In Zapfendorf begann die Bewertungskommission auf Bezirksebene ihre Besuchstour quer durch Oberfranken. Wieder gilt es, Oberfrankens schönste Dörfer zu finden – ganz nach dem Motto: „Unser Dorf hat Zukunft. Unser Dorf soll schöner werden.“ Zweieinhalb Stunden standen Zapfendorfs Wirtschaft, die Grünflächen und das soziale Leben im Fokus der Prüfer.
Ein optimaler Start war es nicht. Klara Ott, Vorsitzende des Zapfendorfer Obst- und Gartenbauvereins und Matthias Schneiderbanger, seit 1. Mai Bürgermeister der Gemeinde, waren verzweifelt auf der Suche nach den Namensschildern, die eigentlich von den Verantwortlichen getragen werden sollten, um sich für die Kommissionsmitglieder als solche zu erkennen zu geben. Und dann kamen auch noch Zeitprobleme hinzu – bereits nach einer halben Stunde hatte sich der Zeitplan um runde 20 Minuten nach hinten verschoben. Zum Schluss aber war der Rückstand wieder aufgeholt und die Prüfer stellten Zapfendorf ein mehr als ordentliches Zeugnis aus.
Doch von Anfang an: Vor dem Rathaus wurden die Kommissionsmitglieder vom „Nachwuchs“ der Zapfendorfer Mädchengarde empfangen, und auch die Kinder aus der Kindertagesstätte St. Christophorus und aus den Vereinen standen Spalier für die Prüfer. Bürgermeister Matthias Schneiderbanger begrüßte in Zapfendorf. Landrat Johann Kalb, der es sich nicht nehmen ließ, beim ersten Kommissionsbesuch im Landkreis Bamberg mit dabei zu sein, lobte Zapfendorf als Vorzeigegemeinde in Sachen Dorfwettbewerb – dieser genieße hier einen sehr hohen Stellenwert. „Verbundenheit und Identifikation mit einem Ort hat viel damit zu tun, sich auch wohlzufühlen“, so Kalb.
Vor dem Rathaus wurden die Kommissionsmitglieder empfangen.
Schwimmbad wird mit Abwärme umweltfreundlich beheizt
Schneiderbanger stellte im Rathaus die wechselvolle Geschichte Zapfendorfs vor. Natürlich durfte auch die fast vollständige Zerstörung des Ortes am 1. April 1945 nicht fehlen. Nach dem Krieg sei Zapfendorf durch neue Bebauungsgebiete stetig gewachsen, in den vergangenen 90 Jahren sogar um über 350 Prozent. Ein wichtiges Thema heute sei der demografische Wandel, auch wenn der Ort mit einem Anteil der unter 18-Jährigen von 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung noch recht gut da stehe. Er präsentierte einige wichtige Aspekte des Zusammenlebens im Ort, von der Vereinsarbeit über den Bürgerbus bis hin zur Gemeindebücherei mit ihren mehr als 20 ehrenamtlichen Helferinnen. Auch das Schwimmbad Aquarena, das später auch kurz besichtigt wurde, durfte nicht fehlen. „Schon seit 40 Jahren beheizen wir das Schwimmbad mit der Abwärme der Bayerischen Milchindustrie. Nicht nur aus damaliger Sicht ist das ein revolutionäres Konzept.“ Er wies auch auf das Städtebauliche Entwicklungskonzept hin, das in den vergangenen Jahren erarbeitet wurde sowie auf Zapfendorf als Pilotgemeinde für ein energetisches Quartierskonzept – zwölf Orte in Deutschland wurden hierfür ausgewählt. Sein letzter Punkt war die örtliche Wirtschaft mit ihren rund 1.200 Arbeitsplätzen sowie die Nahversorgung mit Einkaufsmärkten im Ort, nicht auf der „grünen Wiese“.
Bei der anschließenden Rundfahrt konnten sich die Prüfer insbesondere die innerörtliche Begrünung anschauen. Zapfendorf nutzt hierbei zum Beispiel die Bereiche unter den beiden Stromleitungen für Grünflächen und Grüngürtel. So entstanden auch entlang der Bachläufe, die renaturiert wurden, Gehwege und Naherholungsmöglichkeiten.
Einladung zum Wiederkommen: Im Schwimmbad gab’s für die Prüfer ein kleines Präsent mit einem Eintrittsgutschein.
Neben dem Schwimmbad Aquarena war auch die erst im Februar eingeweihte neue Kinderkrippe neben dem bestehenden Kindergarten St. Christophorus Ziel der Rundfahrt. Hier stellte Bürgermeister a.D. Josef Martin das Passivhauskonzept vor. Von der Zerstörung Zapfendorfs berichtete die Zeitzeugin Gunda Schaller bei der Vorbeifahrt am Mahnmal am Bahnhof. Und zum Schluss konnten sich die Prüfer noch die Gemeindebücherei mit ihren rund 13.000 Medien anschauen und einen kurzen Abstecher auf den Friedhof machen, bevor der nahe gelegene Biergarten die letzte Station war. Hier hatte die Dorfgemeinschaft einen kleinen Imbiss vorbereitet und die Kommissionsmitglieder gaben eine erste Tendenz ab.
Entwicklungsachse Hauptstraße
Einhellig vertraten diejenigen, die Zapfendorf bereits mehrfach besucht hatten, die Meinung, die Ortschaft habe sich positiv weiterentwickelt. Besonders gelobt wurde, dass die Gemeinde seit 2002 auf die Ausweisung neuer Baugebiete verzichtet und stattdessen den Lückenschluss forciert. Regelmäßig werden dafür die Besitzer von unbebauten Grundstücken angeschrieben, verkaufswillige Eigentümer können sich bei der Gemeinde melden und werden dann in ein Kataster aufgenommen, das im Internet bereitsteht. Bauinteressenten können diese Informationen dann schnell und unkompliziert aufrufen. Von den Prüfern kritisiert wurde lediglich, dass im Rahmen der zweieinhalbstündigen Besichtigung der Vereinsarbeit wenig Platz eingeräumt worden war. Entwicklungsbedarf zeige noch die Hauptstraße, die Gemeinde sei aber hier auf dem richtigen Weg, bis zur Abstufung (von der Staats- zur Kreis- oder Gemeindestraße) zu warten. Die Aufwertung in diesem Bereich sei ohnehin erst nach dem Bau der Westtangente als Umfahrung möglich. Insgesamt sei Zapfendorf „ein Ort, der alles hat.“
Kommissionsmitglied Bernd Carl, der sich mit dem Themenbereich „Dorf in der Landschaft“ beschäftigt, brachte es zum Schluss auf den Punkt: „Ihr seid arm dran, weil ihr kaum eine Möglichkeit habt, es besser zu machen.“
Eindrücke vom Kommissionsbesuch zeigt auch unser Video (Tipp: Wollen Sie das Video in HD-Qualität sehen? Dann klicken Sie im unteren Bereich des Videos einfach auf das Einstellungsrädchen und wählen dann 720p HD aus…).
Viele Eindrücke von der Begehung durch die Kommission und den Empfang für die Prüfer finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).