Baunach verändert nichts – und muss trotzdem investieren

Im Titelbild: Das Niederschlagswasser aus dem Gewerbegebiet soll künftig durch zwei Vegetationspassagen fließen. Zwei Gabionenwände (in der Grafik rot) bremsen die Fließgeschwindigkeit, so dass sich Schwebstoffe absetzen können. Quelle: Ingenieurbüro Höhnen & Partner

Erneut dominierte das Thema „Wasser“ eine Stadtratssitzung in Baunach. Dabei ging es um den Grundsatzbeschluss zur Trinkwasserversorgung, aber auch um das im Gewerbegebiet „Eichen“ auftretende Niederschlagswasser. Hohe Kosten kommen hier auf die Stadt zu.

Bei Niederschlagswasser von befestigten oder bebauten Flächen handelt es sich nach rechtlicher Definition um Abwasser. So regelt es Paragraf 54 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG). Wer Abwasser in ein Gewässer einleiten möchte, braucht dafür eine Genehmigung. Solche „wasserrechtlichen Erlaubnisse“ werden in der Regel befristet auf 20 Jahre ausgestellt. Für die Einleitung des Niederschlagswassers aus dem Gewerbegebiet „Eichen“ in die Baunach lief diese vergangenes Jahr aus, wurde neu beantragt – und auch erteilt. Da sich die rechtlichen Vorgaben aber deutlich verschärft haben, muss die bestehende Entwässerung nachgebessert werden.

Ingolf Eckert vom Ingenieurbüro Höhnen & Partner hatte für die Baunacher Stadträtinnen und Stadträte in der Sitzung vom 10. Januar 2023 die Details mitgebracht. Das anfallende Regenwasser aus dem Gewerbegebiet teilt sich in einen Nord- und einen Südbereich auf. Problematisch ist der Süden: Hier läuft das gesammelte Abwasser durch einen Kanal durch das Mischgebiet südlich des Bahnhofs. Problem: Für Starkregenereignisse ist diese Lösung nicht ausgelegt. Ein dort verbautes Hochwasserschöpfwerk leistet maximal 500 Liter pro Sekunde – mehr als das Doppelte könnte bei Starkregen allein aus dem Gewerbegebiet anfallen.

Das Gewerbegebiet Eichen liegt östlich der Bahnstrecke. Hinter den Bäumen ist Platz für die südliche Vegetationspassage.

Niederschlagswasser soll durch zwei Passagen fließen

Die Problematik ist schon länger bekannt – und Abhilfe war auch geplant. Und zwar durch eine direkte Anbindung von Eichen-Süd an die Baunach im Bereich der Baunachbrücke. Der entsprechende rund anderthalb Meter dicke Kanal liegt bereits, kann bisher aufgrund eines Einspruchs des Fachbereichs Fischereirecht des Landratsamtes Bamberg aber nicht genutzt werden. Denn: Die Baunach ist kein Fließgewässer, sondern ein gestautes Gewässer. Somit dürfen nur geringe Schadstoffmengen wie Schwebstoffe, die etwa durch Reifenabrieb entstehen, oder auch Schwermetalle, eingeleitet werden. Um das zu erreichen, müsste das Wasser gereinigt werden.

Eine solche Reinigung ließe sich, so Eckert, über zwei Vegetationspassagen erreichen, eine für den Norden und eine für den Süden des Gewerbegebietes. Die Schwebstoffe können sich beim Durchfließen absetzen, dafür sorgt die Konstruktion mit zwei Gabionenwänden, welche die Durchflussgeschwindigkeit zudem deutlich reduziert. Nachteil: Insbesondere durch das südliche Becken, 60 auf 20 Meter groß, verliert die Stadt mögliche Gewerbeflächen, hinzu kommen die hohen Kosten von insgesamt rund 520.000 Euro. Eckert erklärte auch, dass sich die Vorschriften zur Einleitung von Niederschlagswasser weiter verschärfen werden. Die jetzt angedachte Lösung wäre bei einem aktuell neuen Bescheid gar nicht mehr möglich.

