Jakobsweg: Santiago ist überall!

Der Stolz war Äbtissin Mechthild Thürmer und allen Benediktinerinnen der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten ins Gesicht geschrieben, als das Haus Edeltraud am 24. Juli 2015 nach umfangreicher Sanierung und Umgestaltung offiziell als Gästehaus und Pilgerherberge eingeweiht wurde. Und dann auch noch durch den Erzbischof. Einen solchen Tag erlebt niemand oft, auch wenn, so war erneut zu erfahren, Mechthild und ihr ganzes Team äußerst umtriebig sind, wenn es um neue Ideen geht.

Die Gästeliste las sich wie bei einem Staatsempfang. Von zwei Bundestagsabgeordneten über ein Landtagsmitglied bis zum Regierungs- und Bezirkstagspräsidenten und natürlich dem Erzbischof – das sieht ein kleiner Ort wie Kirchschletten sonst eigentlich nie. Wäre da nicht die Abtei Maria Frieden, die heute mehr ist als ein reines Benediktinerinnenkloster. Sie ist Treffpunkt für Menschen, die Ruhe suchen, für Jakobuspilger und mittlerweile sogar für angehende Biolandwirte, die sich den Biohof der Abtei genauer anschauen möchten.

Und nun, so Landrat Johann Kalb, „hat Mutter Mechthild eine Marktlücke entdeckt“. In der Region fehlte noch eine Pilgerherberge mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten für Pilger und Wanderer. Und die ist nun entstanden, in der ehemaligen Dorfschule von Kirchschletten. Das Gebäude, bis 1972 als Schulhaus genutzt, wurde vier Jahre später von der Gemeinde an die Abtei verkauft und war seitdem Gästehaus. Eine erste Sanierung gab es bereits in den 1980er Jahren, die allerdings bei Weitem nicht mit dem heutigen Standard und auch der Optik des Gebäudes zu vergleichen ist.

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Äbtissin Mechthild Thürmer und Architekt Matthias Jacob hatten sichtlich Spaß bei der Schlüsselübergabe.

Leuchtturmprojekt mit EU-Fördermitteln

Im Mai 2011, so berichtete Architekt Matthias Jacob, habe er sich erstmals mit den Schwestern der Abtei getroffen. Schnell war klar: Das Kloster kann eine Sanierung und einen Umbau niemals alleine stemmen. Also wurden Geldgeber gesucht, allen voran erklärten sich die Oberfrankenstiftung sowie das Erzbistum Bamberg bereit. Nachdem im August 2013 die Baugenehmigung stand, kam eine weitere Idee auf – eingebracht von Dieter Ofenhitzer aus Dettelbach, der zudem Leiter des für die Leader-Förderung zuständigen Referates im bayerischen Landwirtschaftsministerium ist: Warum sollte die Abtei nicht EU-Mittel aus dem Leader-Programm beantragen? So geschah es dann auch, und 150.000 Euro von den gesamten Baukosten von 450.000 Euro stellte schließlich die Europäische Union bereit. Ofenhitzer selbst war auch zur Einweihung gekommen und sagte: „Drei wichtige Leader-Kriterien sind Bürgerengagement, Vernetzung und Innovation. Und all das finden wir hier in Kirchschletten.“ Das Gästehaus ist also ein echtes Leuchtturmprojekt, genauso, wie es das Leader-Programm immer wieder fordert.

Und so schlug Regierungspräsident Wilhelm Wenning auch vor, das Haus Edeltraud für den Denkmalpreis des Freistaates Bayern zu nominieren. Das Gästehaus bringe einen bedeutenden Mehrwert für die Region mit, allein schon deshalb, weil heute viele Menschen Rückzugsmöglichkeiten suchten. Und für viele sei daher der Jakobsweg eine Anlaufstelle. Ein paar scherzhafte Bemerkungen über die immer nach neuen Ideen suchende Äbtissin Mechthild gab es auch, als gleich mehrere Redner die Frage stellten, wann und für was wohl die nächsten Leader-Fördergelder beantragt würden. Insgesamt, das wurde während des Festakts klar, ist die Abtei ein nicht wegzudenkender Baustein in der Region und insbesondere im Ort Kirchschletten.

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Erzbischof Schick weihte das Gebäude ein.

Ein großes Dankeschön an den Pilgerstammtisch

Eingeweiht wurde die Herberge von Erzbischof Ludwig Schick, der bereits zum vierten Mal innerhalb kurzer Zeit den nördlichen Landkreis besuchte. War er doch in den vergangenen Wochen schon in Medlitz, Hohengüßbach und Rattelsdorf zu Gast. Äbtissin Mechthild Thürmer bedankte sich bei ihm für die Übernahme der Projektpatenschaft. Ihr ganz besonderer Dank ging aber an den Pilgerstammtisch St. Jakobus Schlammersdorf, von dessen Mitgliedern die eigentliche Idee stammt, eine Pilgerherberge einzurichten. Von einer Diskussion im kleinen Kreis an einem Pilgerwochenende bis hin zur Baustelle selbst – immer seien Mitglieder dabei gewesen und hätten unterstützt. Insgesamt, so die Äbtissin, sei das ehrenamtliche Engagement überaus wichtig gewesen. Erst vor wenigen Wochen zum Beispiel hatten Ehrenamtliche die Fußwege rund um das Haus Edeltraud angelegt. Apropos Pilger: Eine Gruppe aus Potsdam, die gerade auf der Durchreise nach Assisi war, machte gerade heute in Kirchschletten Station und wohnte den Feierlichkeiten bei.

Vor der Einweihung und dem Festakt, musikalisch begleitet von Schwester Felizitas Kaneko, Stephanie Scherer und Franz Hammermeyer, eröffnete eine feierliche Vesper in der Abteikirche den Festtag. Erzbischof Schick begleitete diese und hob in seiner Predigt die Tradition der Gastfreundschaft des Benediktinerordens hervor. Dahinter stehe der Gedanke, dass mit jedem Gast Jesus Christus ins Haus käme. Der Jakobsweg habe zwar Santiago de Compostela als Ziel, es komme aber nicht darauf an, den Jakobusweg an sich zu gehen, sondern „auf dem Weg zu bleiben“, betonte Schick. Denn: „Santiago ist überall!“

 

Wir waren dabei…

 

1_Groh

2_Bayer

3_Schonath-Seelmann

BAUTAFEL

 

Viele Fotos von der Einweihung des Gästehauses finden Sie in unserer großen Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der linken Ecke oben wählen).

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