Im kommenden Jahr müssen zu dieser Zeit längst die Bagger rollen. Die Erneuerung der Ortsdurchfahrt Reckendorf dürfte eine große Baustelle werden – zentrale Details waren in der Reckendorfer Gemeinderatssitzung zu erfahren.
Valentin May von der Planungsgruppe Strunz betreut für die Gemeinde Reckendorf das Projekt. Er hatte dem Gemeinderat am 9. November 2022 viele Infos mitgebracht. So etwa, dass sich die Straßenbreite ein wenig verringern soll – von aktuell bis zu 7,6 Meter auf dann sieben Meter. Dadurch wird mehr Platz für die Gehsteige geschaffen, die an einigen Stellen deutlich verbreitert werden können und zudem gepflastert werden sollen. Ein zentraler Knackpunkt bleibt aber die Engstelle im Ortszentrum. Hier wird sich an der Fahrbahnbreite nichts verändern lassen, lediglich die Bordsteinhöhe kann reduziert werden.
Weitere Veränderung zur aktuellen Situation: die Bushaltestellen werden künftig nicht mehr in Buchten, sondern am Fahrbahnrand angeordnet. Im Ortskern sind zudem einige Baumpflanzungen angedacht. Auch an den Ortseinfahrten soll sich etwas tun – die nördliche Querungshilfe soll barrierefrei werden, im Süden eine neue entstehen. In diesem Bereich ist allerdings Grunderwerb nötig, um den Fuß- und Radweg anzubinden. Die wesentlichen Unterlagen zum Gesamtprojekt liegen gerade beim Staatlichen Bauamt zur Prüfung.
Bauzeit: Mindestens ein Jahr
Eine offene Frage bleiben die Wasserleitungen. Bürgermeister Manfred Deinlein erklärte auf Nachfrage, der Förderantrag dazu werde gerade mit den Ämtern abgestimmt. Man habe mit diesem warten müssen, da noch unklar sei, wer im kommenden Jahr Träger der Wasserversorgung ist. Hintergrund: Der „Zweckverband zur Wasserversorgung der Reckendorfer Gruppe“ wird aufgelöst, so dass die Gemeinde selbst künftig der Ansprechpartner für das Thema Trinkwasser ist. In der Septembersitzung hatte das noch anders geklungen. Damals hatte Gemeinderat Hartwig Pieler (CSU) gefragt, ob die Gemeinde automatisch Rechtsnachfolger sei, wenn sich der Wasserzweckverband auflöse. Deinlein hatte dies damals bestätigt und erklärt, das habe, etwa bei Fördergeldern, keine Auswirkungen.
Dritter Bürgermeister Ludwig Blum (CSU) fragte May nach einer Zeitschiene. Der antwortete, dass die Erneuerung in Teilen stattfinden werde. Die Ausschreibung sei für das Frühjahr angedacht, Baubeginn müsse noch im Jahr 2023 sein. Es sei mindestens mit einem Jahr Bauzeit zu rechnen, wobei bei einigen Bereichen keine Vollsperrung nötig sei. Vorher, das bestätigte auch Deinlein, muss die Gemeinde aber ihre Arbeiten in Sachen Wasser und Kanal an dieser Stelle erledigen, etwa die Kanalsanierung per Inliner.
Solarpark: Bebauungsplan erarbeitet
Von der Firma Südwerk, die für die Reckendorfer Energiegesellschaft (REGe Gmbh) die nötigen Unterlagen erstellt, wurde der Vorentwurf zum Bebauungsplan zur Errichtung eines Solarparks vorgelegt. In dessen Geltungsbereich liegen elf Grundstücke mit einer Gesamtfläche von rund 240.000 Quadratmetern. Nachdem einige Landwirte nicht bereit waren, Grundstücke zur Verfügung zu stellen, konnte keine zusammenhängende große Fläche gebildet werden.
Das stieß im Gemeinderat auf Kritik. Es stelle sich die Frage, so Gemeinderat Markus Sippel (WBFW), ob das Projekt überhaupt rentabel sein könne. „Aktuell ist es aufgrund der wenigen und verstreut liegenden Flächen ein Blindflug, wir kennen keine Baukosten, es gab keine Bürgerinformation. Zudem hätte ich mir eine Wirtschaftlichkeitsberechnung gewünscht.“ Dennoch kündigte Sippel an, heute zuzustimmen, um das Thema nicht weiter zu zerreden. Denn, das war im Gremium zu erkennen, die Unterstützung für das Solar-Projekt der REGe ist groß. Bei einer Gegenstimme brachte der Gemeinderat den vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg.
Heimatpfleger zurückgetreten
Erneut auf der Tagesordnung stand das Thema „Heimatpfleger“. Nachdem Heimatpfleger Klaus Etterer bereits per Brief seinen Rücktritt angekündigt hatte, verlas Bürgermeister Deinlein lediglich die vorbereitete Sitzungsvorlage. Er wolle das Amt nicht abschaffen, sondern die Option einer Neubesetzung offenhalten. Zudem freue er sich, wenn Etterer sein Wissen der Gemeinde „künftig auch ohne Titel zur Verfügung“ stelle. Der Gemeinderat nahm einstimmig Kenntnis von Etterers Rücktritt, das Bedauern war aber groß. Bernhard Müller (SPD) meinte, er schäme sich als Gemeinderat für das, was vorgefallen sei. Es sei traurig, dass jemand, der seine Sache gut gemacht habe, das Amt niederlegen müsse. Einige Räte bedankten sich bei Etterer für sein Engagement, Ludwig Blum gab die Bitte an Deinlein weiter, den noch ausstehenden Geldbetrag für eine Weiterbildungsmaßnahme doch noch an Etterer zu überweisen.
Bauanträge sind normalerweise eher wenig spannend, diesmal gab es aber einen, der hervorstach – die Errichtung einer Photovoltaik-Freianlage am Ortsrand im Anschluss an die Bebauung. Der Bauausschuss hatte die dafür notwendige Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans abgelehnt, der Bereich ist als private Grünfläche ausgewiesen. Nachdem mehrere Gemeinderäte aber eine Nachprüfung verlangt hatten, kam das Thema nun auf die Tagesordnung einer Vollsitzung. Bei einer Gegenstimme wurde der Bau hier durchgewunken, die Situation wurde nach einer Ortseinsicht von den meisten, die im Bauausschuss Ablehnung gezeigt hatten, neu bewertet. Lediglich Bürgermeister Deinlein war dagegen, da er die Anlage als störend für die Anwohner bezeichnete. Zwei Gemeinderäte durften aufgrund persönlicher Beteiligung nicht mit abstimmen.
In der Sitzung stellte sich auch Laura Späth von der Baunach-Allianz vor. Sie ist Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik und dafür zuständig, global verantwortliches Handeln in der Allianz zu verankern, Strukturen aufzubauen und eine Nord-Süd-Partnerschaft zu verstetigen. Partnerland ist Tunesien, hier fanden auch bereits ein Besuch sowie ein Gegenbesuch statt. Späth erklärte den Rätinnen und Räten, was im Rahmen ihrer Arbeit möglich ist. Sie bot auch Infoveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Beratung von Kitas und Schulen an.