Hochwasserschutz und mögliche Neuansiedelung im Mainstümpfel-Gebiet

Aktuell wird am Hochwasserschutz für Hallstadt und Dörfleins gebaut. Im Stadtrat gab es Infos zum Fortschritt und zum baldigen Ende der Arbeiten. Auch um den Bebauungsplan „Mainstümpfel“ ging es – hier könnte ein neuer Nahversorger angesiedelt werden. Nicht alle Rätinnen und Räte waren damit aber einverstanden.

Der bisherige Hochwasserschutz entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Das war bereits seit Jahren bekannt, dennoch verzögerten sich die Bauarbeiten. „Wir hatten technische Probleme, die europaweite Ausschreibung kostete viel Zeit – und auch Corona kam hinzu“, erläuterte Georg Seidl, Abteilungsleiter für die Region Bamberg vom Wasserwirtschaftsamt Kronach und federführend zuständig für die Maßnahmen in Hallstadt. Er erklärte nochmals genau, was gebaut wird, angesprochen wurden unter anderem die Deicherhöhungen mit dem Einbau einer Spundwand als statischer Innendichtung, der Bau von Flutmulden und die Ergänzung des Hochwasserschutzes für den Stadtteil Vesperbild. Hallstadt sei damit bald für ein hundertjähriges Hochwasser plus Klimazuschlag gerüstet.

Mehr zum Thema Deichnachrüstung für Hallstadt und Dörfleins lesen Sie auch in unserem Artikel zum Spatenstich für den Hochwasserschutz aus dem Oktober 2021.

Aktuell ist für Dörfleins der komplette Schutz bereits hergestellt, auf Hallstadter Seite laufen die Arbeiten noch. Die Fertigstellung ist für Mitte des Jahres geplant. Auch diverse ergänzende Projekte stehen noch an, etwa Renaturierungen am Gründleinsbach, die Anpflanzung eines Auwalds in Mainnähe, die Errichtung von Habitaten und eine Flachwasserzone nördlich der Achterbrücke auf Dörfleinser Seite.

Vergleichsbild: Links die bisherige, rechts die neue Situation mit verbessertem Hochwasserschutz in Dörfleins bei einem hundertjährigen Hochwasser mit Klimazuschlag. Einfach den Schieberegler in der Mitte bewegen. Quelle: Wasserwirtschaftsamt Kronach

Vergleichsbild: Links die bisherige, rechts die neue Situation mit verbessertem Hochwasserschutz in Hallstadt bei einem hundertjährigen Hochwasser mit Klimazuschlag. Einfach den Schieberegler in der Mitte bewegen. Quelle: Wasserwirtschaftsamt Kronach

Schutz sinnvoll! Lebensqualität leidet?

Für Unverständnis sorgte im Stadtrat, dass das Straßenbauamt bisher nicht auf das Wasserwirtschaftsamt zugekommen ist. Denn die Mainbrücke zwischen Hallstadt und Dörfleins ist schon seit längerem nur noch einspurig befahrbar und muss saniert beziehungsweise neu errichtet werden. Nach dem Ende der Hochwasserschutz-Baustelle wird somit in absehbarer Zeit eine weitere anstehen. Ebenfalls kritisiert wurde, dass Hallstadt städtebaulich zu kurz käme. Zwar bietet bald eine so genannte Bastion einen Aussichtspunkt, aber, so Stadträtin Claudia Büttner (BBL/FW), erlebbar werde der Main, der Hallstadt seit Jahrhunderten prägt, nicht.

Stadträtin Verena Luche (Grüne) meinte, dass eigentlich die Vermeidung von Hochwasser im Mittelpunkt stehen müsse, Hochwasser- sowie Klima- und Naturschutz müssten mehr Hand in Hand gehen. So werde der Gründleinsbach „einbetoniert“, wie das heute eigentlich nicht mehr sein sollte. „Der Hochwasserschutz ist absolut vonnöten, wir wünschen uns aber vor allem eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Bürger.“ Seidl informierte, dass es nach Abschluss der Bauarbeiten noch diverse Anpflanzungen geben werde, um die notwendig gewordenen Rodungen auszugleichen. Auch die hohen Kosten waren Thema. Nachdem der eigentlich für 2016/2017 angedachte Baubeginn um mehrere Jahre verschoben wurde, steigerten sich die Kosten massiv – von insgesamt vier Millionen Euro mehr war die Rede.

Stadtrat Heiko Nitsche (SPD) erklärte, sich mit Kritik in der Sitzung zurückzuhalten, da Georg Seidl nicht der richtige Ansprechpartner sei. Das wären vielmehr Hans Hemmerlein und Hans Joachim Rost gewesen, die vor Jahren davon gesprochen hätten, wenn Hallstadt auf gewisse Dinge im städtebaulichen Bereich verzichte, gehe es schneller – was dann nicht erfolgt sei.

