„Zu wenig für das letzte kleine schöne Stück von Zapfendorf“

Ein Leuchtturmprojekt für die gesamte Region. So hatte Stadtplaner Markus Schäfer, der maßgeblich für die Erstellung des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (SEK) in Zapfendorf verantwortlich war, im Jahr 2014 den Bau eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) auf dem Hofmann-Gelände bezeichnet. Ein MVZ gibt es aber immer noch nicht. Kommt nun etwas ganz anderes?

In den vergangenen Jahren hat der Markt Zapfendorf Konzepte erstellen lassen, nach Investoren gesucht, viele Gespräche geführt. Bislang waren die Bemühungen auf dem Weg zu einem MVZ aber nicht erfolgreich. Ein Antrag des Vereinten Umlands aus dem Jahr 2019 gab vor, auch nach Alternativen für das Hofmann-Gelände zu suchen, das sich schon seit einigen Jahren im Besitz der Gemeinde befindet und brach liegt. Architekt Joachim Schlund aus Bad Staffelstein präsentierte daher den Gemeinderäten am 9. März 2021 eine neue Idee.

Schlunds Architekturbüro, das aus dem Hotelbau kommt und in den vergangenen Jahren zahlreiche Seniorenheime errichtet hat, ist zudem auf Anlagen für betreutes Wohnen spezialisiert. Im nahen Kemmern hatte Joachim Schlund erst wenige Tage zuvor im Rahmen des Mehrgenerationenzentrums ein Konzept für betreutes Wohnen vorgestellt. Nun also Zapfendorf. Auf dem Hofmann-Gelände, so Schlund, gelte es, das historische Brauhaus zu erhalten und beispielsweise zum einem Quartierhaus umzubauen – dafür wäre die Gemeinde zuständig. Unter dem Motto „Zuhause in den eigenen vier Wänden im Wohnpark Am Brauhaus“ könnten auf dem Grundstück drei jeweils dreigeschossige Gebäude errichtet werden, um so bis zu 36 Wohnungen für betreutes Wohnen (ausgeführt als Zwei- und Drei-Zimmerwohnungen) unterzubringen. Drei verschiedene Varianten hatte Schlund dabei. Möglich wäre auch, im Gebäude entlang der Hauptstraße Flächen im Erdgeschoss freizuhalten, etwa für eine Arztpraxis oder einen Physiotherapeuten. „Wir könnten das Projekt in mehreren Bauabschnitten verwirklichen, wenn sich auch gezeigt hat, wie hoch die Nachfrage ist“, so Schlund. Das Brauhaus diene nicht nur als Treffpunkt für die Bewohner, sondern für alle Zapfendorfer und könne auch für Veranstaltungen genutzt werden.

Variante 2: Drei Gebäude auf dem Hofmann-Gelände.

Variante 3: Aus den beiden Gebäuden rechts wird eines.

Arbeitskreis als Weg zu einer Lösung?

Nach Schlunds kurzer Präsentation startete eine intensive Diskussion im Gemeinderat. Zwar bekam Schlund Lob für die generelle Idee, der Standort wurde aber mehrfach kritisiert. Und auch der fehlende MVZ-Ansatz. „Im Zentrum stand bisher immer ein MVZ, das mit sozialen Komponenten angereichert werden sollte. Ich sehe daher nicht, wie das Konzept zur seit Jahren verfolgten Leitidee passt“, meinte etwa Mona Bahr (Zukunft Zapfendorf, ZuZ). Auf Nachfrage von Gemeinderat Roland Buckreus (CSU) erklärte Schlund, die Wohnungen seien Eigentumswohnungen und könnten von Interessenten oder auch Investoren erworben werden. Monatlich von allen zu zahlen sei eine so genannte „Kümmererpauschale“, da eine Person als Quartiermanager gebraucht werde – als Ansprechpartner für alle Fragen der Bewohner, die Organisation von Veranstaltungen und Hilfeleistungen.

Klara Ott (CSU) sah die Einrichtung an sich als positiv an – auch in ihrer Rolle als gemeindliche Seniorenbeauftragte. „Den Ort finde ich aber nicht gut. Das Grundstück ist die letzte Möglichkeit einer innerörtlichen Entwicklung in Zapfendorf. Früher wurde hier gefeiert, gekegelt, sich getroffen“, so Ott. Und im Rahmen der Workshops zum Städtebaulichen Entwicklungskonzept sei schon vor Jahren klar geworden, dass die Zapfendorfer genau das wieder wollen – ein Zentrum, einen Treffpunkt. „In Zapfendorf fehlt außerdem ein Bürgerhaus, ein Raum für Veranstaltungen. Das Konzept eines betreuten Wohnens ist zu wenig für das letzte kleine schöne Stück von Zapfendorf.“ Ott wünschte sich, dass endlich ein Arbeitskreis gebildet werde, bei dem alle mitwirken, die sich auskennen und sich auf dem Gelände als Dienstleister einbringen könnten. Gemeinderat Andreas Hofmann (ZuZ) setze sich ebenfalls für eine „soziale Mitte, in der sich Generationen treffen und zusammenleben“ ein, er wolle hier, „zugespitzt ausgedrückt, kein Rentner-Getto“.

