Mehr Kinder: Neue KiTa wird größer

Niemand wird sich über steigende Geburtenzahlen beklagen. Die Kommunen allerdings stellen diese vor große Herausforderungen, der Trend zur Betreuung von Kleinkindern in Krippen tut das Übrige. Daher auch in Kemmern seit mehreren Jahren an einer Erweiterung des Angebots gearbeitet. Es entsteht aber mehr als eine reine Kindertagesstätte.

Regelmäßig schreiben die Gemeinden ihre Bedarfsfeststellung in Sachen Kinderbetreuung fort. Aktuell kann Kemmern für Familien zwölf Krippen-, 90 Kindergarten- und 50 Hortplätze anbieten. Die Hortplätze reichen weiterhin, in der Krippe und im Kindergarten sieht es anders aus. „Die Geburtenzahlen haben sich seit 2004 nahezu verdoppelt. Würde jedes Kind einen Platz benötigen, bräuchten wir 173 Plätze“, so Bürgermeister Rüdiger Gerst in der Gemeinderatssitzung am 3. Mai 2018. Er schlug daher vor, die Bedarfsplanung zu aktualisieren und damit den Bedarf von weiteren 24 Krippen- und 50 Kindergartenplätzen festzustellen. Dem stimmte der Gemeinderat einstimmig zu – die Basis für die Beantragung von Fördergeldern für den Bau einer neuen KiTa ist damit gelegt.

Wie diese aussehen könnte, war Ende 2016 schon im Gemeinderat gezeigt worden. Damals hatten Architekt Karl-Heinz Rösch und der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bamberg, Werner Dippold, ein Mehrgenerationenzentrum mit Kindertagesstätte und betreutem Seniorenwohnen inklusive Tagespflege vorgestellt. Diese Pläne wurden mittlerweile überarbeitet und konkretisiert, so dass der Gemeinderat über das weitere Vorgehen zu entscheiden hatte. Denn aufgrund des erhöhten Betreuungsbedarfs reicht die bisherige Planung mit einer Krippen- und einer Kindergartengruppe nicht mehr aus, vielmehr müssen jeweils zwei Gruppenbereiche entstehen.


Luftbild: Rechts oben die bestehende KiTa St. Maria, unten die Schule, links oben der Hartplatz, der weichen muss. (Luftbild: Google Earth)


Montage: Die aktuelle Planung sieht das Gebäude für die Senioren in L-Form (links) vor, daneben ein gemeinsam zu nutzendes Übergangsgebäude (grün), darüber die beiden KiTa-Gebäude (ebenfalls grün). Neu zu erstellen ist auch die Straße links. (Luftbild: Google Earth)

Gleich zwei KiTa-Gebäude

Eine solche Erweiterung hatte Rösch bereits 2016 als Option vorgesehen, nun wird sie direkt mit umgesetzt. Rund 2,5 Millionen Euro soll der Bau der Kindertagesstätte kosten. Direkt jeweils zwei Gruppen zu bauen sei auch aus Kostensicht sinnvoll, der Mehrpreis gegenüber der bisher geplanten Lösung mit einer Krippen- und einer Kindergartengruppe betrage lediglich 500.000 Euro. Das komme daher, dass Personalräume, Toiletten, Aufenthaltsbereiche, Aufzug (da zweigeschossig) und ein Büro für die Leitung zusammen genutzt werden könnten.

Auf dem Grundstück hinter der bestehenden Kindertagesstätte St. Maria wird somit zunächst die neue von der AWO betriebene KiTa errichtet. Im Erdgeschoss sollen die Kindergartenkinder, im Obergeschoss die Krippenkinder großzügige Bereiche erhalten. Ein Mehrgenerationenprojekt wird die Anlage durch ein Verbindungsgebäude, das sowohl von den Kindern als auch von den Senioren genutzt werden kann – fürs Turnen, für Veranstaltungen (auch von Vereinen) und vieles mehr. Direkt daneben wird sich das Seniorenhaus anschließen, mit einer Tagespflege sowie verschiedenen Wohneinheiten für betreutes Wohnen. Einige der Wohnungen können auch erworben werden, Kemmerner Bürger bekämen ein Vorkaufsrecht, so Werner Dippold. Preise nannte er nicht.


Die Pläne in Reinform.

