Zapfendorf ist eine von bundesweit zwölf Pilotgemeinden für das Programm „Energetische Stadtsanierung“, eine von zwei in Bayern. Eigentlich super. Nur bei den Bürgern scheint das nicht angekommen zu sein. Bislang wurden nur elf große und fünf kleine Energieberatungen durchgeführt. Dabei kosten diese den Hausbesitzern gerade einmal 50 oder 100 Euro. Wer hat Schuld? Die Planer? Oder fehlte es an Öffentlichkeitsarbeit?
2012 begann in Zapfendorf das Projekt Städtebauliches Entwicklungskonzept (SEK). Die Erstellung dieses Konzeptes war wichtig, um auch künftig Anspruch auf Mittel aus der Städtebauförderung zu ermöglichen. Integriert war auch ein energetisches Nutzungskonzept, in dessen Rahmen Zapfendorf als Pilotgemeinde in das Projekt „Energetische Stadtsanierung“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aufgenommen wurde. Mit ihm wurde Hauseigentümern ermöglicht, sich in Sachen energetische Sanierung beraten zu lassen, zu Kosten von 50 oder 100 Euro – für eine kleine oder große Beratung. Normalerweise kosten solche Beratungen die Eigentümer bis zu 1.000 Euro.
Nach einem Aufruf im Frühjahr 2014 im gemeindlichen Mitteilungsblatt hatten sich 62 Bürger an einer Umfrage beteiligt und rückgemeldet. „Viele zogen aber wieder zurück, das Interesse schwand plötzlich“, erläuterte Stadtplaner Markus Schäfer vom Büro transform im Rahmen der Marktgemeinderatssitzung vom 23. April 2015 und führte dies unter anderem auf die Berichterstattung zum „Dämmwahn“ in den Medien zurück. Er empfahl, nachdem rund 60.000 Euro für geplante Honorare nach aktuellem Stand nicht benötigt werden, nochmals einen Aufruf zu starten und damit weitere Eigentümer zu beraten. Ansonsten würden die Fördergelder verfallen. Stattdessen solle die Ursprungsidee „Viele machen etwas, statt wenige machen viel“ wieder aufgegriffen werden. Geschehen könne dies durch eine bessere Öffentlichkeitsarbeit.
Markus Schäfer von transform (links) beim Auftakt zum SEK, der Bürgerwerkstatt, im März 2012.
Viel geplant, wenig umgesetzt
In der anschließenden Diskussion wurde klar, dass vieles in der Vergangenheit nicht optimal gelaufen ist. So sei wohl vielen Bürgern gar nicht klar gewesen, dass sie mit einer Beratung keine weitere Verpflichtung eingehen. Für Verwirrung habe gesorgt, dass Fördergelder bei einer Gebäudesanierung durch das KfW-Programm nur dann gewährt würden, sollte die Sanierung bis Januar 2016 abgeschlossen sein. Das sei vielen zu knapp gewesen, meinte etwa Marktgemeinderat Roland Buckreus (CSU). Fraktionskollege Thomas Porzner kritisierte die lange Wartezeit zwischen Fragebogenaktion im Frühjahr 2014 und Beratung ab Ende 2014 / Anfang 2015. Das habe Motivation gekostet. „Wir haben im Rahmen des SEK viel geplant, bislang aber nichts Konkretes umgesetzt“, meinte er. „Daher sollten wir unser Geld lieber für konkrete Maßnahmen ausgeben als nun weiter beraten.“
Andere Gemeinderäte befürchteten, bei einem erneuten Aufruf könnten sich viele Leute melden, die eigentlich gar keinen Beratungsbedarf hätten. Befürworter der Wiederaufnahme der Beratung meinten, nach der Fragebogenaktion seien zunächst alle Plätze vergeben gewesen, nach einigen Absagen sollte man diese nun auffüllen. Schäfer regte an, nur Gebäude aufzunehmen, die vor 1985 errichtet worden seien. Mit acht zu sechs Stimmen wurde die Wiederaufnahme aber abgelehnt.
Umleitung während der ICE-Baustelle
Diskutiert wurde außerdem über einen Vorschlag der CSU-Fraktion, im Rahmen des ICE-Ausbaus und der zahlreichen Straßensperrungen eine Behelfsauffahrt auf die A70 bei Scheßlitz zu errichten. Die Umleitungsstrecke über Scheßlitz sei ansonsten aufgrund der Linksabbieger-Situation an der Kreuzung in Scheßlitz nicht belastbar. Das Thema war bereits beim Ortsbesuch der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner vor zwei Wochen angeklungen. Nun will die Gemeinde Zapfendorf auf Scheßlitz zugehen, auch die Nachbargemeinde Ebensfeld könnte mit eingebunden werden.