Feuerwehr-Kommandant: „Wir sind kein x-beliebiger Verein!“

„Außerordentliche Kündigung des Ersten und Zweiten Kommandanten zum 31.12.2023“ hieß es auf der Tagesordnung des Gemeinderats Breitengüßbach. Was steckt dahinter? Sind die Fronten zwischen Gemeinde und Feuerwehr verhärtet?

Mit einem Brief haben die Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Breitengüßbach, Matthias Eichhorn und Jürgen Hümmer, ihren Rücktritt zum Jahresende angekündigt. Als Grund wird darin das von der Gemeindeverwaltung „ausgesprochene beschädigte Vertrauensverhältnis zu den beiden Kommandanten“ genannt. Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder zeigte sich in der Sitzung vom 4. Oktober 2023 überrascht über das Schreiben – es mache nachdenklich. Die beiden Kommandanten wollten dazu persönlich in der Sitzung Stellung zu nehmen.

Und das war dann auch der Fall. Matthias Eichhorn erklärte, dass die Kündigung dadurch zustande gekommen sei, weil sich Jürgen Hümmer zurückziehen wolle. „Ich gehe mit, damit wir für die beiden Kommandanten bei einer einheitlichen Wahlperiode bleiben. Ob ich erneut antrete, weiß ich noch nicht.“ Und Eichhorn holte anschließend zum „Rundumschlag“ aus, wie er es nannte. Viele Dinge seien zuletzt zusammengekommen, das Fass zum Überlaufen gebracht habe aber die Diskussion um den Zuschuss für die Stiefel der Kameradinnen und Kameraden. Bislang zahle die Gemeinde hier 75 Euro. Bei einem Ortstermin des Gemeinderats im Feuerwehrhaus sei zugesichert worden, dass dieser Zuschuss auf 150 Euro steigen werde – ohne nötigen Antrag, ohne Diskussion. Das sei dann allerdings nicht passiert, bei einem Besuch im Rathaus habe sich gezeigt, dass der Kämmerer nichts davon wusste. „Jürgen wurde hierbei auch barsch angegangen“, so Eichhorn.

Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (rechts), Kommandant Matthias Eichhorn (2.v.r.) und stellvertretender Kommandant Jürgen Hümmer (2.v.l.) bei einer Fahrzeugweihe im Jahr 2016.

Den Nachwuchs für die Wehr begeistern

Sigrid Reinfelder bezeichnete die Kritik als teilweise berechtigt. „In der Verwaltung waren nicht alle auf dem gleichen Stand.“ Sie versprach, dass es nach einer Erhöhung auf 100 Euro in diesem Jahr dann im kommenden Jahr 150 Euro Stiefelzuschuss geben werde. Und auch für die Jugendlichen ließe sich sicher eine passende Lösung finden.

Klar wurde in der Sitzung schnell: Es geht nicht nur um die Stiefel. „Wir werden bei einigen Themen belächelt, obwohl wir recht haben“, so Eichhorn weiter. Das sei etwa bei der Notstromversorgung für öffentliche Gebäude der Fall gewesen. Und auch bei den Bauhofmitarbeitern. „Leute werden im Bauhof eingestellt mit der Verpflichtung, bei der Feuerwehr Dienst zu leisten. Es mangelt aber an der Beteiligung bei Übungen, obwohl diese Personen tagsüber den Großteil unserer Mannschaft bei Einsätzen stellen.“ Und auch das schon seit einigen Jahren schwebende Thema „neues Feuerwehrhaus“ kam wieder auf. Hier habe die Feuerwehr bereits Vorarbeit geleistet, von Gemeindeseite aus passiere nichts. Wenn schon Kleinigkeiten Probleme bereiteten, „wie ist es dann erst bei einem Großprojekt wie dem neuen Feuerwehrhaus, wo wir von einer Investition zwischen sechs und acht Millionen Euro reden?“ Jürgen Hümmer meinte dazu: „Vor rund fünf Jahren sollten wir einen Arbeitskreis neues Feuerwehrhaus bilden, Feedback haben wir keines erhalten, unsere Arbeit ist in der Schublade verschwunden.“

Und: Eichhorn warf ebenso in den Ring, dass das Ehrenamt gestärkt werden müsse, dass aber einige Dinge nicht nur ehrenamtlich betrachtet werden dürften. Für die Gerätewarte stünden zum Beispiel jährlich 600 Euro bereit – bei zehn Personen. „Viele Gemeinden würdigen das Feuerwehr-Ehrenamt in Form eines Rentenfonds, durch reduzierte Kita-Beiträge oder geringere Grundsteuern“, so Eichhorn. „Wir brauchen Pull-Faktoren für die Zukunft, um auch Nachwuchskräfte für die Feuerwehr begeistern zu können. Mit einem schicken roten Auto mit Blaulicht durch die Gegend zu fahren reicht heute nicht mehr. Wir übernehmen Verantwortung für die Gemeinde, die Gemeinde ist daher in der Verantwortung. Wir sind kein x-beliebiger Verein!“

Bürgermeisterin: Keine falschen Signale senden

Reinfelder entgegnete, Vorschläge der Feuerwehr würden nie auf taube Ohren stoßen. Sie empfahl, den Ball flach zu halten. In der kommenden Gemeinderatsklausur im November werde die Feuerwehr ebenfalls Thema sein. In Sachen Feuerwehrhaus sei das Ziel, eine Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen, welche die Frage klären soll, ob eine Erweiterung oder ein Neubau am bestehenden Ort möglich seien. „Es wäre ein falsches Signal zu behaupten, Feuerwehr in Breitengüßbach ist nicht wichtig!“

Gemeinderätin Christine Brehm (Freie Wählergemeinschaft Unteroberndorf), selbst Vorständin bei der Feuerwehr Unteroberndorf, versicherte, der Gemeinderat habe die Wehren immer im Blick. Karin Schneiderbanger-Vogt (UBB) meinte, der Weckruf durch den Brief und das Vorsprechen in der Sitzung habe funktioniert. Und Peter Kießlinger (UBB) fand es schade, dass die Kommandanten aufgrund dieser Umstände „verloren gingen“.

Eichhorn und Hümmer üben ihre Ämter bereits lange aus – Matthias Eichhorn wurde 2008 zum ersten Kommandanten gewählt. Die Neuwahl bei der Feuerwehr ist für den 16. November angesetzt.

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