Mehr tun (nicht nur) für Senioren

Das alte Schulhaus in Ebing steht nahezu leer. Dabei befindet sich das Grundstück an einem Ort, der nicht zentraler im Markt Rattelsdorf liegen könnte: Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und die Abtenberghalle befinden sich in unmittelbarer Nähe. Somit gilt es, entweder dem Gebäude neues Leben einzuhauchen oder einen Ersatzneubau zu schaffen – und das gesamte Umfeld mit einzubeziehen.

Es geht um eine Fläche von rund 10.000 Quadratmeter. Und die Wunschliste ist groß. Das zeigte eine Bürgerversammlung, zu der der Markt Rattelsdorf am 21. Oktober in die Abtenberghalle eingeladen hatte. „Das Thema findet Wiederhall in der Bevölkerung“, so Bürgermeister Bruno Kellner mit Blick ins recht große Publikum. „Für Senioren wurde bei uns bisher zu wenig getan. Wir hätten nun die Möglichkeit, hier ein soziales Quartier in der Heimat zu etablieren.“ Damit griff Kellner die Thematik aus der Gemeinderatssitzung vom 26. September auf, wo bereits über ein neues Nutzungskonzept für das alte Schulhaus beraten worden war. „Unsere Möglichkeiten sind vielfältig: Wollen wir ein Bürgerhaus? Ein Kulturhaus? Eine Bibliothek? Ein Vereinshaus? Über alles darf nachgedacht werden, die heutige Versammlung ist lediglich als Auftakt zu verstehen. Wir befinden uns ganz am Anfang eines großen Projektes.“ Klar wurde: Ein Wohnkonzept für Senioren wäre wünschenswert, sollte sich aber in einem komplett neu zu entwickelnden Umfeld befinden, um auch andere Generationen einzubinden.

Kellner hatte für einen Vortrag Brigitte Herkert von der Koordinationsstelle „Wohnen im Alter“ des bayerischen Familienministeriums eingeladen. „Wir dürfen das Leben im Alter nicht eindimensional sehen. Denn es geht nicht nur um die Frage des Wohnangebots“, so Herkert. Auf dem Land seien die Chancen groß, auch die anderen Aspekte mit zu berücksichtigen, denn hier gebe es noch starke Familienverbünde, kurze Wege zu Hilfsangeboten und günstige Mietpreise. Daher gelte es, ein Wohnprojekt und sein Umfeld zu hundert Prozent auf den Markt Rattelsdorf abzustimmen.


Brigitte Herkert präsentierte Beispielprojekte und ging auch auf die demografische Entwicklung ein.

Was brauchen und wollen Sie?

Herkert zeigte auch die demografische Entwicklung für Rattelsdorf: Die „jungen Alten“ von 60 bis 75 Jahren nehmen stetig zu, während die 18- bis 25-Jährigen allein bis zum Jahr 2031 um zehn Prozent weniger werden. Aber auch die unter 8-Jährigen seien eine wachsende Bevölkerungsgruppe.

Beim Thema „Wohnen im Alter“ sei der größte Wunsch der Menschen, möglichst lange zu Hause bleiben zu können. Viele könnten sich aber auch vorstellen, noch einmal umzuziehen, insbesondere, wenn das neue Zuhause nicht weit vom bisherigen entfernt sei. So etwas könnte ein Wohnprojekt in Rattelsdorf angehen. Denn der Wohnungsmarkt sei bisher nur zu einem sehr geringen Prozentsatz barrierefrei, Umbauten oft schwer möglich. Herkert stellte daraufhin die verschiedenen Möglichkeiten von Wohnprojekten vor – von klassischen barrierefreien Wohnungen über betreute Wohnanlagen, gemeinschaftsorientiere Projekte im Stil von Wohngemeinschaften (mit und ohne ambulante Betreuung) sowie die stationäre Pflege. „Sie müssen sich die Frage stellen: Was brauchen und wollen Sie hier in Rattelsdorf?“

Die nächsten Schritte erläuterte kurz Bürgermeister Kellner. Zunächst muss der bauliche Zustand des alten Schulhauses genauer untersucht werden – die Ergebnisse werden dann entscheidend für das weitere Vorgehen sein. Dass für ein Projekt, das Wohnen im Alter mit Kultur, Vereinen und anderen Angeboten kombinieren könnte, eine hohe Förderung durch die Städtebauförderung möglich sei, gab Kellner ebenfalls weiter. Dafür wird auch eine intensive Bürgerbeteiligung notwendig sein, genauso wie ein Architektenwettbewerb, bei dem die Gemeinde ihre Vorstellungen konkret einbringen und dann Ideen von verschiedenen Architekturbüros erhalten könnte.

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