„Mittelschule ist in Rattelsdorf out!“

Die seit Jahren sinkenden Schülerzahlen, auch bedingt durch hohe Übertrittsquoten auf Realschulen und Gymnasien, treffen viele Gemeinden mit ehemals Haupt- und nun Mittelschulen hart. Nun wird Rattelsdorf wohl seine Mittelschule verlieren und daher auch aus dem Schulverbund mit Baunach, Breitengüßbach und Zapfendorf austreten. Der Schwerpunkt soll künftig auf der Grundschule liegen, wo sich die Frage stellt: Sanierung oder Neubau des Schulhauses?

Vorab: Entscheidungen über das weitere Vorgehen fielen in der Sitzung des Rattelsdorfer Marktgemeinderats vom 16. Oktober 2014 keine, wobei einige Punkte dem Gremium vorgegeben sein werden. Dazu gehört, dass die Mittelschule keine Zukunft mehr haben wird. Die aktuell etwa 60 Schüler der fünften bis neunten Klasse könnten also schon sehr bald in einer Nachbargemeinde, bevorzugt Zapfendorf, unterkommen. Schon jetzt ergebe sich ohnehin die Situation, so Bürgermeister Bruno Kellner, dass die Schüler „nicht mehr gefördert, sondern befördert“ würden. Er spielte damit auf die stark gestiegenen Kosten an, um die Schüler zwischen den Schulen im Mittelschulverbund Oberes Maintal mit Baunach, Breitengüßbach und Zapfendorf zu transportieren. Nur durch diesen Austausch von Schülern ließ sich bislang die Schließung einzelner Schulen verhindern.

Nun zieht aber die Regierung von Oberfranken die Reißleine. „Vom Standort Rattelsdorf ist Abstand zu nehmen“, gab Kellner Informationen aus Bayreuth weiter, die Mittelschule sei somit für Rattelsdorf out. Daher gelte es, nun einen Schwerpunkt auf eine zweizügige Grundschule und das Mittags- und Nachmittagsangebot Itz-Kids zu legen, wo aktuell 74 Kinder betreut werden. Das Aus für die Mittelschule hatte sich lange angekündigt, schon in einer Gemeinderatssitzung vor anderthalb Jahren war die Mittelschule das große Thema gewesen.

Die alte Frage: Sanierung oder Neubau?

Für die Marktgemeinderäte stellt sich aber noch eine ganz andere Frage: Wie soll mit dem Schulgebäude verfahren werden? Zumindest eine vollständige Sanierung ist unumgänglich, nachdem im Winter und Frühjahr dieses Jahres auch das Thema PCB- und Schimmelpilz-Belastung grassierte. Das scheint zwar ausgeräumt, dennoch ist das Schulhaus dringend renovierungsbedürftig, wie Untersuchungen des Architekten Stefan Paptistella zeigten.

Eine Sanierung würde nach ersten Kostenschätzungen mit etwa 5,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, wovon die Gemeinde rund 2,9 Millionen Euro selbst tragen müsste. Sollte sich die aktuelle Tendenz zur Sanierung in Richtung Neubau ändern, auch, weil noch ein Statiker-Gutachten aussteht, würde ein Neubau zwischen 5,7 und 6,5 Millionen Euro kosten. Schulleitung und Regierung forcieren aber die Sanierung, die Schulleitung schon alleine deshalb, weil bei einem Neubau wohl weniger Räume zur Verfügung stünden und auch die Klassenzimmer kleiner wären.

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Natürlich tauchten zur möglichen Sanierung viele Fragen auf. Andreas Schmittwolf (Christliche Wähler Union, CWU) plädierte für die Sanierung, falls sich die Belastung des Gebäudes damit auf null reduzieren lasse. Hans-Jürgen Scheerbaum (CSU) brachte eine andere Sichtweise mit ein: „Die Erfahrung zeigt, dass man bei Sanierungen die Kosten niemals so im Griff hat wie bei einem Neubau“ – es drohten immer Überraschungen. Abschließend zu diesem Punkt wurde die Verwaltung bei vier Gegenstimmen beauftragt, die statische Untersuchung durchführen zu lassen und damit das Gebäude vor einer endgültigen Entscheidung – Sanierung oder Neubau? – genauer untersuchen zu lassen. Betroffen von einer Sanierung wäre ausschließlich der Gebäudeteil zwischen Turnhalle und Altem Schulhaus.

„Ihr Ebinger wollt die Schule mit aller Gewalt in Ebing haben.“

Mit dieser Entscheidung nicht einverstanden waren die Gemeinderäte der Ebinger Liste, die eine Verlagerung der Schule in den Bereich der Abtenberghalle in Betracht ziehen. In einem Antrag war vor einigen Monaten der Bürgermeister beauftragt worden, zwei Standorte zu prüfen – gegenüber der Halle und auf dem Grundstück des ehemaligen Plus-Marktes unter Einbeziehung des Nachbargrundstückes neben dem Netto-Markt. Kellner stellte die Ergebnisse vor: Das Grundstück gegenüber der Halle sei zu schmal, wodurch sich keine Busspur unterbringen ließe, zudem müsste noch eine Abbiegespur gebaut werden. Die anderen Grundstücke befänden sich nicht im Besitz der Gemeinde und müssten somit teuer erworben werden, er rechne mit einem Betrag im hohen sechsstelligen Bereich.

Die Räte der Ebinger Liste gaben sich damit allerdings nicht zufrieden. „Uns sollte die Tragweite der Entscheidungen in Sachen Schule bewusst sein“, sagte Andreas Eiermann. „Die Vorteile des Standorts sind offensichtlich.“ Sollte gegenüber der Abtenberghalle der bereits beschlossene Mehrgenerationenplatz errichtet werden, ergäbe des mit der Schule auch Synergieeffekte. Hans-Jürgen Scheerbaum sprang seinem Ebinger Gemeinderatskollegen bei. „Bei einem Neubau an der Ebinger Straße wäre auch eine Gegenfinanzierung möglich, da eine große hochwertige Fläche im Ortskern von Rattelsdorf mit dem bisherigen Schulgebäude frei werde.“ Christine Jäger (SPD) sah das ganz anders und wies auf die Gefahren hin, wenn die Rattelsdorfer Schüler die Bundesstraße überqueren müssten, viele würden sicher dazu nicht die Unterführung nutzen. Und Andreas Schmittwolf warf den Ebingern das Basteln von Konstrukten vor: „Ihr Ebinger wollt die Schule mit aller Gewalt in Ebing haben.“

Wie geht es weiter? Bürgermeister Kellner soll nochmals mit dem Grundstückseigentümer (Plus-Markt und angrenzendes Grundstück) in Kontakt treten und einen konkreten Kaufpreis erfragen. Einig waren sich die Räte, dass das Thema Schule zu wichtig sei, um es politisch zu zerlegen, wie Reinhard Schmid (SPD) bemerkte.

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