Ein Beschluss zum MVZ oder zum betreuten Wohnen fiel nicht. Bürgermeister Michael Senger wies darauf hin, dass die Gemeinde im vergangenen Jahr nicht untätig gewesen sei. „Es kamen auch Personen auf mich zu, die sich hier wiederfinden könnten – mit Angeboten der Physiotherapie, Logopädie oder Tagespflege.“ Zudem habe er Ärzte kontaktiert, auch aus Nachbargemeinden. Dabei kamen die Ansätze Gemeinschaftspraxis oder Zweigstelle zur Sprache.

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LEDs und die Feuerwehr

Bei zwei Gegenstimmen beschloss der Gemeinderat, die Straßenbeleuchtung im Markt Zapfendorf auf LED umzurüsten. Christian Zielger vom Bayernwerk referierte zu den Details und zeigte die Möglichkeiten auf. Nachdem die Straßenbeleuchtung regelmäßig gewartet werden müsse und das dieses Jahr wieder fällig sei, könne gleich eine LED-Umrüstung erfolgen. Lediglich Teilbereiche, etwa rund um die Bahnstrecke, sind bisher mit LED-Leuchtmitteln ausgestattet. Aktuell verbrauche die Gemeinde, so Ziegler, rund 290.000 kWh pro Jahr an Strom für die Straßenbeleuchtung mit insgesamt 914 „Brennstellen“, nach der Umrüstung wären es nur noch rund 80.000 kWh. Bei vielen Leuchten amortisiere sich die Investition schon nach weniger als zwei Jahren. Die Kosten für die Umrüstung betragen rund 180.000 Euro.

Zu einem Antrag der ZuZ-Fraktion wurde zwar diskutiert, eine Abstimmung erfolgte aber nicht. Denn Bürgermeister Senger erklärte, der Antrag sei hinfällig – der Gemeinderat habe sich schon in der Sitzung vom Januar 2019 grundsätzlich für den Neubau eines Feuerwehrhauses entschieden. Alles Wesentliche sei damals erörtert worden. Seitdem habe es Gespräche mit der Feuerwehrführung des Landkreises gegeben, in der Aprilsitzung stehe auch eine Präsentation durch Kreisbrandinspektor Thomas Renner an, bei der es um die Aufstellung eines Feuerwehrbedarfsplanes gehe. Aktuell sei die Frage, welche Grundstücke für ein neues Feuerwehrhaus in Frage kämen. Gescheitert seien bereits Verhandlungen im Bereich gegenüber der BMI-Milchwerke, andere Grundstücke befänden sich in Prüfung, etwa an der Bamberger Straße, im Bereich des südlichen Kreisverkehrs oder am Ortsausgang von Zapfendorf Richtung Kirchschletten. Aus der ZuZ-Fraktion kamen mehrere Stimmen, die mit der Vorgehensweise nicht einverstanden waren, beispielsweise sei beantragt worden, einen beauftragten Gemeinderat für das neue Feuerwehrhaus zu bestellen.

Dezentrales Impfen in Baunach und Breitengüßbach

Unter dem Tagesordnungspunkt „Informationen“ berichtete Bürgermeister Senger über einen Mitte Februar in der Schule aufgetretenen Wasserschaden. Grund war ein geplatzter Schlauch an einem Waschbecken. Die Versicherung komme für die Kosten auf, der Schaden läge im sechsstelligen Bereich. Aufgrund des notwendigen Austauschs von Böden und Decken stehe der betroffene Gebäudeteil aktuell nicht zur Verfügung. Zur Unterbringung der Schüler würden ab Mitte März Container auf dem Friedhofparkplatz aufgestellt. Nachdem die alte Schulturnhalle erst einmal Klassenzimmer sei und die neue Schulturnhalle als Lagerraum für das Mobiliar diene, stünden beide nicht für Sport zur Verfügung. Das träfe bei weiteren Lockerungen der Corona-Regeln auch die Vereine.

Senger informierte auch über aktuelle Baumaßnahmen, etwa im Bereich der Trinkwasserleitungen und der Kitas. Im Herbst sei zudem der Baustart für die Westtangente geplant. Die Bauarbeiten zur Erstellung der Neubaugebiete in Sassendorf und Lauf, die im März beginnen, sollen im September abgeschlossen werden. Und eine Info des Landkreises zum dezentralen Impfen gab Senger weiter: In Breitengüßbach und Baunach sei dies für die Region demnächst möglich.

Pläne: Architekturbüro Schlund

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