Mit dem Aufsetzen einer Prioritätenliste der zu verwirklichenden Entwicklungsschwerpunkte und Projektideen wurden in der jüngsten Reckendorfer Gemeinderatssitzung die Weichen für die nächsten 20 Jahre gestellt: Die beiden für das hiesige ISEK-Projekt Verantwortlichen, Architektin Christiane Werthmann (Büro Städtebau, Bamberg) sowie Gunter Schramm (Büro Planwerk, Nürnberg), präsentierten drei Plakate mit Projektpunkten innerhalb einer mittleren, hohen und der höchsten Klasse, die nach einem Wertungssystem – Vergabe von drei Punkten – nach Meinung des Gemeindegremiums in Zukunft abgearbeitet werden sollen.
Dabei war es der Wunsch der Ratsmitglieder, die Maßnahme „Schaffung von Rahmenbedingungen zur Ansiedlung einer Hausarztpraxis bzw. für ein Medizinisches Versorgungszentrum“ von einer Hohen Prioritätsstufe in die Höchste zu katapultieren (11 Punkte). Danach rangierte der Ausbau der „Hauptstraße mit Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“ und die Entwicklung eines „zukunftsweisenden Gesamtkonzeptes für das ‚Stolbinger‘-Areal zur Stärkung der Innenentwicklung“ mit jeweils zehn Punkten auf Platz 2. Die Maßnahme „Straßenraumgestaltung zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Bereich ‚Reckendorfer Mitte‘“ bekam, nachdem Gemeinderat Ludwig Blum (CSU) die Bestätigung erhielt, dass der „Geracher Weg“ hier noch eingeschlossen wäre, gemeinsam mit der Schaffung einer „Nachbarschaftshilfe“ beziehungsweise einem bedarfsgerechten Angebot für alle Bürger im Sinne eines „Marktplatzes der Generationen“ jeweils drei Stimmen. Als Maßnahme sieben und acht bekamen das Kommunale Denkmalkonzept und die Etablierung eines Quartiersmanagements schließlich noch eine Aufwertung. Letztere Stelle, so Städteplaner Gunter Schramm, würde mit 60 Prozent bezuschusst und könne das Veranstaltungsangebot in Baunach mit demjenigen der ehemaligen Synagoge verbinden.
Obwohl die Schaffung alternativer Wohnformen nach Vorschlag und mit dem Kommentar von Gemeinderat Falko Badura (SPD) – „viele wollen dableiben“ – einstimmig in die höchste Priorität verschoben wurde, muss deren Umsetzung noch warten und wird möglicherweise Teil des „Stolbinger-Konzepts“. Herabgesetzt in die hohe Priorität wurde hingegen die „Nach- und Umnutzung kommunaler Gebäude, wie ‚Alte Kläranlage‘ und „Alter Bauhof‘“. Eine höhere Bedeutung als die vorgeschlagene mittlere Klasse sollte die „Neustrukturierung der Pfarrjugend“ erfahren, wobei hierzu bereits erste Gespräche mit den Mitarbeitern des JAMs der VG Baunach geführt worden sind, nämlich wie man die Ausbildung einer Gruppenleitung angehen könne.
Mehr Werbung für die Jugendarbeit machen
Die neue Jugendpflegerin dieses JugendArbeitsModells, Tanja Becker, hatte im Tagesordnungspunkt kurz zuvor dem Gemeinderat über ihr 2019 in Reckendorf durchgeführte Jahresprogramm berichtet. Dabei konnten Kinder ab elf Jahren in der „offenen Turnhalle“ (Dienstag von 17 bis 19 Uhr) sowie die Kids ab der ersten Klasse (Mittwoch von 16 bis 17 Uhr) in ihrem Spiel betreut werden. Der Ablauf des Jugendtreffs vollzieht sich jeweils von der Begrüßung und Ideensammlung über die Abstimmung und Planung bis zum fairen Spiel. Am Ende erfolgt noch eine Auswertung, in der die Kinder ihre gemachten Erlebnisse kundtun können. Die Veranstaltungen im Jugendraum (Mittwoch 17 bis 19 Uhr) seien für Kinder ab zwölf Jahren geeignet, so berichtete die Jugendleiterin. Dabei erstreckte sich die Bandbreite der Aktivitäten über „Dartspielen“, „Kosmetik und Wellness“ beim Mädelstreff oder einen „tierischen“ Aspekt mit Hund von Praktikantin Paula. Spontanes Kochen für Jungs und Mädchen waren sehr beliebt, bei den Jungs speziell unter dem Motto „Hotdogs und Fifa“. Bei 84 offenen Terminen konnten jeweils 44 Kinder und Jugendliche erreicht werden.
