Bürgermeister „überrascht“ die Gemeinderäte mit Kindergartensanierung. So lautete die Überschrift zu unserem Artikel aus der Rattelsdorfer Gemeinderatssitzung vom 18. Januar 2013. Während damals noch eine Sanierung des fast 40 Jahre alten Gebäudes angedacht war, kommt nun ein Neubau. Bereits im Spätsommer soll es losgehen, die Kinder werden dann in der Schule untergebracht. Das nebenan liegende Gebäude der Kinderkrippe wird parallel vergrößert.
Kosten von fast einer Million wären entstanden. Das war der Gemeinde Rattelsdorf für eine Sanierung zu viel. Die letzte umfangreiche Sanierung des Kindergartens an der Jahnstraße datiert aus der Mitte der 1990er Jahre. Mehrfach wurde angebaut, woraus sich nun auch gewisse Probleme, unter anderem das undichte Dach, ergeben. Architekt Stefan Paptistella stellte daher in der Marktgemeinderatssitzung vom 11. Juli 2013 die Pläne für einen Neubau vor. Vorgesehen ist ein Gebäude mit Platz für fünf Gruppen (bislang vier) mit einem großen Mehrzweckraum und den weiteren Räumen, die ein Kindergarten benötigt (unter anderem Sanitärbereiche, Küche, Büro). „Langfristig gesehen ist ein Neubau die günstigere und wirtschaftlichere Variante“, so Paptistella. Die Gesamtfläche des Gebäudes wird um die 700 Quadratmeter betragen. Beim Dach setzt Paptistella auf eine Blechdachkonstruktion.
Wo waren die Eltern bei der Sitzung?
Die Marktgemeinderate beschlossen zwar einstimmig, die Pläne so zur Genehmigung bei der Regierung von Oberfranken einzureichen, was die Voraussetzung für Fördergelder ist. Einige Details wurden allerdings diskutiert. Otto Schobert (Ebinger Liste) regte an, ein versetztes Pultdach zu bauen, um das Gebäude an die Optik der Krippe nebenan anzugleichen. Hans-Jürgen Scheerbaum (CSU) plädierte beim Dach auf eine Unterteilung, damit die Länge des Gebäudes (um die 50 Meter) nicht zusätzlich betont werde. Und Andreas Schmittwolf (Christliche Wähler Union, CWU) machte sich für eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach stark. Dies wäre, so Paptistella, auch aufgrund der Ost-West-Ausrichtung unter dem Einsatz von Dünnschichtmodulen möglich und mache Sinn, wenn der Strom auch selbst verbraucht werde. Die Kosten des Neubaus wurden in der Sitzung nicht thematisiert.
Noch nicht endgültig getroffen wurde die Entscheidung über die Dachform des neuen Kindergarten-Gebäudes.
Stefan Paptistella stellte auch die Pläne zur Erweiterung der Kinderkrippe vor. Dies soll durch einen eingeschossigen Anbau geschehen, Eingriffe in den gerade neu angelegten Außenbereich sollen nicht erfolgen. Die Dachform soll das bereits vorhandene Pultdach der Krippe aufnehmen, zusätzlich könnte eine Begrünung für Abwechslung sorgen. Momentan wird geprüft, ob die im bestehenden Gebäude vorhandene Heizanlage (Wärmepumpe) ausreicht, um auch den neuen Gebäudeteil zu beheizen. Die Kosten für die Erweiterung betragen 368.000 Euro, wobei eine Förderung von 90 Prozent in Aussicht gestellt wurde.
Die Bauzeit für beide Maßnahmen beträgt fast ein Jahr. Das bedeutet: Möglicherweise im September 2014 können die Kindergarten- und Krippenkinder ihre neuen Räume nutzen. Übergangsweise soll der Kindergarten in der Rattelsdorfer Schule untergebracht werden, einige Schulklassen müssen dann nach Ebing und Mürsbach ausweichen. Der Umzug findet bereits im August 2013 statt, damit das Kindergartengebäude frühzeitig abgerissen werden kann. Die Itzkids ziehen von der Schule in die bislang von der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) genutzten Räume und werden auch dort verbleiben, bis eine Entscheidung in Sachen Schulsanierung und Konzeption für die Mittelschule getroffen wurde. Für Kopfschütteln sorgte, dass zur Gemeinderatssitzung niemand vom Elternbeirat und auch keine anderen Eltern erschienen waren. Schließlich gehe es hier um ein Großprojekt für die Zukunft der Kinder.
Die Krippe erhält einen Anbau vor dem bestehenden Gebäude.
Krippe (links, Erweiterungsbau in grün) und Kindergarten in der Gesamtansicht.
Spielplätze: Oft in gutem, teilweise in sehr schlechtem Zustand
Auch bei einem weiteren Tagesordnungspunkt der Sitzung vom 11. Juli 2013 ging es um die Kinder. Eine Spielplatzkommission hatte alle 19 Spielplätze im Rattelsdorfer Gemeindegebiet begutachtet. Im März wurden dazu Informationsveranstaltungen in Rattelsdorf und Mürsbach angeboten. Marktgemeinderat Andreas Schmittwolf berichtete nun über die Ergebnisse.
Die gute Nachricht: Viele Spielplätze sind in ordentlichem Zustand. Vor allem die Plätze in Hilkersdorf, Höfen, Rattelsdorf/Mittelweg, und Ebing/Alter Main seien vorzeigbar. Probleme gibt es besonders in Busendorf, Medlitz, Rattelsdorf/Kirche, Rattelsdorf/Gartenstraße und in Mürsbach. Die Gemeindeverwaltung und der Bauhof werden sich nun die Ergebnisse näher anschauen, in einer weiteren Sitzung soll dann über die Sanierung von Spielplätzen und mögliche Neubauten entschieden werden. Letzteres betrifft vor allem Mürsbach, hier könnte auch ein Standort am Kolchäcker in Frage kommen sowie Rattelsdorf, wo ein Mehrgenerationenplatz zwischen Rattelsdorf und Ebing angedacht ist. Außerdem sollen sämtliche Spielplätze im Gemeindebereich mit Sitzgruppen und Tischen ausgestattet werden. Möglich wäre, dass auch Vereine die Patenschaften für die Spielplätze und damit die Pflege übernehmen.
ICE-Pläne liegen während der Sommerferien aus
Neben der Änderung von zwei Flächennutzungsplänen (Ebing Südwest und Kahreich) beschäftigte sich der Gemeinderat auch mit der Einführung des Digitalfunks. Durch die Umrüstung entstehen der Gemeinde Kosten von 42.000 Euro, wobei der Eigenanteil aufgrund von Förderungen bei 18.600 Euro liegen wird. In seinen Informationen zu Beginn der Sitzung wies Bürgermeister Bruno Kellner auf die Eröffnung der sanierten Gemeindeverbindungsstraße Zaugendorf-Mürsbach hin (12. Juli) und informierte über die mögliche Auslegung der Pläne zum Ausbau der ICE-Strecke in den Sommerferien und vor den Landtags- und Bundestagswahlen. Der Zeitpunkt sei sehr unglücklich gewählt, Rattelsdorf warte zudem noch immer auf eine Infoveranstaltung mit Vertretern der Deutschen Bahn. Ziel der Gemeinde sei weiterhin, am wegfallenden Bahnübergang Ebing keine Fußgänger-Überführung, sondern eine Unterführung zu erreichen.
Johannes Michel. Pläne Krippe/Kindergarten: Architekt Stefan Paptistella