Jetzt kein Schnellschuss: Stolbinger wird erneut Thema werden

In der August-Sitzung des Reckendorfer Gemeinderates ging es unter anderem einmal mehr um das Stolbinger-Anwesen. Bürgermeister Manfred Deinlein wollte ein Nutzungskonzept beschließen lassen – das ging vielen Gemeinderäten aber zu schnell.

Mitte Juli hatte das Architekturbüro Conn und Giersch bei einer Veranstaltung in der Alten Synagoge im Rahmen eines Workshops Ideen und Wünsche der Bürgerschaft für die Neuentwicklung des Stolbinger-Areals aufgenommen. Daraus entstanden sind neue Pläne, wie sich das große Gebäude, das sich im Besitz der Gemeinde befindet, beleben ließe. Bürgermeister Manfred Deinlein stellte dazu im Gemeinderat die Ideensammlung vor. Im Nordteil des Gebäudes wäre eine Gastronomie – wie früher – wünschenswert, im Nordwesten die Gemeindebücherei und Räume für das Rathaus – das bisherige Rathaus könnte dann eine neue Nutzung erfahren. Im Südwesten würde eine Tagespflege geplant, im Süden ein Veranstaltungsraum. Der Sitzungsaal für den Gemeinderat befände sich im Dachgeschoss, Parkplätze würden durch einen Abriss im Süden geschaffen.

Deinlein zeigte dazu auch Pläne. Vereinsräume seien nicht berücksichtigt worden, da es hierfür aktuell keinen Bedarf gebe. Er äußerte daraufhin den Wunsch, diese Entwicklungen als Nutzungskonzept zu beschließen. Das ging einigen Rätinnen und Räten deutlich zu schnell, allen voran Gemeinderat Markus Sippel (WBFW): „Wir diskutieren schon viele Jahre über den Stolbinger, dennoch habe ich dazu bisher null Unterlagen, zudem fehlt eine Kostenschätzung.“ Aus dieser Datenbasis heraus könne er keine Entscheidung fällen. Deinlein entgegnete, dass die Gemeinde ein Nutzungskonzept brauche, um Fördermittel beantragen zu können. Nachdem weitere Rückmeldungen wie die von Sippel kamen, schlug er vor, dass Büro Conn und Giersch zur nächsten Sitzung einzuladen, um detaillierter präsentieren zu können. Das fand allgemeine Zustimmung.

Einzigartiges Archivgut

Bereits am 8. Mai ist das Reckendorfer Gemeindearchiv in neue Räume gezogen. Bisher war es im Gebäude hinter dem Rathaus und im Keller des Rathauses untergebracht, künftig befindet es sich in der Eidelsgasse. Barbara Spies und Stefan Kühl vom Archivpflegeverein des Landkreises Bamberg, die die Federführung innehatten, berichteten dem Gemeinderat vom Verlauf des Umzugs und dem weiteren Vorgehen.

Beim Umzug half der Bauhof tatkräftig mit.

In den alten Räumen seien Temperatur und Luftfeuchtigkeit in keinem akzeptablen Bereich gewesen. Im Winter wurden sechs, im Sommer 27 Grad gemessen, die Luftfeuchtigkeit lag in der Spitze bei 84 Prozent. Optimale Bedingungen wären 17 Grad bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. „Dieses einzigartige Kulturgut im Sinne von alten Akten, Beschlussbüchern, Urkunden, Plänen und Fotos findet sich sonst nirgendwo mehr“, so Barbara Spies. Der Zustand sei teilweise leider sehr schlecht – von Verschmutzung bis Schimmelbefall. Nach dem Umzug seien in der Eidelsgasse zunächst zwei Quarantäneräume geschaffen worden, um die Materialien nach und nach zu reinigen und anderes nicht zu kontaminieren. Ein Förderantrag zur Restaurierung der ältesten Protokollbücher des Gemeinderats sei eingereicht, es gehe hier um rund 3.000 Euro pro Band. „Sie haben in Reckendorf das einzigartige Glück, dass die Protokollbücher, beginnend im frühen 19. Jahrhundert, lückenlos vorliegen, in den meisten Gemeinden gibt es Löcher in den 1930er Jahren und auch im 19. Jahrhundert“, so Spies.

Ein Protokollbuch aus dem frühen 19. Jahrhundert, dessen Restaurierung ansteht.

Gemeinde verkauft Anwesen

In einem weiteren Tagesordnungspunkt wurde beschlossen, das Anwesen Pfarrgasse 9 zum Verkauf freizugeben. Die Gemeinde hatte es im Jahr 2015 erworben, das Gebäude ist auch im kommunalen Denkmalschutzkonzept enthalten, steht aber selbst nicht unter Denkmalschutz. Wünschenswert wäre der Erhalt des Bestandshauses, der Verkaufspreise soll bei mindestens 100 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche liegen.

Unter „Sonstiges“ informierte Deinlein, dass die LED-Umrüstung der Straßenbeleuchtung baldmöglichst erfolgen soll – aktuell gebe es Lieferschwierigkeiten beim Bayernwerk. Zudem wies Deinlein auf den erfolgten Spatenstich für den Radweg Laimbach-Gerach hin.

Fotos Archivumzug: Barbara Spies / Stefan Kühl. Titelbild: Conn-Giersch-Architekten

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