In der Altersstruktur überwiegten die Zehn- bis Fünfzehnjährigen (48 Prozent), gefolgt von den Sechs- bis Zehnjährigen (36 Prozent); 16 Prozent waren schließlich 16 Jahre und älter. Während der 21 Tagesfahrten und Ferienaktionen innerhalb der VG mussten 82 Kinder auf der Warteliste verbleiben, da von 172 Anmeldungen nur 90 Teilnehmer mitgenommen werden konnten; aus Reckendorf lag die Beteiligung bei 18 Prozent. Für das Jahr 2020 wollte man die Kooperationsarbeit in der Gemeinde verstärken, die vorhandenen Strukturen festigen und die Ferienangebote auch auf die einzelnen Orte konzentrieren. Gemeinderat Jürgen Baum (WBFW) regte an, man müsse für diesen Anlaufpunkt mehr Werbung machen, gerade nachdem die Pfarrjugend nicht mehr aktiv sei. Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD) erklärte, dass die Leiter sich jetzt im Studium befänden, auch habe sich die Freizeitbeschäftigung geändert, „nach dem Aufenthalt in Ganztagsschulen sei man bedient“. Jugendbeauftragte Clarissa Schmitt (CSU) wies hier auf Hilfsangebote vom Landratsamt und FSJ Bayern und ergänzte, dass Alexander Schmitt (Pfarreiengemeinschaft St. Christopherus) jemanden als Gruppenleiter gewinnen möchte, der vorher darin noch nicht engagiert war. Zweiter Bürgermeister Erwin Wahl (CSU) dankte Frau Becker und dem JAM-Team, dass sie die Organisation der „Faschingsgala“ und auch „die Kleinen“ übernommen hätten. Gemeinderat Ludwig Blum (CSU) stellte in Frage, ob heute nicht der Begriff „Pfarrjugend“ eine Hürde sei, „dabei handele es sich um eine offene Jugendarbeit, da dürfe doch jeder kommen!“ Falko Badura (SPD) zeigte sich hier hoffnungsvoll: „Wir haben viele Vereine – wir leben es vor, so wird sich schon wieder etwas entwickeln“. Auch Hartwig Pieler (CSU) forderte eine aktive Werbung, man müsse die Kinder einfangen, dann sind sie begeistert und organisieren sich selbst. Dass JAM-Programm verspreche eine ISO (Innovative Sozialarbeit), eine offene Jugendarbeit, worauf Bürgermeister Deinlein zum Bedenken gab, dass die Kapazitäten der Kinder begrenzt seien. Nach dieser intensiven Diskussion wurde auch der anwesende JAM-Bereichsleiter, Michael Gerstner, von ihm begrüßt, der sich von den Arbeitsergebnissen und der Zufriedenheit vor Ort selbst ein Bild machen wollte.
Im Sinne des Vollzugs des Baugesetzbuches stellte Sebastian Pleyer (Büro für Städtebau und Bauleitplanung Wittmann, Valier und Partner, Bamberg) die Planaufstellung zur Fünften Änderung des Bebauungsplanes „Geracher Weg“ vor, in denen die Flurnummern 924 und 920 (teilweise) als Mischgebiet ausgewiesen werden. Im Süden grenzt das neue Geltungsgebiet an den Friedhofsparkplatz. Die restliche Fläche von Fl.-Nr. 920 soll, so Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD) auf die Nachfrage von Gemeinderat Andreas Knab, weiterhin Wohnfläche bleiben und nicht als Mischgebiet ausgewiesen werden. Gemeinderat Jürgen Baum regte an, bei der Erschließung der Zufahrtsstraße vom Geracher Weg aus einen zusätzlichen Stromleitungsabzweig zum Friedhofsparkplatz zu legen, um dort zukünftig eine E-Strom-Verosorgungssäule aufzustellen. Der darauffolgende Aufstellungsbeschluss erging einstimmig, die Öffentlichkeit soll in geeigneter Form vom Planungsbüro und der Verwaltung davon unterrichtet werden.