Ziel der überarbeiteten Planung sei auch gewesen, so Gerst, der Schule möglichst wenig Platz zu nehmen. Denn die neuen Gebäude werden über dem bisherigen Hartplatz errichtet, für diesen braucht es einen neuen Standort. Baubeginn für die Kindertagesstätte soll im Frühjahr 2019 sein, so dass die Einweihung etwa ein Jahr später erfolgen kann. Das Seniorenhaus benötigt eine längere Bauzeit und könnte Ende 2020 fertig werden. Zunächst, das Verfahren läuft parallel, muss aber ein so genannter vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Der Gemeinderat nahm den von Bürgermeister Gerst vorgetragenen Beschlussvorschlag zum weiteren Vorgehen einstimmig an.

In der Sitzung wurde mehrfach betont, dass die neue AWO-KiTa mit der bestehenden KiTa St. Maria, Träger ist die katholische Kirchenstiftung, zusammenarbeiten soll. Auch die gemeinsame Nutzung von Außenbereichen ist angedacht. Keinesfalls solle eine Konkurrenzsituation entstehen, so Gerst.

Pläne: AWO Bamberg, Architekt Karl-Heinz-Rösch, Gemeinde Kemmern
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Ein Kommentar

  1. Der Bericht zum Mehrgenerationenprojekt bedarf aus meiner Sicht als Mitglied des Gemeinderates einiger Erläuterungen. Im Grunde entstehen eine neue KiTa sowie eine Tagespflege, jeweils unter Trägerschaft der AWO.
    In der Kinderbetreuung in einer Gemeinde mit ca. 2600 Einwohnern mit zwei Trägern zu arbeiten, erscheint trotz des Pluralitätsgebots aufgrund der entstehenden Doppelstrukturen nicht unproblematisch. Nicht zuletzt die (für mich nicht nachvollziehbare) Entscheidung des Erzbistums, grundsätzlich keine neuen „Kubaturen“ zu schaffen, stand jedoch wohl einer notwendigen Erweiterung der bisherigen KiTa durch die katholische Kirchenstiftung entgegen. Ich habe in der aktuellen Sitzung des Gemeinderats nochmals gezielt nachgefragt, ob denn zumindest ein gemeinsamer Außenbereich der beiden KiTas denkbar sei. Herr Dippold als Geschäftsführer der AWO betonte hier den guten Willen. Doch der allein genügt nicht. Spätestens jetzt müssten Gespräche zwischen den Trägern stattfinden, um die Modalitäten (Versicherung etc.) zu klären, die ja unmittelbare Auswirkungen auf die Planungen nehmen. Benachbarte Gruppen zweier Träger, die durch einen Zaun getrennt werden, wären sicherlich nicht im Sinne der Kemmerner Kinder.
    Was den Seniorenbereich anlangt, lässt sich die gewünschte Lösung mit einer stationären Pflegeeinrichtung derzeit nicht umsetzen, da die dafür erforderlichen Pflegeplätze (nach Auskunft aller befragten Träger mindestens 50) aktuell nicht mit dem Bedarf in Kemmern in Übereinstimmung zu bringen sind. Entsprechend findet sich der in den ursprünglichen Planungen enthaltene Pflegebereich in dem jetzt vorgestellten Projekt auch nicht wieder. Warum ein erfahrener Träger wie die AWO zunächst ein nicht umsetzbares Konzept vorstellt, darüber muss sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Die entstehende Tagespflege bringt trotzdem eine deutliche Verbesserung der Versorgungssituation in der Gemeinde. Um Enttäuschungen zu vermeiden, muss aber klar gestellt werden, dass im Bereich des betreuten Wohnens während der Nacht (mit Ausnahme eines Rufdienstes, wie er auch im häuslichen Umfeld in Anspruch genommen werden kann) keine pflegerische Versorgung besteht (von Herrn Dippold auf Rückfrage so bestätigt). Ebenfalls auf Nachfrage wurde bekräftigt, dass das Gebäude in seiner Bauweise so konzipiert sei, dass eine spätere Umwandlung in eine stationäre Pflegeeinrichtung bei entsprechend großem Bedarf möglich sei. Etwas enttäuschend war, dass Herr Dippold für die Einzel- bzw. Doppelappartements keinen preislichen Rahmen nennen konnte. Er sicherte aber zu, diese wichtigen Informationen nachzuliefern. Derzeit ist geplant, dass lediglich die Appartements im Erdgeschoss neben der Tagespflege Eigentum der AWO bleiben und vermietet werden (mit einem Pflegegrad von mindestens 2 als Voraussetzung für einen Bezug), während die Einheiten im 1. und 2. OG zum Verkauf stehen werden. Wünschenswert wäre, dass ähnliche Vorgaben für den Bezug auch für Teile des 1. und / oder 2. OG Anwendung finden, um einer weitgehenden Umwidmung des Seniorenhauses in ein Investitionsobjekt vorzubeugen.

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