Im Plan ist die Lage der beiden Vegetationspassagen gut zu erkennen. Quelle: Ingenieurbüro Höhnen & Partner

Einstimmig beschloss das Gremium, die beiden Passagen zu errichten und die Entwässerung des Gewerbegebiets dementsprechend umzubauen. Begonnen werden soll im Norden. Kritik gab es trotzdem, insbesondere gerichtet gegen den Bundesgesetzgeber. Volker Dumsky (CWU) meinte etwa, die Maßnahmen würden jedem Baunacher Bürger rund 200 Euro kosten, „ohne, dass wir etwas verändert haben“. Einen echten Nutzen sah er nicht. Dem widersprach Eckert – das eingeleitete Wasser in die Baunach werde deutlich sauberer. Bürgermeister Tobias Roppelt sprach auch den Hochwasserschutz für die Stadt an. Da die Verbesserung in vielen Kommunen Thema sei, gehe es langsam voran. Dennoch stehe er in ständigem Austausch mit dem Wasserwirtschaftsamt sowie den zuständigen Abgeordneten. „In Baunach hängt einiges am Hochwasserschutz, aktuell sind wir in unserer Entwicklung stark eingeschränkt.“

Fernwasseranschluss kommt

Nachdem die Zukunft der Trinkwasserversorgung bereits mehrfach im Stadtrat behandelt wurde, stand nun der Beschluss an. Einstimmig legten sich die Stadtratsmitglieder fest, dass der Hochbehälter Stiefenburg im Anschluss an den Hochbehälter Kleewiese saniert werden und das die Verwaltung einen Wasserliefervertrag mit der Fernwasserversorgung Oberfranken abschließen soll. Parallel sollen die notwendigen Baumaßnahmen vorangetrieben werden. Der Vertrag mit der FWO, so erklärte Bürgermeister Roppelt erneut, bedeute nicht, dass Baunach nicht mehr in die eigene Trinkwasserversorgung investieren werde. Es gehe vielmehr um ein zweites Standbein. „Eine eigene Wasserversorgung ist ein Privileg, das nicht jeder hat. Wir investieren auch hier weiter.“

Weiteres aus der Sitzung vom 10. Januar 2023

Zu Gast war auch Christopher Blenk, der auf die Jugendarbeit in den Jahren 2021 und 2022 zurückblickte. Aufgrund der Corona-Beschränkungen nahmen erst 2022 wieder deutlich mehr Kinder und Jugendliche an den Aktionen teil. Einen Schwerpunkt bildeten unter anderem die „ALLRAD“-Angebote unter dem Motto „Biken für alle“. Hier besteht die Möglichkeit, sich Fahrräder auszuleihen, da die Anschaffungskosten für Rad und Ausrüstung hoch und nicht von allen Familien zu stemmen sind. Auch das Jugendparlament, das Ende Februar neu gewählt wird, wurde unterstützt. Bürgermeister Roppelt bedankte sich für das Engagement: „Wir sind froh, euch zu haben. In Sachen Jugendarbeit sind wir durch die Vereine, aber auch bei der professionellen Jugendarbeit mit JAM gut aufgestellt.“

Beschlossen wurde außerdem, neben dem Weihnachtsmarkt im Jahr 2023 zwei weitere Märkte mit verkaufsoffenen Sonntagen durchzuführen. Sie finden am 30. April (Frühlingsmarkt) und am 2. Juli (Stadtfest) statt.

Unter „Sonstiges“ kam die Frage auf, wann der Discobus Richtung Unterpreppach wieder fährt. Roppelt erklärte, es scheitere nicht an der Verwaltung, sondern es finde sich kein Busunternehmen, das ihn aktuell anbieten könne, weil keine Fahrerkapazitäten vorhanden seien. Stadträtin Manuela Fößel (SPD/FBB) übergab an Roppelt zudem den Antrag auf Durchführung eines Bürgerentscheids zur Verschiebung des Baus der Mehrzweckhalle. 423 Unterschriften wurden hier gesammelt. Der Antrag muss nun durch die Verwaltung geprüft werden. Und: Das Landratsamt Bamberg hat entschieden, dass der Pferdehof der Pferdepartner Franken bis Ende des Jahres vollständig zurückgebaut sein muss.

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