Mit Blick auf den Bebauungsplan „Knock“ hatte das Büro Göhring in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landratsamtes Bamberg bereits im Jahr 2016 ergänzende landschaftspflegerische Maßnahmen beziehungsweise Ausgleichsflächen ausgewiesen. Auf Fl.-Nr. 638 (An der Geracher Höhe) und auf einem Ring aus einer drei Meter breiten Abstandsfläche um die Grundstücke am neuen „Pfarrer-Kunkel-Ring“ wurden somit die geforderten, beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten bestellt, und deren urkundlicher Vollzug mit einer Gegenstimme beschlossen.
Für ihre Anschaffungen im vergangenen Jahr erhielten die Landpiraten e.V. nach Auflistung ihrer Ausgaben in Höhe von ca. 1.500 Euro wieder einen Zuschuss, nämlich 400 Euro.
Zur Erweiterung der Bücherei mit neuen Medien in 2020 wird der Katholischen Kirchenstiftung St. Nikolaus Reckendorf, wie im Vorjahr, eine Zuwendung in Höhe von 500 Euro überlassen.
Behindertenbeauftragter Andreas Knab erkundigte sich, ob die Senioren schon einmal Zuschüsse beantragt hätten, zum Beispiel für Seminare und Kurse wie „Sturzhilfe“. Seniorenbeauftragter Hubert Rottmann (WBFW) erwiderte, dass die Senioren im Landkreis vom Landratsamt gefördert werden, und ein Antrag hierzu bereits gestellt sei.
Nachdem der vergangene Neujahrsempfang vom Bürgermeister zu Beginn der Sitzung „als gelungen“ bezeichnet worden war, sprach Gemeinderat Ludwig Blum (CSU) unter der Rubrik „Sonstiges“ auf die lapidare Begrüßung Deinleins gegenüber zweier Abgeordneter an: „Solche Anreden würden das Ansehen der Gemeinde Reckendorf schädigen“; das Gemeindeoberhaupt sah dies hingegen anders.
Gemeinderat Gerhard Pförtsch (CSU) konfrontierte den Bürgermeister schließlich noch mit der Tatsache, dass Torsten Müller an ihn herangetreten sei, auf seinem Grundstück wären widerrechtlich von der Gemeinde Bäume gefällt und Obstbäume beschädigt worden. Eigentlich hätte jener nur den Wunsch geäußert, die Äste, welche über sein Grundstück herüberreichen würden, zu stutzen. Deinlein war hingegen von einem widerrechtlich ergangenen Vorgang nichts bekannt, ihm sei noch kein Schaden gemeldet worden. Die Schwarzerlen am Hautenbach seien gefällt worden, weil das Wurzelwerk ins Wasser gereicht hätten, bestätigte er. Gemeinderätin Clarissa Schmitt (CSU) äußerte nachdrücklich ihren Widerwillen gegen diese Tatsache: Er solle sich einmal vorstellen, es gehe jemand auf sein Grundstück und fälle Bäume?
Das Bild zeigt die gefällten Bäume.
Schließlich wurde von Gemeinderat Pförtsch (CSU) aus besonderer Dringlichkeit (GO § 26 Abs. 2.1) ein Antrag durch Mehrheitsbeschluss auf die Tagesordnung gesetzt, der eine Besichtigung des Archivs und drei das Archiv betreffende Fragen umfasste: Erstens, ob die das Archivwesen betreffenden Beschlüsse vorlägen und verlesen werden könnten; zweitens, warum das Archivgut als Eigentum der Gemeinde nicht nach Reckendorf gebracht werden dürfe, und drittens, warum die Archivarin von Reckendorf seit Januar 2019 daran gehindert werde, laut dem Gemeinderatsbeschluss vom Juli 2001 das Archivgut für eine Chronik auszuwerten. Da Bürgermeister Deinlein die Beschlüsse nicht vorlegen konnte, verwies er auf eine spätere Sitzung nach der Kommunalwahl, in welcher der Geschäftsstellenleiter der VG Baunach zum Thema Archiv informieren würde. Gemeinderat Thomas Stößel (WBFW) äußerte den Wunsch, alle Beschlüsse bezüglich des Archivs der Gemeinde zeitnah vorgelegt zu bekommen, damit man sich ein Bild davon machen und die Archivarin in der März-Sitzung dazu befragen könne. Es folgte die Besichtigung des Gemeindearchivs.