Über ein Jahr ist es her, dass sich engagierte Zapfendorfer Bürger zusammen mit den Stadtplanern vom Büro transform im Rahmen einer Bürgerwerkstatt mit der Zukunft der Marktgemeinde beschäftigten. Nun stellten die Planer den Abschlussbericht zum Städtebaulichen Entwicklungskonzept (SEK) vor, das Voraussetzung für eine künftige Förderung von Maßnahmen ist. Außerdem legte das Institut für Energietechnik (IfE) an der Hochschule Amberg-Weiden in der Gemeinderatssitzung vom 25. April 2013 einen Energienutzungsplan vor und gab Empfehlungen.
Zapfendorf ist in einer sehr komfortablen Situation. „Bis 2030 könnte es Ihnen sogar gelingen, den CO2-Ausstoß fast gegen Null zu fahren“, sagte Prof. Dr. Markus Brautsch vom IfE im Rahmen seiner Präsentation. Die Datenbasis sei dabei sehr gut gewesen, denn sowohl die offiziellen Erhebungsstellen als auch die Kaminkehrer und Unternehmen hätten gut mit den Wissenschaftlern zusammengearbeitet. Positiv schlägt in Zapfendorf vor allem das Holzkraftwerk zu Buche, das unter die Erneuerbaren Energien fällt. Außerdem habe Zapfendorf in den kommunalen Liegenschaften beste Voraussetzungen durch die gerade abgeschlossene Schulsanierung sowie die Beheizung des Schwimmbades durch Abwärme der Bayerischen Milchindustrie (BMI). Letzteres Unternehmen bildet künftig einen Schwerpunkt der weiteren Untersuchungen, denn das IfE wird hier ein separates Energiekonzept erarbeiten.
Gebäudesanierung: Auch kleine Schritte können Einsparungen bringen
Insgesamt erzeugt Zapfendorf heute bereits 95 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in der Gemeinde – durch Photovoltaik, Windkraft und Biomasse (Holzkraftwerk). Potenziale sah Brautsch insbesondere in Sachen Solarenergie und Windkraft. So könnte Zapfendorf einmal 20 Prozent des Stromverbrauchs durch diese beiden Technologien abdecken, wenn ein weiterer Zubau erfolgt.
Der CO2-Ausstoß in Zapfendorf könnte 2030 fast gegen Null tendieren
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Einen Schwerpunkt legte Brautsch auch auf die Gebäudesanierungen. Allein durch eine jährliche Sanierungsrate von zwei Prozent könnte fast 20 Prozent der Heizenergie eingespart werden. Pro Jahr müssten die Bürger in der Gemeinde in diesem Fall 1,2 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 investieren, um dieses Ziel zu erreichen. Brautsch betonte, dass nicht immer eine umfassende Sanierung nötig sei, sondern auch kleine Maßnahmen wie der Austausch der Fenster oder die Isolierung des Daches bereits wirksam sein können. Der Gemeinde empfahl er eine Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik, was den Energieverbrauch fast halbieren würde. Der Austausch der Lampen würde 300.000 Euro kosten.
Bei Erweiterung könnte Gewerbegebiet per Nahwärmenetz versorgt werden
Geprüft wurde auch die Nutzung der Abwärme des Holzkraftwerkes. Die BMI wäre hier ein guter Abnehmer, allerdings wären zur Verbindung der beiden Unternehmen 1,5 Kilometer Leitung nötig. Daher ist dies unrentabel. Auch der Aufbau eines Nahwärmenetzes, zum Beispiel für die Hauptstraße, biete sich nicht an, da zum einen das Kraftwerk gesichert nur bis 2020 laufen wird und zum zweiten der zu erzielende Endpreis nicht konkurrenzfähig wäre. Brautsch schlug daher vor, im Rahmen der Aufwertung des Gewerbegebietes West bei der Ansiedlung neuer Unternehmen eine Anbindung dieser Gebäude an ein Wärmenetz im Auge zu behalten.
Nach der Aufstellung des Energienutzungsplans, der zu 50 Prozent vom Bayerischen Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie gefördert wurde, soll ein Sanierungsmanager die Bürger bei Gebäudesanierungen beraten und begleiten. Dabei ist Zapfendorf eine von bayernweit drei Gemeinden, die an einem Modellprojekt teilnimmt. Bürgermeister Josef Martin widersprach einem Zeitungsbericht, der Oberhaid als erste Gemeinde im Landkreis vorgestellt hatte, die über einen Energienutzungsplan verfügen wird. In Oberhaid beginnen gerade die Untersuchungen. Gefördert werden sollen in Zapfendorf in Sachen Gebäudesanierung jeweils drei Gebäude aus sieben Altersklassen. Dazu wird in Kürze eine Haushaltsumfrage gestartet.
SEK: Mögliche Wohngebiete am Ortsrand nicht nutzen, sondern zurücknehmen
Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung vom 25. April war die Vorstellung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes, das bei zwei Gegenstimmen dann auch verabschiedet wurde. Zapfendorf schafft damit die Voraussetzung für den Verbleib in der Städtebauförderung.
Die Stadtplaner Markus Schäfer und Yvonne Slanz von transform aus Bamberg fassten die Ergebnisse der Untersuchungen und der Gespräche mit den Bürgern zusammen und bildeten Schwerpunkte. In Sachen Innenentwicklung und Siedlungsstruktur soll es vorerst keine Neuausweisung von Wohnflächen geben, potenzielle Baugebiete im Norden und Süden sollen zurückgenommen werden, um den Ortskern zu stärken. Außerdem werden die Sanierung und der Umbau der Hauptstraße / Bamberger Straße ein Schwerpunkt sein. Der erste Schritt wurde schon konkret und betrifft das Anwesen Hofmann in der Hauptstraße – vertiefende Untersuchungen und ein Nutzungskonzept für die Zukunft stehen ganz oben auf der Agenda.
An den Ortsrändern sollen keine neuen Wohnhäuser mehr entstehen
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Weiterhin soll die Westtangente in naher Zukunft umgesetzt, die Naherholung durch die Schaffung eines Sportparkes gestärkt und die Gewerbegebietsflächen besser vermarktet werden. Auch ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) steht als wichtige Zukunftsvoraussetzung der sozialen Infrastruktur im SEK. Die Planer betonten auch die Wichtigkeit einer lebendigen Dorfgemeinschaft – die Gemeinde müsse hier die Angebote für Vereine ausbauen und deren Aktivitäten vermehrt koordinieren.
Nach der Vorstellung durch die Planer verstrickten sich die Gemeinderäte in Detaildiskussionen. Obwohl Bürgermeister Josef Martin und die Planer selbst mehrfach betonten, dass es sich nur um ein Konzept handle und keiner der darin verzeichneten Schritte schon heute bindend sei, kamen vermehrt Diskussionen über die Kosten und die Beteiligung der Bürger über die Straßenausbaubeiträge auf. Zwei Gemeinderäte stimmten dem SEK daher abschließend auch nicht zu. Das SEK wird im Rahmen einer Bürgerversammlung nochmals ausführlich der Öffentlichkeit präsentiert.
Johannes Michel. Grafiken: transform und IfE