Der Übersichtsplan zeigt, wo überall in Sachen Hochwasserschutz etwas verbessert wird. Zum Vergrößern antippen oder anklicken. Quelle: Wasserwirtschaftsamt Kronach

Braucht es noch einen Einkaufsmarkt?

Lange beschäftigte sich der Stadtrat in seiner Sitzung vom 26. Januar 2022 außerdem mit der Änderung des Flächennutzungsplans sowie der Änderung und Erweiterung des Bebauungsplans „Mainstümpfel“. Behandelt wurden auch die Stellungnahmen der Behörden, die bereits im Jahr 2019 bei der Stadt eingegangen waren. Seitdem ruhte das Verfahren. Nun kommt wieder Bewegung in die Sache. In der Sitzungsvorlage hieß es dazu: „Neben der Erweiterung für den Lebensmitteldiscounter (Lidl, Ergänzung der Redaktion) wird auf der östlichen Planfläche ein Lebensmittelvollsortimentsmarkt entstehen. Zwischen diesen beiden Märkten ist auf der restlichen gewerblichen Baufläche ein Drogeriemarkt geplant.“ Nördlich sollen zudem ein Spielplatz sowie Parkplätze gebaut werden, die auch Busse aufnehmen können, so dass diese nicht mehr im Stadtzentrum parken müssen. „Die jetzige Planung muss noch einmal ausgelegt werden, neue Stellungnahmen sind bei berechtigtem Interesse also möglich“, erklärte Bürgermeister Thomas Söder. Endgültig beschlossen werde daher aktuell noch nichts.

So sieht der Bebauungsplan aktuell aus. Links im orangenen Bereich würde das neue Lidl-Gebäude gebaut, rechts im orangenen Bereich der weitere Nahversorger. Im grauen Bereich wäre eine weitere Gewerbeansiedlung möglich, zum Beispiel ein Drogeriemarkt. In grün rechts der Spielplatz, darüber der Parkplatz. Quelle: Stadt Hallstadt

Bei 15 zu vier beziehungsweise 15 zu drei Stimmen wurde das Verfahren weitergeführt (Billigungs- und Auslegungsbeschluss). Einige Stadträtinnen und Stadträte waren unzufrieden mit der möglichen Planung. „Eigentlich wollen wir solch erhöhtem Flächenfraß heute entgegenwirken. Außerdem braucht es die neuen Gewerbeeinheiten in Hallstadt nicht, auch zur Rettung der Marktscheune trägt ein neuer Markt sicher nicht bei“, erklärte etwa Verena Luche. Auch zweiter Bürgermeister Hans-Jürgen Wich (SPD) äußerte sich. „Der Investor Massak hat sich in den Fraktionssitzungen die Zustimmung unter anderen Voraussetzungen abgeholt, andere Pläne wurden gezeigt. Es war auch nie von einem Drogeriemarkt die Rede.“

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Michelin-Halle wird vermietet

Auch ein Bauantrag hatte seinen Weg in den Stadtrat gefunden. Hierbei ging es um den Neubau eines Mehrfamilienhauses und eines Praxisgebäudes in der Bahnhofstraße gegenüber der „Königsmühle“. In die Freude, dass sich eine neue Arztpraxis ansiedeln werde, mischte sich auch bei einigen Räten Enttäuschung, denn es soll es sich um eine Privatarztpraxis handeln. Auch die Gebäudehöhe (14 Meter) wurde kritisiert, ebenso die Position der Parkplätze am Grundstücksende, wo sich aktuell viel Begrünung befindet. Knapp, zehn zu neun, wurde dem Antrag stattgegeben.

In einem Antrag auf Nutzungsänderung war die Nachnutzung einer Logistikhalle auf dem Michelin-Gelände Thema. Diese wird vermietet. „Die Mieteinnahmen sind wichtig für die Tragfähigkeit unseres Konzeptes Clean-Tech-Park“, so Bürgermeister Söder. Baulich wird sich fast nichts verändern, die Entscheidung fiel einstimmig.

Ehrung für zwei Stadträte

Einstimmig beschloss das Gremium zudem, ein „digitales Rechnungsbuch“ für die Stadt Hallstadt einzurichten. Das soll die Arbeit im Rathaus noch weiter digitalisieren, zudem müssen Kommunen diese ohnehinn verpflichtend umsetzen.

Die Stadträte Günter Hofmann (CSU) und Heiko Nitsche bekamen von Bürgermeister Thomas Söder außerdem die kommunale Dankesurkunde für mehr als 18-jährige Tätigkeit im Stadtrat überreicht. Normalerweise findet die Ehrung im Landratsamt statt, durch die Corona-Pandemie fiel diese aber aus.

Günter Hofmann (links) und Heiko Nitsche (rechts) mit Bürgermeister Thomas Söder.

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