Zukunft des MUNA-Gebiets: Natur statt Tourismus?

Am Dienstag, 11. August, fand in Breitengüßbach wieder eine Gemeinderatssitzung statt. Unter anderem stand das Projekt rund um die zukünftige Nutzung des MUNA-Gebiets und die Auswertung einer Bürgerbefragung auf der Tagesordnung. Projektleiter Alexander Eberl gab Einblicke in den Fragebogen und informierte über die zukünftigen Schritte.

Bei hohen Temperaturen begrüßte Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder die Gemeinderatsmitglieder und Gäste aus der Bevölkerung zur Sitzung in der Gemeindeturnhalle. Das Thema, welches bei den Besuchern wahrscheinlich am meisten für Neugierde sorgte, war das dritte auf der Tagesordnung: Hier ging es um die Vorstellung der Ergebnisse aus der Befragung „Militärkonversion Munitionsdepot (MUNA) Breitengüßbach“ mit einem anschließenden Zwischenbericht zum Projektstand. Nachdem das Projekt rund um die weitere Entwicklung des MUNA-Geländes im vollen Gang ist, sollten durch eine Befragung nun auch die Bürger mit eingebunden werden. Sie hatten somit die Möglichkeit, sich durch die Beantwortung von Fragen und durch die Äußerung von Vorschlägen oder Kritik aktiv am Prozess zu beteiligen. Zwischen dem 1. Juni und dem 19. Juli 2020 konnten sie an der Umfrage teilnehmen.

Alexander Eberl von der DSK (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft) war bei der Sitzung vor Ort und stellte die Ergebnisse der Befragung vor. Zunächst betonte er, dass es mit 550 ausgefüllten Fragebogen eine „sehr erfolgreiche Teilnahme“ seitens der Bürger war. Knapp 84 Prozent der Fragebögen wurden online ausgefüllt, was sich wohl durch die aktuelle Corona-Situation erklären dürfte. Eberl äußerte gleich zu Beginn, dass die Befragung zwar nicht repräsentativ sei, die Ergebnisse jedoch eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung des MUNA-Geländes böten. Im Laufe der Auswertung habe sich deutlich gezeigt, dass die Breitengüßbacher eine „hohe Affinität“ zum Gebiet haben und es am liebsten für Freizeitzwecke nutzen. So haben 400 Befragte die Frage „Weshalb suchen Sie das Gelände hauptsächlich auf?“ mit „Spazieren gehen“ beantwortet. Kritisiert wurden zumeist die fehlenden Spiel-und Aufenthaltsmöglichkeiten sowie nicht ausreichende Sitzgelegenheiten.

Das Muna-Gebiet, hier auf einer Karte vom „Tag des Waldes“, der 2012 im Rahmen von 1200 Jahre Breitengüßbach stattfand, ist sehr weitläufig.

Wunsch nach einer naturnahen und sanften Weiterentwicklung 

Insgesamt zeichnete sich in der Umfrage ein deutliches Bild ab: „Das MUNA-Gelände soll im Grunde so bleiben wie es ist“, fasste Eberl die Ergebnisse zusammen. Der Wunsch nach einer naturnahen Erholungsnutzung habe sich durch die Auswertung durchgezogen – eine touristische und gewerbliche Nutzung des Gebiets sei überraschenderweise vermehrt abgelehnt worden. Eberl verwies an dieser Stelle darauf, dass das Gelände jedoch auch in irgendeiner Form unterhalten werden müsse, weil es sonst nur Kosten hervorbringe. Deshalb solle zukünftig eine kleine Gewerbenutzung nochmals zur Diskussion gestellt werden.

Die Bürger hatten im Rahmen des Fragebogens auch die Möglichkeit, Freitexte mit Anregungen und Kritik zu verfassen. An dieser Stelle zeigte sich die Kreativität der Bürger durch die Entwicklung ganz neuer Vorschläge zur Nutzung. Ein Teilnehmer entwickelte beispielsweise ein Konzept für den Ausbau des Gleisnetzes, ein anderer schlug die Entstehung einer Umweltstation Jugendfarm vor.

