Ein großer Prozess der Meinungsbildung läuft gerade in Baunach. Im April gab es im Stadtrat erste Infos zur Ertüchtigung des Trinkwassernetzes, nun stellte sich die Frage: Bringt ein weiterer Brunnen was?
Die beiden Baunacher Tiefbrunnen sorgen momentan noch ausreichend für die Versorgung mit Trinkwasser. Ein zweites Standbein gibt es aber nicht, und nachdem auch an den Hochbehältern Sanierungen anstehen und Baunach sich für die Zukunft wappnen möchte, beschäftigt sich der Stadtrat zurzeit des Öfteren mit dem Thema Trinkwasser. Im April hatte Winfried Bussinger vom Ingenieurbüro Höhnen & Partner eine Studie präsentiert, die Handlungsbedarf zeigte. Neben der Hochbehälter-Sanierung war dabei auch der Stadtteil Daschendorf Thema, der momentan über eine lange Leitung aus Baunach versorgt wird.
Die Empfehlung lautete: Anschluss an die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) als zweites Standbein (die Leitung verläuft nahe der B4 bei Rattelsdorf), Aufgabe des Hochbehälters Daschendorf sowie Sanierung der beiden verbleibenden Hochbehälter in Baunach.
Bestand: So sieht das Baunacher Trinkwassernetz aktuell aus.
Neuer Brunnen nähme bestehenden wohl Leistung
Schnell kam aber auch die Frage auf, ob nicht ein dritter Brunnen die Versorgung sicherstellen könnte. Dazu wurde von den Büros Gartiser, Germann & Piewak eine weitere Studie angefertigt, die Bussinger nun am 4. Oktober 2022 präsentierte. Als Standorte für neue Brunnen kämen demnach die Bereiche östlich und südlich des Stiefenbergs, also auf der Westseite der Stadt Baunach, sowie der Bereich südlich des Kraibergs zwischen Baunach und Daschendorf in Frage. Bussinger stellte aber gleich klar, dass es bisher nur theoretische Betrachtungen gebe. Ob genügend Wasser gefördert werden könne, müssten Probebohrungen zeigen.
Und alleine diese machen einen neuen Brunnen sehr teuer. Pro Versuchsbohrung ist mit Kosten von um die 100.000 Euro zu rechnen, im Bereich Kraiberg wären es aufgrund der größeren notwendigen Tiefe sogar 150.000 Euro. Bei Erfolg einer Probebohrung, der aber nicht garantiert sei, würde dann die Hauptbohrung erstellt, so Bussinger. Danach würden Ausbau und Erschließung erfolgen, inklusive Bau eines Brunnenhauses, Rohren, Pumpen und weiterer Technik. Nicht vergessen werden dürfe, so Bussinger, dass ein leistungsfähiger Stromanschluss nötig sei. Insgesamt koste ein neuer Tiefbrunnen daher bis zu 1,35 Millionen Euro, ohne Investitionen für zusätzliche Wasseraufbereitung, Baunebenkosten und Grunderwerb. Letzterer wäre in allen drei Bereichen nötig, da die Stadt hier keine Flächen besitzt. Um den Brunnen herum müsste zudem eine Schutzzone entstehen, was die landwirtschaftliche Nutzung einschränke. Und: Die Leitungsfähigkeit eines neuen Brunnens sei nicht sehr groß. Zu rechnen sei mit vier Litern Wasser pro Sekunde, der aktuelle Tiefbrunnen II der Stadt leistet acht Liter. Sollte er einmal ausfallen, könnte ein neuer Brunnen ihn nicht ersetzen. Zudem würde dieser den bisherigen Brunnen wohl Leistung wegnehmen.
Auch wenn Stadtrat Markus Stöckl (CSU) dafür plädierte, sowohl den Anschluss an die FWO zu realisieren als auch einen neuen Brunnen zu bauen, waren die meisten anderen Gremiumsmitglieder nicht dieser Meinung. Volker Dumsky (CWU) meinte, ein FWO-Anschluss würde die eigenen Brunnen schonen und ihnen Zeit zur Regeneration geben. Dem stimmte auch Ingenieur Bussinger zu. Bürgermeister Tobias Roppelt stellte klar, dass die FWO-Leitungen so dimensioniert sein müssten, dass eine Vollversorgung der Stadt möglich wäre – auch wenn die Aufgabe der eigenen Brunnen nicht geplant sei, sondern eine Beimischung des Fernwassers. In der Stadtratssitzung im November werden sich Vertreter der FWO vorstellen. Eine Entscheidung, ob der Anschluss erfolgt, ist für Anfang 2023 zu erwarten.
Bericht vom Jugendparlament
Jugendbürgermeister Maximilian Saffouri brachte die Stadträtinnen und Stadträte auf den aktuellen Stand in Sachen Jugendparlament. In den vergangenen zwölf Monaten fanden verschiedene Aktionen statt – von der Beteiligung an der „Langen Nacht der Demokratie“ über mehrere Clean-Up-Days sowie dem Infostand am Genusstag. Das größte Projekt war die Erneuerung der Dirtbahn an der Skateranlage. Diese war ziemlich verwahrlost, Löcher waren entstanden. Zusammen mit Kindern, Jugendlichen und dem Bauhof wurden in den Sommerferien die Wege erneuert sowie die Gefahrenstellen beseitigt. Auch ein Tricksprung konnte eingerichtet werden. Demnächst sollen eine Tischtennisplatte sowie Sitzgelegenheiten aufgestellt werden.
„Wir haben noch einiges vor“, so Saffouri. Im Februar 2023 findet auch eine Jungbürgerversammlung statt, neu gewählt wird ebenfalls im kommenden Jahr. Ziel: die Bekanntheit und damit die Wahlbeteiligung steigern. Das Jugendparlament wurde 2021 eingerichtet und soll die Interessen der Kinder und Jugendlichen vertreten, eigene Ideen umsetzen sowie Probleme und Wünsche an den Stadtrat herantragen.
Weiteres aus der Sitzung vom 4. Oktober 2022
Roppelt teilte in seinem Kurzbericht mit, dass sich die Baustelle an der Lauterbrücke bis voraussichtlich 18. November 2022 verlängern wird. Mitte Oktober müssen zudem die Sanierungsarbeiten an der Staatsstraße Richtung Appendorf starten, da dieses Projekt aufgrund eines Sonderförderprogramms zeitlich gebunden ist und in diesem Jahr fertig werden muss.
Mehrkosten kommen auf die Stadt aufgrund der steigenden Strompreise zu. Die Bündelausschreibung über den Bayerischen Gemeindetag ergab, dass Baunach künftig rund 220.000 Euro pro Jahr mehr zahlen muss. Aufgrund von Investitionen in LED-Technik, energieeffizientes Bauen und moderne Heizsysteme bei städtischen Gebäuden falle die Mehrbelastung aber geringer aus als bei vielen anderen Kommunen.
Einen Beschluss des Bauausschusses gab Roppelt ebenso weiter: Künftig sind Tiny-Häuser in Baunach möglich. Dies solle besonders Schwung in den Markt der unbebauten Bauplätze bringen.
Und: Bei einer Gegenstimme wurde einer Übertragungszweckvereinbarung zur Trinkwasserversorgung des Stadtteils Reckenneusig durch die Gemeinde Reckendorf nach einer Auflösung des Wasserzweckverbandes zur Versorgung der Reckendorfer Gruppe zugestimmt.
Foto: Ingenieurbüro Höhnen & Partner. Titelbild: Johannes Michel