekan Hans Stiegler und das Pfarrersehepaar Silvia und Gerhard Henzler, mit denen die Gemeinde ein frohes Wiedersehen feierte. In seiner Festpredigt bezog sich der Landesbischof auf die Abschiedsworte Jesu, in denen er seinen Jüngern verkündete, dass ein anderer Tröster vom Vater geschickt werde. Dennoch bleibe die tiefe Verbindung mit Jesus, weil der Heiland weiterhin da sei. Sichtbar werde diese Begleitung im Umgang der Menschen miteinander, im Eintreten für die Schwachen und in der Überwindung von Hass und Gewalt, machte der Prediger deutlich. Die tätige Liebe bleibt nach seinen Worten ein Band, das die Jünger Jesu verbindet. Leider scheiterten die Menschen oft in ihrem Bemühen um einen mitmenschlichen Umgang, so dass man sich fragen müsse, was das Liebesgebot noch wert ist.

Als Beispiel verwies Heinrich Bedford-Strohm auf die menschliche Tragödie in Bangladesch, wo rund 1.000 Menschen bei einem Hauseinsturz ums Leben gekommen sind. Möglichst billige Kleidung für die Menschen in Europa trieben die dortigen Textilarbeiterinnen ins Elend, denn sie müssten mit rund 28 Euro im Monat auskommen. Wenn jedes T-Shirt nur zwölf Cent teurer sei, verdienten die Arbeiterinnen das Doppelte, rechnete der Bischof vor. „Wir wollen keine Kleider, die unter Menschen verachtenden Produktionsbedingungen entstanden sind!“ Der Prediger rief dazu auf, mit der tätigen Liebe im Kleinen zu beginnen und den Mut nicht zu verlieren, denn jeder und jede könne viel tun. Auf diesem Weg begleite Jesus die Menschen. Obwohl das mit dem menschlichen Verstand nicht zu begreifen sei, wirke Jesus dennoch als Tröster und Geist der Wahrheit. Die Kirchengemeinde Zapfendorf habe das Geleit durch Gottes Geist 50 Jahre lang erleben dürfen, betonte Bedford-Strohm und verband dies mit dem Wunsch, dass dies weiterhin so bleiben möge.

 

50 Jahre evangelische Kirche Zapfendorf, 2013
Zusammen mit den Mitgliedern des Zapfendorfer Kirchenvorstands ließ der evangelische Landesbischof weiße Tauben aufsteigen. Unser Bild zeigt von links die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands, Waltraud Leppert, Christina Böhmer-Sebald, Professor Andreas Henrich, Pfarrer Jürgen Tinkl und Heinrich Bedford-Strohm.

Viele gemeinsame Gottesdienste mit den katholischen Christen

Im Anschluss an den Gottesdienst, der durch den Kirchenchor und den Posaunenchor unter der Leitung von Tanja Edner sowie die Jugendband „Hinterm Taufstein links“ und Bernd Rübensaal an der Orgel musikalisch umrahmt wurde, überbrachte Bürgermeister Bernhard Storath aus Ebensfeld die Grüße der politischen Gemeinden. Christine Enzi vom Pfarrgemeinderat der katholischen Kirche dankte für das gute geschwisterliche Miteinander, das sich in vielen gemeinsamen Aktionen ausdrücke. Dies bestätigte auch Äbtissin Mechtild aus Kirchschletten, die auch viele ökumenische Gottesdienste verwies. Als Mitglied des Präsidiums der Michelauer Dekanatssynode erinnerte sich Dorothea Benecke dankbar an viele offene Gottesdienste in der Gemeinde Zapfendorf. Weitere Grüße und Glückwünsche erreichten die Festgemeinde von Pfarrer Matthias Hagen als Senior des Pfarrkapitels und von Silvia und Gerhard Henzler, die ihre Verbundenheit als ehemalige Pfarrer mit der Spende eines neuen Aushängeschilds zum Ausdruck brachten.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Gemeindehaus hatten die Gemeindeglieder Gelegenheit, sich mit ihren Fragen an den evangelischen Landesbischof zu wenden. Dabei beklagten einige von ihnen den allgemeinen Werteverlust in unserer Gesellschaft und einen Vertrauensverlust in die Politiker. „Spielt die Wahrheit heute noch eine Rolle?“ lautete eine besorgte Frage. Der Landesbischof machte deutlich, dass sich die evangelische Kirche um Wahrhaftigkeit und Wertevermittlung bemühe. Dies komme im Religionsunterricht ebenso zum Ausdruck wie im Erzählen biblischer Geschichten. Doch auch die Kirche dürfe nicht nur schöne Worte finden, sondern müsse sich auch an ihren Taten messen lassen. „Nur eine Kirche, die so handelt, wie sie ethische Ansprüche fordert, bleibe authentisch.“ Bedford-Strohm verwies hier insbesondere auf die Lohndiskussion bei der Diakonie, bei der die Glaubwürdigkeit der Kirche gefordert sei. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen brachten etliche Zapfendorfer Christen ihre Sorge um die Zukunft der Kirche zum Ausdruck. Gerade in Oberfranken schrumpften die Gemeinden auch durch Wegzug der Jüngeren.

 

50 Jahre evangelische Kirche Zapfendorf, 2013
Eine weiße Taube als Zeichen für die Zukunft der Kirche ließ Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm beim Kirchenjubiläum in Zapfendorf aufsteigen.

50 Jahre evangelische Kirche Zapfendorf, 2013
Als Autogramm-Jägerinnen baten Julia und Elena den Landesbischof und eine Unterschrift auf ein Souvenir.

Angesichts dieser Entwicklung legte der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der selbst aus dem Coburger Raum stammt, ein Bekenntnis zu seiner oberfränkischen Heimat ab. „Das, was wir gemeinhin Provinz nennen, ist der schönste Ort, an dem man leben kann.“ Hier gebe es viel zudem viel Kultur, schöne Kirchen und reizvolle Städte und Gemeinden. Heinrich Bedford-Strohm: „Wenn ich durchs Maintal fahre, geht mir das Herz auf!“ Außerdem habe es eine Menge Vorteile, nicht in einem Ballungsraum zu wohnen, wo man sich allzu oft mit Staus auf den Straßen, überhöhten Immobilienpreise und einer überteuerten Lebenshaltung auseinandersetzen muss. Die Menschen in Oberfranken seien keine auslaufende Spezies, sondern wohnten in einem lebenswerten Raum mit hoher Lebensqualität und seien gut ausgebildet. Irgendwann werde sich deshalb der Trend umkehren zurück zur ländlichen Region, zeigte sich der Landesbischof überzeugt und äußerte sich zugleich auch hoffnungsvoll zur Zukunft der Kirche. Denn nur die Kirche habe den Schlüssel für ein erfülltes Leben. Irgendwann müssten dies auch diejenigen erkennen, die sich von ihrer Kirche entfernt hätten. Ob mehr oder weniger Menschen austräten, sei weniger entscheidend. Es komme allein auf die Kraft der Botschaft an, die die Kirche verkündige und auf die Menschen, die diese Botschaft bezeugen, betonte der Bischof. Schließlich erwartete den Kirchenmann noch ein weiterer Höhepunkt im Besuchsprogramm. Zusammen mit Pfarrer Jürgen Tinkl und den Mitgliedern des Kirchenvorstands ließ Heinrich Bedford-Strohm zehn weiße Tauben als Zeichen der Hoffnung für die Kirchengemeinde Zapfendorf und die Zukunft der Kirche fliegen.

Joachim Wegner

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