Ein weiterer Themenpunkt innerhalb der Befragung war die Verkehrsinfrastruktur. So wurden die Teilnehmer zur Thematik „Erschließung MUNA durch Neubau einer Straße“ befragt. Konkret ging es um den Neubau einer Straße inklusive Brücke über die Bahn oder als Unterführung, die vom Ortseingang Breitengüßbach Süd Höhe Kreisverkehr in das Gebiet Breitengüßbach Süd/Ost führen würde. Zu der Frage, ob eine solche Straße gebaut werden soll oder nicht, gebe es laut Eberl kein klares Stimmungsbild, da die Antworten sehr unterschiedlich ausfielen. Dennoch erhielt die Antwortmöglichkeit „sollte vermieden werden“ knapp die meisten Stimmen – 157 Befragte entschieden sich für diese Antwort. Demgegenüber gaben 138 Bürgerinnen und Bürger an, dass sie den Neubau einer Straße als notwendig erachten. Hier hatten sich in der Beantwortung erhebliche Unterschiede je nach Wohnlage der Befragten gezeigt.

Eine solche Umgehungsstraße würde die Bamberger Straße mit dem Knotenpunkt Zückshuter Straße entlasten. Die Kosten für den Bau inklusive Brücke schätzte die DSK auf rund acht Millionen Euro. An dieser Stelle betonte Eberl jedoch, dass der Straßenbau für die weitere Planung der Nutzung des MUNA-Geländes erst einmal von untergeordneter Relevanz sei: „Wir sehen aktuell die Notwendigkeit nicht“, so Eberl. Die Diskussion rund um den Bau einer neuen Straße könne andere fruchtbare Ideen im Keim ersticken und dies sei nicht gewünscht.

Viele Elemente der ehemaligen Nutzung sind noch erhalten, etwa am „Oberen Bahnhof“.

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Projekt befindet sich in Übergangsphase

Ein weiterer Punkt war der Ausbau eines Wasserleitungs- und Kanalanschlusses im Falle dafür, dass das MUNA-Gebiet doch in irgendeiner Form für die Gastronomie genutzt werde. Die DSK schätzt die Kosten für solch eine Erschließung auf circa 1,3 Millionen Euro. Eine ökonomische beziehungsweise ökologische Nutzung könnte auch beispielsweise in Form eines „KoDorfes“ oder einer „Tiny-House-Siedlung“ geschehen. Diese beiden Alternativen sollen zu einem zukünftigen Zeitpunkt zur Diskussion gestellt werden.

Wie geht es nun also weiter? Vorrangig gelte der Wunsch, „mit Bürgern aktiv ins Gespräch zu kommen“, so Eberl. Je nachdem wie es die Corona-Pandemie zulasse, soll im Oktober eine moderierte Diskussion stattfinden, bei denen sich die Bürger direkt vor Ort in die Diskussion und weitere Planung einbringen können. Momentan befinde sich das Projekt in einer Übergangsphase und Eberl wies darauf hin, dass es noch einige Zeit dauern werde, bis größere Teile des Projekts verwirklicht werden können. Kleinere Punkte wie die Erweiterung des Angebots von Sitzgelegenheiten sollen stattdessen zeitnah umgesetzt werden.

Zum Ende der öffentlichen Sitzung verkündete Sigrid Reinfelder, dass Breitengüßbach das Bücherei-Siegel in Gold verliehen bekommen hat. Bisher reichte es nur für Silber, da die Bücherei nicht ausreichend ausgeschildert war. Nachdem dieser Kritikpunkt behoben wurde, gilt das goldene Siegel nun für die kommenden zwei Jahre.

Fotos: Johannes Michel

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